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Perry Rhodan Neo 019 - Unter zwei Monden

Perry Rhodan Neo 019 - Unter zwei Monden

Titel: Perry Rhodan Neo 019 - Unter zwei Monden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
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schwieg.
    Goratschin lächelte. »Du hast eine wunderbare Gabe. Ich stand in meinem Leben einigen Gegnern gegenüber. Aber niemals einem so schnellen ...«
    »Ihr Bruder fand auch, dass ich eine wunderbare Gabe habe!«, platzte es aus Sid heraus. Der Zorn – er war einfach da, kam aus dem Nichts. Er hob beide Arme, streckte Goratschin seine Handflächen entgegen, die eine Nuance heller wirkten als die Haut des restlichen Körpers. Es waren die Spuren der Verbrennungen, die der edle Ivanhoe ihm in bester Absicht beigebracht hatte. »Er fand die Gabe sogar so toll, dass er alles getan hat, damit ich sie ihm zeige!«
    Mehrere Atemzüge lang blieb er in der Haltung, dann nahm er die Arme herunter und verschränkte sie vor der Brust.
    Goratschin setzte sich gerade hin. Plötzlich sah er betroffen, ja sogar ein wenig traurig aus.
    Der Teufel hat viele Gesichter, dachte Sid.
    »Ich habe viele Jahre meines Lebens verloren.« Goratschins Augen schimmerten. »Als ich zurückkam, musste ich lernen, dass nichts mehr so war, wie ich es gekannt habe. Ich kenne dich nicht, Sid González, aber ich wünsche dir nicht, dass du jemals in eine Situation kommst, in der du von einer Reise zurückkehrst und deine Familie, Freunde und Kameraden entweder tot oder völlig fremd geworden sind. Dass du heimkommst, um zu erfahren, dass du kein Heim mehr hast. Und ich sage dir etwas, Sid: Ich werde mich nicht für die Taten meines Bruders entschuldigen.«
    »Sie sind ein Zwilling«, sagte Sid und ärgerte sich, dass seine Stimme viel zu hoch und kindlich klang, »Zwillinge haben dieselben Gene. Zwillinge haben dieselben Gedanken.«
    »Und doch sind ihnen unterschiedliche Wege gegeben«, gab Goratschin zurück. »Wusstest du, dass Iwanowitsch und ich einst zusammengewachsen gewesen waren? Unsere Familie hat alles riskiert, um mit uns nach Amerika zu flüchten. Ärzte haben meinen Bruder und mich auseinandergeschnitten. Sie haben uns getrennt, damit wir unsere eigenen Wege gehen konnten. Und das haben wir getan.«
    Sid hielt es kaum auf dem Stuhl. Er hörte sein eigenes Herz schlagen. So laut und unangenehm. Entlarvend.
    »Ihr Bruder war ein Mörder. Er hat meinen Freund Elmer Bradley umgebracht. Er hat andere getötet. Er wollte auch mich töten. Sagen Sie mir, dass Sie kein Mörder sind!«
    Goratschins Gesicht verfinsterte sich, als wäre er in den Schatten einer Gewitterwolke geraten.
    Seine Gesichtszüge verhärteten sich, die Linien zwischen Mundwinkel und Nasenflügel wurden tiefer und kantiger, wie von einem Messer geritzt.
    »Ich war im Krieg. Dreißig Jahre ist es her. Afghanistan. Ich habe gekämpft. Ich musste töten, um zu überleben. Damit meine Kameraden überlebten. Ich ...«
    Goratschin kam ins Stocken, was Sid befriedigt zur Kenntnis nahm. Der Mann hatte schnell, fast hastig gesprochen. Innerhalb von Sekundenbruchteilen hatte er einen großen Teil der Ruhe verloren, die er zuvor ausgestrahlt hatte.
    »Ich bin kein Mörder. Ich bin ein ...«
    »Ein Monster«, sagte Sid genüsslich. Nun klang seine Stimme nicht mehr hoch und kindlich. Er hatte seinen Ton gefunden. Die Souveränität, die Goratschin verloren hatte, war zu ihm übergewechselt.
    Goratschin schloss die Augen, ließ sich langsam ins Polster des Sessels zurücksinken.
    »Ich weiß genau, was Sie sind und was Sie können«, hieb Sid einen weiteren Schlag in die Kerbe. »Sie haben vielleicht nicht die Hände von Jugendlichen verbrannt, wie es Ihr Bruder getan hat. Aber Sie haben auch nach dem Ende Ihres Komas nicht aufgehört, böse Dinge zu tun. Sie haben die GOOD HOPE aus dem Himmel geholt. Und beinahe hätten Sie das Fantanschiff verbrannt. Das hätte der Beginn eines Krieges sein können, der die ganze Erde hätte vernichten können!«
    »Das war ich nicht«, stieß Goratschin aus. Er blickte Sid an. Tränen schimmerten in seinen Augen. »Mir wurde ein fremder Wille auferlegt. Ich wurde benutzt!«
    Sid atmete tief ein. Roch die frische Süße der Mango. Fühlte die Macht, die er in diesem Moment über den Hünen hatte. »Wer einmal benutzt worden ist, kann wieder benutzt werden«, blieb er unerbittlich. »Terrania ist der Ort der Zukunft. Menschen mit Visionen leben hier. Visionen, die aber auch mächtige Feinde haben. Wie lange wird es gehen, bis diese Feinde bemerken, dass hier eine Waffe, ein Mordinstrument, bereitliegt, das sie nur benutzen müssen, um die Stadt der Visionen zu verbrennen?«
    Goratschin wischte sich über das Gesicht. Er sah alt und müde aus.

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