Perry Rhodan Neo 019 - Unter zwei Monden
»John hat mir gesagt, dass du dich bei mir entschuldigen willst«, sagte er. »Ich war nicht darauf vorbereitet, mich vor einem moralischen Hochgericht zu verteidigen.«
Sid vermochte das Grinsen nicht ganz zu unterdrücken, das sich wie von allein auf sein Gesicht gestohlen hatte. »Sie sind wie Ihr Bruder. Er war auch ein Monstrum.«
Goratschin sah ihn an. Übergangslos verschwanden die Emotionen aus seinem Gesicht. Sein Blick fühlte sich kalt und unbarmherzig an. Ein kalter Schauer rieselte über Sids Rücken. Angst stieg in ihm hoch.
»Ja«, sagte Iwan Goratschin klar. »Ich bin wie mein Bruder. Bin es immer gewesen. Aber ich werde es bald nicht mehr sein. Deswegen kam ich hierher. Kam ich ins Lakeside Institute.« Er beugte sich zu ihm herüber. »Schau mal, Sid: Es stimmt alles, was du über meine Taten erzählst. Was du aber nicht weißt, ist, dass ich müde bin, eine Waffe zu sein. Ich bin es müde, dass diese Gabe über allem steht, was mir wichtig ist. Vor nicht allzu langer Zeit hätte ich es beinahe geschafft, glücklich zu werden, weil ich jemanden getroffen habe, der mir sehr wichtig wurde. Aber das geht nicht, solange diese ... dieses Ding in mir drin ist. Meine Gabe ist einzig und allein dazu da, Dinge zu zerstören. Wie gern würde ich stattdessen das Geheimnis der Teleportation kennen, wie du es tust. Nur ... nachdem es mir, zum Glück, nicht gelungen war, das Schiff der Fantan zu vernichten, habe ich, sagen wir, nachgedacht. Ich habe mich kürzlich erst von Ishy Matsu getrennt, von der einzigen Liebe, die ich je gefunden hatte. Um zu mir zu finden, um herauszufinden, wer ich eigentlich bin.«
Sid hielt seine Emotionen nur mühsam unter Kontrolle. Er fühlte sich wie ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch. »Und«, presste er heraus, »haben Sie es herausgefunden?«
»Nur halb. Ich weiß zumindest, was ich nicht mehr sein will. Eine Waffe, die benutzt werden kann.«
Sid hielt es nicht mehr aus. Er schnellte aus dem Sessel hoch, richtete seinen rechten Zeigefinger auf Goratschin. »Das ist verdammter Bullshit, den du von dir gibst! Ich glaube dir kein Wort! Terrania und Lakeside sind mein Zuhause! Du hast kein Recht, hier zu sein! Ich will, dass du verschwindest!«
Funken sprühten. Sid sprang.
7.
Crest
Unter der falschen Wega
»Sie meinen es ernst!«, wiederholte die Terranerin aufgeregt. »Sie sind gerade dran, eine Waffe auf unseren Standort zu richten!«
»Was bei allen faulen Gelegen ist das?«, fragte Trker-Hon. »Sehen Sie sich das an: Es wird mit einem Verbrennungsmotor betrieben!«
»Sie haben recht«, gab Crest gepresst zurück.
Das Luftschiff mochte an die zweihundert Meter lang sein; ein Zwischending zwischen Zigarre und Oval. Vier mal vier Propellerblöcke, angeflanscht an den Seiten des Ballonkörpers, wo der Luftwiderstand am größten war. Sie knatterten und stießen grauen Qualm aus, den die mächtigen Propeller zerkleinerten und verteilten.
Die Passagierkapsel glitzerte bronzefarben am Bauch des Luftschiffs.
Fasziniert schüttelte Crest den Kopf. »Alles hätte ich erwartet, nur einen solchen Anblick nicht.«
Er spürte einen Schlag gegen seinen linken Arm und blickte in Michalownas Gesicht. »Hören Sie schlecht?«, fragte sie. »Wir sind in Lebensgefahr! Wir müssen von hier verschwinden!«
»Es ist nur ein seltsamer Ballon«, sagte Trker-Hon. »Eine Vergnügungsfahrt, wenn Sie mich fragen.«
»Nein!«, rief die Terranerin. »Sie verstehen nicht – ich fange etliche Gedankenfetzen auf. Das da oben ist das Wächterschiff! Der geflüchtete Ferrone hat die Verstärkung mobilisiert. Dort oben ist man sich sicher, dass das Tor Dämonen aus der ferronischen Sagenwelt ausgespien hat! Damit kann nur der Transmitter gemeint sein. Daneben empfange ich etliche Bilder, die eine erstaunliche Ähnlichkeit zu terranischen Drachen aufweisen!«
»Was sind Drachen?«, fragte der Topsider.
»Fabelwesen in Echsen- oder Schlangenform«, murmelte Crest, ohne den Blick vom Luftschiff zu nehmen. »Oder mit anderen Worten: Sie, weiser Trker-Hon!«
»Sie wollen uns und das Tor vernichten, bevor wir Unheil über Ferrol bringen können.«
Crest stutzte. Blickte sie überrascht an. »Sie nennen diese Parallelwelt tatsächlich Ferrol?«
Michalowna öffnete den Mund. Verblüfft. Zornig. »Wir müssen sofort von hier weg! Geht das in Ihre Schädel hinein? Sie haben Waffen an Bord!«
»Aber es sind doch nur Primitiv...«
Das Luftschiff schob sich über sie. Dunkle schwarze Punkte
Weitere Kostenlose Bücher