Perry Rhodan Neo 019 - Unter zwei Monden
reichte sie ihr. Michalowna griff zu.
»Der Gleißende Tod!«, sagte Trker-Hon. »Sie halten eine Waffe in den Händen, die es seit der Endphase des Dunklen Zeitalters der Ferronen nicht mehr gibt.«
»Aber wie ...« Michalowna erbleichte. »Wir sind nicht auf einer Parallelwelt.«
»Nein«, bestätigte Crest. »Wir sind auf dem echten Ferrol – nur Tausende von Jahren in der Vergangenheit.«
10.
Sid González
Lakeside Institute, Terrania
Sid rannte durch die Dunkelheit. Seine nackten Füße berührten den Boden kaum. Das Herz hämmerte wie wild. Er darf mich nicht erwischen!, dachte er.
Gehetzt blickte er über die Schulter. Er sah die Flammen, die das Lakeside Institute einhüllten wie eine riesige Fackel.
Wo war Gucky? Der Mausbiber hatte ihn aus seinen Albträumen gerissen. Guckys große glänzende Augen hatten sein Gesichtsfeld ausgefüllt.
»Schnell, Sid!«, hatte der Außerirdische gepiepst. »Du musst mir helfen! Goratschin hat im Schlaf ein Feuer entfacht. Alles steht in Flammen. Du musst die anderen in Sicherheit bringen!«
Als er nicht reagierte, hatte ihm der Mausbiber mit seiner felligen Hand ins Gesicht geschlagen. Mehrmals. Einer seiner spitzen Nägel hatte die Haut unter Sids linkem Auge aufgeritzt.
Sid war in einem Funkenreigen verschwunden und in der schwarzen Wüste gelandet. Seither rannte er davon, weg von den Schreien der Sterbenden, weg von Gucky, Goratschin und der Verantwortung. Einfach nur weg.
»Sid!«, hörte er die Stimme des Mausbibers. »Was ist los!«
»Lass mich in Ruhe!«, schrie Sid. »Ich kann nicht! Verstehst du nicht? Er wird uns alle verbrennen! Ich kann nicht zurück!«
Sid konnte den Mausbiber in der Dunkelheit nicht erkennen. Wie schaffte es das kleine Geschöpf mit den kurzen Beinen, mit ihm Schritt zu halten? Niemals wieder würde er nach Terrania zurückkehren. John, Perry Rhodan und die anderen waren ab nun Vergangenheit. Weg!
Er spürte Guckys fellige Hand an der Wange. Die Berührung fühlte sich sanft und beruhigend an.
»Lass mich!«, schluchzte Sid. »Bitte lass mich gehen.«
»Das werde ich nicht«, sagte Gucky. »Es ist alles gut. Öffne die Augen.«
Verwirrt blieb er stehen. Dann erst bemerkte er, dass er gar nicht rannte. Er lag.
Sid öffnete die Augen. Das Licht in seinem Zimmer brannte. Gucky saß im Schneidersitz neben ihm auf der roten Bettdecke.
»Ich ... ich habe nur geträumt?«, fragte er.
»Schon wieder«, bestätigte der Mausbiber. »Und sehr schlecht. Du hast es sogar geschafft, mich aus meinem Schlaf zu holen. Das geschieht nicht oft.«
Zitternd setzte Sid sich auf. Die Haare klebten nass am Kopf, als käme er direkt von einer Dusche.
»Willst du darüber sprechen?«
Sid presste die Hände vor die Augen. Das Wasser schoss ihm aus den Augen. Wütend presste er die Lippen aufeinander. Er hasste es, vor anderen Leuten zu weinen. Aber jedes Schluchzen, das sich ihm entrang, zermürbte seine Beherrschung, bis er schließlich hemmungslos weinte.
Er spürte die tastenden Arme des Mausbibers, fühlte sein warmes Fell, den sanften Druck der Arme, die sich um ihn gelegt hatten.
Sid nahm die Hände von den Augen, umarmte das Wesen, spürte den Trost, den die Wärme seines Körpers verströmte.
»Das Unterbewusstsein kann manchmal ganz schön brutal sein«, hörte er Guckys Stimme.
Sid hielt sich an ihm fest wie ein Ertrinkender. Er hatte sich oft vorgestellt, wie es wäre, wieder einen Hund zu besitzen. Einen großen Hund, der ihm Gesellschaft leistete und mit dem er alles besprechen konnte. Weiches Fell, das nicht nur den Körper, sondern auch die Seele erwärmte.
»Na, na, na!«, sagte Gucky mit etwas Spott in der Stimme und löste sich aus Sids Umklammerung. »Ich überhöre großzügig, dass du mich mit einem Hund vergleichst. Aber im Gesellschaftleisten und Zuhören bin ich ein ausgewiesener Fachmann. Ich habe einmal ein Diplom in dieser leider viel zu unterschätzten Disziplin der sozialen Interaktion gemacht.«
Sid schniefte. »Hast du nicht. Und ich mag es nicht, wenn du in meinen Gedanken liest.«
Gucky ließ seinen Nagezahn aufblitzen. »Hab ich doch gar nicht. Es stand quer über dein Gesicht geschrieben. Weißt du, ich habe nicht nur einen Ehrendoktortitel der Paragaben, sondern habe auch einen Leistungsausweis im Gesichterlesen errungen.«
Sid blickte in das treuherzige Gesicht des Mausbibers – und musste lachen.
Dann kamen die Erinnerungen an den Albtraum zurück, und er wurde schlagartig ernst.
»Erzähl
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