Perry Rhodan Neo 020 - Die schwimmende Stadt
den Farbflecken zu. Die grauen Vierecke bildeten ein vernünftiges, gesteuertes Muster. Einige gruppierten sich um die orangefarbenen Kreise. Dort trotzten die Landgewinnungsprojekte dem Ozean weitere Inseln ab. Gigantische Bagger beförderten auf langen Raupenketten Abraum vom Meeresgrund an die Meeresoberfläche, um jene Gebiete, die nur knapp unter der Wasseroberfläche lagen, langfristig über das Wasser zu heben. Hier sollten weitere Produktionsanlagen entstehen. Jedes Stück Boden musste dem Wasser abgerungen werden.
Ferrol war überbevölkert. Nur die regelmäßigen Lieferungen von Reyan hielten den Heimatplaneten am Leben. Das Wohl aller Ferronen war wichtiger als die Bedürfnisse einiger Kolonien. Die Grenzen der Kolonisation mussten weitergeschoben werden, wenn die ferronische Zivilisation nicht stagnieren sollte. Es war notwendig , neue Welten zu kolonisieren. Nur mit immer neuen Quellen an Rohstoffen war es möglich, einen Stillstand der ferronischen Zivilisation zu verhindern.
Viele Ferronen waren kurzsichtig , wenn es um die Zukunft ging. Natürlich war es beeindruckend, wenn man die Körper der Kolonisten den besiedelten Welten anpasste. Diese Investitionen lohnten sich erst in einigen Generationen, aber Ferrol brauchte Investitionen, die sich jetzt auszahlten. Und sie war jemand, der die Rahmenbedingungen stets im Blick behielt. Obwohl die Kosten hier sehr hoch waren, lohnten sich die Investitionen am Ende. Teldara versicherte sich immer vorher, dass ihre Ausgaben gerechtfertigt waren. Anders blieb man nicht über Jahre hinweg in ihrer Position.
Ihre Stellung erlaubte ihr, auf ihren Wunsch hin ungestört zu arbeiten. Sie vermutete, dass im Vorzimmer hektische Aktivität herrschte. »Nein, Teldara ist im Moment nicht zu sprechen.« – »Nein, ich kann Sie nicht durchstellen. Teldara ist beschäftigt.« – »Ja, ich weiß, wer Sie sind. Und ich glaube Ihnen, dass es wichtig ist. Aber es ist völlig un-mög-lich, Sie jetzt zu verbinden.«
Sie lachte bei der Vorstellung in sich hinein. Im Moment war sie dankbar für die Stille und die bunten Lichter. Hier reduzierten sich alle Probleme von Nachschub, von Lieferungen und Verpflichtungen, von Konten und Salden auf ein paar bunte Lichter auf einer Karte.
Einer der gelben Flecke blinkte auf einmal. Dann änderte er seine bisherige Richtung und näherte sich einem der grauen Vierecke. Sie berührte den Schirm an dieser Stelle, markierte mit Daumen und Zeigefingern beider Hände einen Ausschnitt, den sie vergrößert haben wollte. Die Darstellung veränderte sich langsam, bis sie mit einem Fingerschnippen gegen den Schirm den Prozess aufhielt.
Jetzt konnte sie an der Stelle auch Bezeichnungen lesen. LL-308-P. Eine wichtige Anlage. Hier wurde das Umbra, das die Fischer geliefert hatten, in einem ersten Prozess zerkleinert und schockgefroren. Dann wurde es nach Ferrol transportiert. Aus Umbra wurden Medikamente gewonnen, die Schüttelfieber und Bong-Bong heilen konnten. Auf einige andere Krankheiten wirkten die Medikamente beruhigend, ohne das Grundübel selbst beseitigen zu können. Die ferronischen Wissenschaftler machten Hoffnung, dass der Prozess in den nächsten Jahren so gut enträtselt würde, dass man Umbra synthetisch nachbauen und dann so verändern könnte, dass es bei anderen Krankheiten wirkte.
LL-308-P. Die Fischer waren nie mit dem einverstanden, was sie aus dem Umbra machten. Sie nahmen zwar das Geld und die Waren der Landbewohner, nahmen im Einzelfall auch ihre Hilfe entgegen. Aber wehe, die Landbewohner taten etwas, das ihren eigenartigen Sitten und Gesetzen widersprach. Dann waren sie sofort bereit, alles stehen und liegen zu lassen und sich gegen die Landbewohner aufzulehnen.
Tirkl spuckte zielsicher in einen kleinen Behälter auf der Ecke ihres Schreibtisches. Ihr zweiter Mann hatte ihr den Behälter zu ihrem Jahrestag geschenkt. Es war eine Muschel aus Bronze, gehalten von einer Frauenhand. So, wie die Firma in meiner Hand liegt , dachte sie.
Wieder einmal die Fische ... Die miesen Schuppigen hatten wohl wieder einmal erkannt, dass Gu-Bi-Go-Ni, Schutzherr der Wellen und Wogen, dagegen war, dass man am Tag des großen Fischleuchtens Umbra verarbeitete. Oder ein Kind mit Kiemen hinter den Ohren war geboren worden, das auf dem Hintern ein Muttermal hatte, das einem Shetla nicht unähnlich sah. Nach diesem Omen, sicherlich gesandt von der großen Mutter aller Shetlas oder dem Schwippschwager aller gestorbenen Shetlas, war es
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