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Perry Rhodan Neo 022 – Zisternen der Zeit

Perry Rhodan Neo 022 – Zisternen der Zeit

Titel: Perry Rhodan Neo 022 – Zisternen der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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wusste nicht, wie viel von ihrer Geduld schon zur Neige gegangen war, wie nah sie der Panik war, es könnte bereits zu spät, sie könnte bereits zu alt sein. Nur selten, in tiefen Träumen, spürte sie den Zorn, der unaufhaltsam in ihr wuchs und der eines nahen Tages jeden Skrupel fortspülen würde.
    Sie wusste jedoch auch nichts von den Prionen, die sich in ihrem Gehirn tummelten und vermehrten, von diesen fleißigen, unentwegten und wesenlosen Strukturen, die frei waren von allem Begehr und aller Furcht, die nichts wollten, nichts wussten, nichts waren außer einer Wolke von Proteinen.
    Noch wunderte sie sich nur über ihr abnehmendes Schlafbedürfnis, ja, sie glaubte darin ein Anzeichen wachender Vitalität zu sehen. Bald aber würde ihr Gang sich ändern, ins Stocken geraten, und sie würde mitten am Tag und im hellen Wachen zu träumen beginnen, sich unwiderruflich zurückziehen in ihre schimmernde Traumwelt und sich dort gebärden, als wäre sie heimgekehrt in die schiere Realität. Dann würde es nicht mehr lang dauern.
    In welch gespenstischen Kostümierungen doch der Tod ins Leben tritt, dachte Guall.
    Als Demeris sich an diesem Abend von ihm verabschiedet, ihn wie so oft umarmt und freigebig die Wärme ihres Körpers mitgeteilt hatte, hatte er sein Augenpaar geschlossen und ihr mit dem dritten Auge durch die Schädelknochen gesehen, hatte den mikroskopisch gewaltigen Aufruhr in ihrem neuronalen Gewebe betrachtet, den längst unheilbar ruinierten Kern ihres Selbst.
    Was hatte sie geflüstert? »Schlafen Sie wohl, Thort. Sie müssen sich schonen. Machen Sie mir bitte keinen Kummer.«
    Er hatte sie angelächelt und gesagt: »Bald werden Sie allen Kummer um mich vergessen haben.«
    Vocotósh kam und wechselte Guall die Windel. Der Thort war körperlich erschöpft. Er würde schlafen. Während er schlief, würde sein Geist durch das Wega-System patrouillieren, wachsam die Vorzeichen aus dem Gewebe der Gegenwart lesen.
    Aber irgendwann, wenn endlich auch sein Geist ermattet war, würde er zu träumen beginnen wie jeder sterbliche Ferrone.
    Er fürchtete diesen immer gleichen Traum ebenso, wie er ihn ersehnte. In diesem Traum würde er wieder am Balken hängen, das Seil um den Arm geschlungen, und wie seit einer Ewigkeit würde er auf Shenidins Frage, ob er sie immer noch küssen wollte, antworten: Ja.

15.
    Rhodans nächtliche Gespräche
     
    Es war ein merkwürdig lauer Tag. Die Arbeit ging zäh voran; die Ferronen schienen nicht bei der Sache. Yinye stand aufrecht und gespannt auf der Ladefläche und überließ die eigentliche Arbeit Rhodan. Hin und wieder hörte er, wie sie in einem nervösen Takt mit dem Sharctash auf die Pritsche klopfte.
    Alles war wie in Erwartung. Tatsächlich aber ging der Tag weitgehend ereignislos vorüber, wenn man von einem Regenschauer absah, der auf die Felder niederging und für eine Weile über der Siedlung hing wie ein leise wehender Schleier, und von dem silbrigen Punkt, der, kurz nachdem das Gewölk sich verzogen hatte, in einer Höhe von zehn oder zwölf Kilometern über den Himmel zog und – seiner Einschätzung nach – die Caldera genau überquerte. Eine Aufklärungsrakete aus Karbush? Er bemerkte, wie Yinye kurz zu dem Punkt hochblickte und zwei-, dreimal dröhnend mit dem Sharctash auf die Ladefläche stampfte.
    Aber sie sagte nichts, und er fragte sie nicht nach der Erscheinung.
    Auf dem Rückweg verabredeten sie, dass Tschubai allein nach Sue und Bull sehen sollte.
    Thora würde mit Rae-Edzo, ihrem Gastgeber, einige Spaziergänge durch das abendliche und nächtliche Ganashar unternehmen. Sie wollte dabei in Erfahrung bringen, welche Fluchtmöglichkeiten die Siedlung bot – Fahrzeuge oder besser noch Flugzeuge mit einer Luftdruckkabine. An einen Fußmarsch nach Karbush war nicht zu denken. Dazu hätte es einer besonderen Ausrüstung für alle Beteiligten bedurft.
    Nötigenfalls würde Tschubai sie transportieren müssen. Aber in einer echten und lebensbedrohlichen Not sah Rhodan ihre Gruppe zurzeit nicht.
    Chaktor schwieg sich aus über die Verhältnisse in dem Haus, in dem er untergebracht war. Rhodan wollte nicht in ihn dringen.
    Als Rhodan und Yinye ihre Wohnung erreicht hatten, zog sich die Ferronin nach einem einsilbigen Abschied auf ihr Zimmer zurück. Rhodan legte sich auf sein Bett und schloss die Augen. Er dachte an die Erde, an Homer G. Adams, dann – warum auch immer – an ein Ärgernis aus seinen frühen Schülertagen: Er hatte als Kind nicht begreifen

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