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Perry Rhodan Neo 022 – Zisternen der Zeit

Perry Rhodan Neo 022 – Zisternen der Zeit

Titel: Perry Rhodan Neo 022 – Zisternen der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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zweistündigen Fahrt mussten sie das Auto stehen lassen. Sie stiegen aus, kleideten sich an, setzten den Rucksack mit ihrem Proviant und die Atemmasken auf, schlossen die Sauerstoffflaschen an und begannen mit dem Aufstieg.
    Die Wega ging auf. Die Sonne schleuderte ihr Licht wie Edelsteine in die Luft und setzte den ganzen Himmel über Ambur in Brand.
    Sie hielten inne. Garrean betrachtete das Schauspiel mit Andacht und angehaltenem Atem. Shim staunte über die verschwenderische Schönheit der Welt. Für einen Moment nahm er die Atemmaske ab und seine Brille. Wenn die Wega sich so unverhüllt zeigte, wollte er sie unmittelbar sehen.
    Aber die Luft war kalt und schon sehr dünn, und so setzte er die Brille und die Maske wieder auf.
    Dann stiegen sie weiter.
     
    Drei Stunden später rasteten sie auf einem balkonähnlichen Felsvorsprung mit handgroßen Schneemulden. Sie schauten hinab. Sie konnten die Farm Fanshyc tief unten sehen, das gewundene Band des Meyktalar glänzte so silbrig im Licht der Wega, als wäre es aus Palladium gegossen, die wahre, unüberbietbare Bonanza des Baylor. In weiter Ferne entdeckte Shim eine Rotte Shoumar, die ein verirrtes Jinwar-Kalb jagte und binnen weniger Minuten zur Strecke brachte.
    Sie tranken. Garrean füllte eine Aufbereitungsflasche mit Schnee, entsorgte anschließend die Filtermembran und setzte eine neue ein. Dann gingen sie weiter.
    Garreans Höhenmesser arbeitete barometrisch; Shims Tablet benutzte die Impulse geostationärer Navigationssatelliten. Beide Geräte zeigten einhellig eine Höhe von 965 Metern. Sie befanden sich längst in der Todeszone.
    Eine Stunde später kam die nächste Rast. Sie tranken wieder, und diesmal musste Garrean Shim zum Trinken anhalten.
    »Ich habe keinen Durst«, beklagte sich Shim.
    »Aber du weißt, was geschieht, wenn du nicht ausreichend trinkst?«
    »Ja«, sagte Shim. »Ja, ja, ja.« Er trank.
    Es bewölkte sich. Die Wolken, erst fadenartig fein, verdickten sich zu bleiernen Schlieren aus Dampf. Shim rief im Tablet den Wetterbericht auf. »Es wird regnen«, sagte er.
    Garrean schaute nach oben. Über ihnen türmten sich die Felswände des Gaungash-Massivs auf. Wenn Shims Tablet richtig gerechnet hatte, würde die Walze deutlich unterhalb der Gipfelzeile erscheinen, nämlich in etwa 1200 Metern Höhe. Der Kamm des Massivs aber reckte sich 3500 Meter hoch – ein Hindernis, das die trächtigen Wolken nicht würden übersteigen können.
    Garrean und Shim arbeiteten sich hinauf. Ein steiles, fast senkrechtes Wegstück lag über ihnen. Garrean setzte die Klemmkeile in winzige Felsspalten. Die Keile spreizten sich.
    Shim staunte über Garreans Sicherheit. Es war, als hätte der Gouverneur in seinem Leben nichts anderes getan, als ins Gebirge zu steigen.
    Einmal rutschte Shim ab und hing am Seil. Er schwang hin und her wie das Pendel einer archaischen Uhr. Garrean hielt ihn mühelos, ließ ihn auspendeln und wieder Tritt und Zugriff finden im Gestein.
    Am Abschluss der Wand befand sich ein Überhang. Das Dach war nicht breit, einen Meter vielleicht, aber auf Shim wirkte es unüberwindlich. Garrean griff zur Armbrust und lud sie mit einem Wurfanker. Dann stemmte er sich mit den Füßen gegen den Granit, fuhr die Stahlzungen aus und wartete, bis sie im Felsen Halt gefunden hatten. Er hielt das im Felsen befestigte Seil mit der linken Hand und seilte sich nach hinten ab; zentimeterweise, bis er schließlich fast waagerecht in der Luft lag, die Beine dank der Stahlzunge unnatürlich gespannt. Er zielte mit der Armbrust, die er mit der Rechten hielt, und schoss den Anker in die Luft. Der Anker verschwand samt der Fiberschnur hinter dem Überhang. Shim hörte ein leises Klirren, als das Metall auf dem Stein landete, ein schleifendes Geräusch, dann Stille. Die Schnur straffte sich mit einem Knall. Garrean befestigte die Armbrust auf dem Rücken und zog sich, Hand über Hand, die Schnur hinauf und außer Sicht. Dann hievte er Shim hoch.
    Obwohl Shim kaum etwas zu der Überwindung des Vorsprungs beigetragen hatte, war er außer Atem. An das Dach schloss sich eine fast zehn Meter breite, fast waagerechte Fläche an, ein Ort zum Ausruhen. Sie legten sich auf den Rücken. Dann tranken sie. Garrean kratzte aus einigen Spalten Schnee zusammen und füllte ihn in die Aufbereitungsflasche. Shim lauschte auf das Geräusch der Pumpen, die Luft ansaugten und komprimierten. Es tat gut, das Geräusch von Maschinen zu hören, die für sein Überleben

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