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Perry Rhodan Neo 022 – Zisternen der Zeit

Perry Rhodan Neo 022 – Zisternen der Zeit

Titel: Perry Rhodan Neo 022 – Zisternen der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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Punkt zu besprechen wünschte.
    »Aus der Ferne betrachtet«, gab Guall ihr recht. »Aus der Nähe, für die Eltern der Verletzten, ihre Kinder oder Lebenspartner, kann das ganz anders aussehen.«
    Demeris blies den Atem hörbar durch die Nase aus. »Wollen Sie eines Tages an jedem Krankenbett sitzen, Thort? Jedermanns Amme, jedermanns Heil? Solche Figuren kennen wir bislang nur aus der Litanei des Götzenbeieinanders.« Ihre Stimme klang amüsiert und milde tadelnd, aber Guall erkannte den lauernden Unterton.
    Demeris überlegte offenbar: Gerieten ihm die Proportionen aus den Augen? Verlor er, der das Ganze sehen und steuern sollte, sich im Irrgarten der Einzelheiten? Taugte er noch zum Thort?
    Oder wäre es an der Zeit, eine Thorta einzusetzen, eine Frau wie Demeris?
    Sollte er erwidern, dass alle Dinge, so universal und erhaben sie sich auch gaben, aus unscheinbaren Bagatellen zusammengefügt waren?
    Er schloss die Augen. Es dauerte nicht lang, da sah er den jungen Ferronen von Troghin vor sich, seine Verletzungen am Hals wie am Brustkorb. Er betrachtete die Maschinen, die ihn beatmeten und sein Herz unterstützten. Er roch das Aseptische, klinisch Reine des Zimmers, und – viel bedeutsamer – er roch den ganz vagen, bittersüßen Duft des Verheißungskrauts, das eine junge Ferronin, zu einer handspannengroßen Garbe gebündelt, in ihrem Schoß hielt. Die Ärzte hatten sie nicht zu dem Verletzten vorgelassen. Der Thort sah in ihr blühendes Gesicht, das, obwohl kaum bewegt, zwischen Hoffnung und Verzweiflung schwankte. Er spürte, vom Verheißungskraut beinahe überlagert, das unendlich feine Aroma ihres Körpers, der sich hormonell auf die Schwangerschaft eingerichtet hatte. Wusste sie bereits von ihrer Schwangerschaft? Der Thort war sich nicht sicher.
    Sicher war er sich nur, dass der Zorn im Gesicht des Vaters, der eben die Klinik betrat, der Zorn des Onkels, eines Veteranen der Schlacht um Rofus, dass all dieser Zorn Folgen haben würde.
    Folgen für die Familien, für Troghin, schließlich für ganz Ferrol.
    Gesetzt, er griff nicht ein.
    Also sagte er: »Ich möchte, dass der zuständige Militärbefehlshaber zur Pflege des Schwerverletzten abkommandiert wird. Unmittelbar nach unserem Gespräch. Die medizinischen Bemühungen um den Schwerverletzten sind zu verdoppeln. Seiner Familie ist unverzüglich über einen meiner Sprecher mitzuteilen, dass der Thort keine Ungerechtigkeit übersieht und keine duldet.«
    Sie redeten über Budgetfragen, über die Vereinfachung von Gesetzgebungsverfahren auf kommunaler Ebene, über die Evaluation der Effizienz von Selbstwirksamkeitsstrukturen und andere staunenswerte Früchte einer erblühenden Verwaltung.
    Und da all dies dem Aufbau einer friedlichen Welt diente, Frieden voraussetzte und Frieden schuf, genoss Guall das Gespräch über diese Gegenstände sehr.
    Die Tagesordnung schloss mit einer Personalie, die Demeris wie eine Nebensache behandelte: An der militärtechnischen Hochschule von Bhangis war die Position eines Direktors zu besetzen. Zwei Kandidaten waren von der zuständigen Kommission in die engere Auswahl genommen worden; sie hießen Tagusec und Shebter. Tagusec war, wie der Thort spürte, der Mann, den Demeris favorisierte.
    Die Hochschule von Bhangis hatte sich auf die Entwicklung neuer Waffensysteme spezialisiert. Wer immer zum Direktor bestimmt würde, er konnte der Entwicklung in diesem Bereich die Richtung geben.
    Zeit, sich die beiden einmal näher anzusehen.
    »Wir machen eine kleine Pause«, sagte der Thort und lächelte. »Mögen Sie etwas trinken?«
    Vocotósh brachte einen Krug Wasser für die Ministerin und einen Schlauch Dämmerwein für den Thort.
    Der Thort trat mit dem Pokal in der Hand vor das Zelt. Vocotósh trug ihm einen schlichten Klappstuhl nach. Der Thort setzte sich, nippte am Pokal und schloss die beiden Augen.
    Er brauchte nicht lang, dann hatte er Shebter gefunden. Der Ferrone saß in einem Dachgarten; vor ihm stand ein niedriger Holzbottich, der eine Handspanne tief mit Wasser gefüllt war. Er sah einem Kind zu, vier oder fünf Jahre alt, das einige Cevces-Blätter mit kleinen Stäben bestückt hatte, die als Masten dienten. An den Stäben steckten Stofffetzen als Segel. Der Junge blies pausbäckig und trieb seine Flotte über die winzige See. Hin und wieder drohte eines der Schiffchen im Sturm zu kentern.
    Shebter gab keinen Rat, schaute nur zu, leicht vornübergebeugt.
    Guall spürte, dass Shebter kein Genie war. Die

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