Perry Rhodan Neo 025 - Zielpunkt Arkon
mit seinem ferronischen Begleiter beim Vorstoß in eine bislang noch unerforschte Marsregion verschwunden. Spurlos; was eigentlich unmöglich war.
Selbst bei einem Totalausfall ihres Marsmobils hätte die Blackbox noch den Standort funken müssen. Und es sollten Spuren zu finden sein. Der Rote Planet wurde von mehreren Satelliten umkreist. Ihnen entging nicht die kleinste Veränderung auf der Oberfläche. Hieß es – dennoch hatte es den Anschein, als wäre das Bubble mitsamt Nguyen und dem Anführer der Ferronen vom Marsboden verschluckt worden.
Ihr kam ein Gedanke, den sie nicht mochte und trotzdem halblaut aussprach. »Könnte Hetcher etwas mit der Sache zu tun haben?«
»Wie? Sie meinen ...«
»Er ist häufiger als jeder andere draußen unterwegs, so gut wie immer allein. Er stand Nguyen nahe, wie wir alle – aber wer weiß, was in dem Kerl vorgeht?«
»Mit Verlaub, das ist absurd«, sagte Wei Si Ping schärfer, als sie es von ihm gewohnt war. »Kommandantin, Sie suchen einen Sündenbock, weil Sie nicht wahrhaben wollen, was geschehen ist. Ja, Hetcher mag ein absonderliches Verhalten an den Tag legen. Aber seien wir ehrlich, in Wahrheit haben wir es mit einem bedauernswerten Behinderten zu tun.«
»Oder mit einem außergewöhnlich begnadeten Schauspieler. Die kleineren und größeren Unglücksfälle sind jedenfalls nicht weniger geworden, seit wir ihn beherbergen.«
»In Mitteleuropa werden seit Jahrhunderten statistisch die meisten Geburten um jene Zeit des Jahres verzeichnet, zu der die Weißstörche nisten. Trotzdem bringt nicht der Storch die Kinder. Außerdem war Hetcher nachweislich dreihundert Kilometer vom letzten bekannten Standort des Kommandanten entfernt. Die Logdateien seines Marsmobils belegen es, desgleichen die Satellitenaufnahmen.«
»Das weiß ich alles. Auch das von den Störchen übrigens.« Innerlich erbost fuhr Louanne mit der Hand über die Oberfläche des Tablets und löschte die Aufzeichnung ihrer jüngsten, fruchtlosen Anstrengungen. »Ich bitte um Verständnis für meine Verzweiflung und um Vergebung der geäußerten, ungerechtfertigten Anschuldigungen«, sagte sie förmlich. »Und ich danke Ihnen dafür, Si Ping, dass Sie mir wieder einmal den Kopf gewaschen haben.«
»Keine Ursache.«
Sie stieß ein humorloses Lachen aus. »Genau das ist es doch, oder nicht? Keine Ursache . Die Station geht den Bach hinunter, und wir kennen tausend kleine Gründe dafür, aber keine eigentliche Ursache. Es sei denn, wir würden für unsere Hybris bestraft, uns einzubilden, die Menschheit hätte ein Recht darauf, den Mars zu besiedeln. Dabei haben wir hier schlichtweg nichts verloren. Aber dies«, sie ergriff ihren engsten und einzigen Vertrauten am Unterarm, »dies zu akzeptieren, werde ich mich bis zu meinem letzten Atemzug weigern.«
»Da sind wir schon zwei.«
»Ich weiß wohl, was ich an Ihnen habe, Freund Si Ping. – Gehen wir. Die Routine ruft. Ich bin die neue Kommandantin. Ich habe die Toten ruhen zu lassen und mich um die Lebenden zu kümmern. Alles andere wäre verantwortungslos.«
Insgeheim war sich Louanne Riembau bewusst, dass sie log.
Etwas in ihr spürte, dass der feinfühlige, stets gewissenhafte Nguyen noch lebte. Und dass Hetcher ein Geheimnis hatte, weitaus schwerwiegender als ihr eigenes Versteck im Kuppelgrün.
Cyr fixierte ein Tablet in der Halterung und stellte es mitten auf den Tisch ihrer gemeinsamen, bedrückend engen Kabine. »Sieh her«, sagte er, wohl wissend, dass Hetcher ihn nicht hörte.
Aber der Ferrone konnte sehen. Und lesen; zum Beispiel die Wörter, die in großen Lettern auf dem Schirm des Tablets blinkten: SIEH HER.
Hetcher tat, als bemerke er weder die Botschaft noch Cyrs Engagement. Wie versteinert saß er auf seinem Bett und stierte vor sich hin ins Leere, eine Statue der Teilnahmslosigkeit.
»Du hast mir zu verstehen gegeben, dass du dich von meinen Annäherungsversuchen belästigt fühlst«, fuhr Cyr unverdrossen fort. Mit kaum merklicher Verzögerung wandelte die Spracherkennungssoftware des Tablets das Gesagte in Schrift um. »Oder wie sonst soll ich es deuten, dass du mir die kalte Schulter zeigst?«
Keine Reaktion.
»Andererseits, mein Lieber, warst du es, der mit der Schreiberei angefangen hat. Vor zwei Schlafperioden, erinnerst du dich?«
Keine Reaktion.
»Du hast Stift und Zettel benutzt. Zugegeben, eine umständliche Methode. Mit dem Tablet ginge es bedeutend einfacher. Ich rede, du liest. Danach tippst du eine Antwort –
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