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Perry Rhodan Neo 030 - Hort der Weisen

Perry Rhodan Neo 030 - Hort der Weisen

Titel: Perry Rhodan Neo 030 - Hort der Weisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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in seinen Händen zuckte – und im nächsten Moment verlor er den Boden unter den Füßen.
    Die Liane riss ihn in die Höhe.
     
    Er raste an der Felswand entlang, viel schneller, als er hätte klettern können.
    Eric Manoli wusste nicht, wie es geschah, aber eines stand fest: In den Lianen lag weitaus mehr Leben, als es zunächst den Anschein erweckte. Sie reagierten auf eine besondere Stimulation; erfolgte diese in der korrekten Weise, zuckten sie wie ein Muskel in die gewünschte Richtung.
    Manoli musste die Bewegung ständig wiederholen. Bald gelang es ihm, einen gleichförmigen Rhythmus zu finden, der einen schnellen Anstieg garantierte. So hatte es auch die einarmige Thersa-Khrur geschafft. Auf diesem Weg konnten die Weisen den Gipfel erreichen, ohne vor Entkräftung zu sterben.
    Khatleen-Tarr und Gihl-Khuan folgten auf dieselbe Art. Mal kamen sie näher heran, mal fielen sie zurück. Khatleen-Tarr überholte ihn an ihrer Liane, die sich etwa zwei Meter seitlich von ihm in die Höhe erstreckte. Er störte sich nicht daran, im Gegenteil.
    Kikerren krächzte glücklich und stieg mit ihnen in die Höhe. Seine Schwingen flatterten mit dem Wind.
    Irgendwann stießen sie in die Wolkendecke vor. Sie kämpften sich nun durch dichten Nebel weiter. In der Luft schillerten Milliarden von winzigen Wassertröpfchen. Zugleich sank die Temperatur rapide. Über der Felswand glitzerten Eisschichten, von Vorsprüngen hingen mächtige Zapfen herab.
    Einige Male führte der Weg zwischen meterbreiten Eisspitzen hindurch. Sie zu passieren erwies sich als lebensgefährlich. Immerhin gefror die Oberfläche der Lianen selbst nicht; sie pulsierten weiterhin und verströmten ihre angenehme Wärme.
    Die Kälte setzte Manoli schwer zu, und auch wenn er nicht aus eigenem Antrieb in die Höhe klettern musste, kostete es dennoch Kraft, sein gesamtes Körpergewicht ständig zu halten, erst recht unter der erhöhten Gravitation. Sein Körper rebellierte. Außerdem wurde die Luft zunehmend dünner; er atmete tief und hastig ein und glaubte doch, kaum Luft zu bekommen. Immer schneller saugte er seine Lungen voll.
    Als Arzt wusste er, dass er keine großen Kraftanstrengungen ausüben durfte – aber was blieb ihm anderes übrig? Ständig musste er die Liane dazu bringen, ihn weiter in die Höhe zu ziehen. Er sah Khatleen-Tarr neben sich, mit angespanntem Gesichtsausdruck, die Schnauze zusammengepresst. Sie sagte kein Wort, zeigte mit keiner Regung, dass sie ihn auch nur wahrnahm. Er konnte sie nur zu gut verstehen. Sie wollte kein einziges Quäntchen Kraft verschwenden.
    Schwärze schob sich am Rand seines Gesichtsfelds heran, und dunkle Sterne blitzten vor ihm im Weiß des Wolkennebels. Der Kopf fiel ihm auf die Brust, er schaute nach unten. Gihl-Khuan kletterte etwa zehn, zwanzig, vielleicht fünfzig Meter tiefer; er konnte es nicht schätzen.
    Manoli stimulierte verbissen die Liane weiter und wurde Stück für Stück höher gerissen. Bis er plötzlich nach vorne kippte und vor Schreck fast den Halt verlor. Panisch krallte er sich fest, und Eiseskälte umschloss seinen ganzen Körper. Er konnte endgültig nicht mehr atmen.
    Nichts ging mehr.
    Nichts.
    Sein Herz hämmerte. Ruhig, Eric, ruhig ... verbrauch nicht zu viel Sauerstoff ...
    Erst Sekunden später begriff er, was geschehen war.
    Die Felswand ragte nicht mehr senkrecht auf. Stattdessen stieg der Berg zwar weiter an, aber in einem Maß, dass man ihn zu Fuß zu erklimmen vermochte. Manoli war vornüber in ein Schneefeld gefallen. Daher die Eiseskälte; deshalb nicht nur das Gefühl, sondern die Tatsache, dass er nicht mehr atmen konnte.
    Er wälzte sich zur Seite, stemmte sich auf beiden Händen in die Höhe. Sein Kopf kam frei. Hastig wischte er sich Schnee aus dem Gesicht, saugte Luft ein.
    Er zitterte.
    Die Liane endete, sie wurzelte an diesem Ort, verschwand in der dichten, tiefen Schneeschicht. Dass diese Pflanze unter solch extremen Bedingungen überhaupt hatte wachsen können, erstaunte ihn.
    Kikerren landete auf seinem Rücken, krächzte und zerrte an ihm, als wolle er ihn höchstpersönlich auf die Füße ziehen. Natürlich fehlte dem Kleinen die Kraft dazu. Aber Manoli rappelte sich auf. Das musste er wohl oder übel, wenn er überleben wollte.
    Aber in dieser Kälte, in dieser dünnen Luft, würde er elend krepieren, wenn er keine Hilfe fand.
    Der Thron der Weisen. Vielleicht gab es dort doch eine Technologie, die den Trogh das Überleben in dieser lebensfeindlichen Umgebung

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