Perry Rhodan Neo 031 - Finale für Snowman
Wüste
KEAT'ARK
Hilflos lag Bull über der Schulter des Naats. Dessen linker Arm fixierte ihn so, dass er sich kaum drehen und seine Umgebung betrachten konnte. Der Druck war fest – nicht so stark, dass er Angst gehabt hätte, sein Rückgrat würde bei einer unachtsamen Bewegung des Naats gebrochen, aber fest genug, dass Bull sich mit eigener Kraft nicht hinauswinden konnte.
Sie passierten erst die zwei Reihen der Schützen, die das Feuer inzwischen eingestellt hatten. Ohne ein erklärendes Wort an seine Kameraden marschierte der Naat weiter den Gang entlang.
Die ersten Abzweigungen des Weges konnte sich Bull noch merken. Nach der sechsten oder achten Ecke stellte er diese Versuche ein. Es war anstrengend, immer wieder den Kopf zu heben, um mehr an Außensicht zu haben als einen Blick auf einen Ausschnitt des Bodens oder der Wände.
Endlich nahm der Fußmarsch ein Ende. Ein Schott öffnete sich, und der Naat trat mit seinem menschlichen Gepäck ein. Trockene Luft wehte Bull entgegen, dazu das Gefühl, niesen zu müssen. Er öffnete den Mund und schloss ihn sofort wieder – hier lag Sand in der Luft, der sich wie ein feiner Film sofort auf die Zunge legte.
Zwei Hände fassten Bull um die Hüfte und stellten ihn achtlos ab. Dann drehte der Naat sich um und verließ den Raum. Hinter ihm schloss sich leise zischend das Schott.
Bull humpelte ihm sofort nach. Glühende Nadeln durchschossen die Adern seiner Beine, in die jetzt das erste Mal seit einigen Minuten wieder Blut floss. Seine Füße liefen über einen Boden, der nachgiebig unter ihm federte. Sand wie in einer römischen Arena. Soll ich hier um mein Leben kämpfen?
Er erreichte das Schott wenige Augenblicke, nachdem es sich hinter dem Naat geschlossen hatte. Doch als Bull sich näherte, öffnete es sich nicht automatisch. Einen Mechanismus fand er rechts neben der Tür; fast in Kopfhöhe, aber in bequemer Handhöhe für einen Naat. Doch die Kontaktfläche war auf die dreifingrige Hand des Naats ausgerichtet. Wie Bull auch seine Finger verrenkte – es gelang ihm nicht, die Tür zu öffnen.
Seufzend wandte sich Bull vom Eingang ab und warf das erste Mal einen längeren Blick in den Raum, der wohl eine Weile lang sein Gefängnis bleiben würde, wegen seiner Größe mehr Saal als Kabine. Ich darf nicht vergessen, wie groß die Naats sind – bei ihnen braucht alles mehr Platz als bei uns.
Er kniete nieder. Der Boden des Raumes war tatsächlich mindestens zehn Zentimeter hoch mit Sand bedeckt. Zwischen den Fingern fühlte er sich an wie der Sand aus dem Sandkasten für Kinder – sauber, weiß und weich. Inzwischen hielt er den Mund geschlossen, um nicht noch mehr Sand hineinzubekommen. Alle paar Atemzüge hatte er das Gefühl, in einen schrecklichen Niesreiz auszubrechen.
Nur die Wand, in der sich der Ausgang befand, ähnelte einer Kabinenwand. Alle anderen ließen den Blick über eine endlose Wüste gleiten. Bull ging mit ausgestreckten Händen voran, bis er mit den Fingerspitzen an Wände stieß. Dann ging er die Wände ab. Es gab keinen weiteren Ausgang. Aber er hatte eine Einschätzung von seiner tatsächlichen Umgebung gewonnen: Der Raum hatte eine Größe von vielleicht zwanzig mal zwanzig Metern, optisch verloren sich die Dünen aber in der weiten Ferne, irgendwo am Horizont.
Er ging zurück in die Mitte des Raumes. Ruhig schaute er sich jetzt die Wand an, die dem Eingang gegenüberlag. Sein erster Eindruck hatte ihn nicht getäuscht: Die Darstellung war lebendig. Er sah Wolkenfetzen, die sich am »Himmel« träge dahinbewegten. Er sah Wind, da er den Kamm einer Düne aufwirbelte und den Sand in die Luft warf. Einmal flitzte ein kleines Tier, von der Form her einem Leguan nicht unähnlich, aus dem Schatten einer Düne durch ein von der Sonne beschienenes Stück Wüste, um dann wieder im Schatten zu verschwinden; ein Tierholo möglicherweise.
So stelle ich mir die Heimatwelt der Naats vor – und wahrscheinlich ist das deren Version von Gemütlichkeit.
Ein Geräusch ließ ihn herumfahren – das Schott hatte sich wieder geöffnet. Zwei Naats betraten hintereinander den Raum. Ihre Hände waren leer, an den Gürteln waren keine Waffen zu sehen.
Der Erste war der Naat mit dem Muttermal – jener Naat, der ihn hergetragen hatte. Und er hat Felicita umgebracht. Der zweite Naat war offensichtlich der Tonangebende der beiden. Mit einer herrischen Handbewegung schickte er den Naat mit dem Muttermal wieder aus dem Raum. Dann wandte er seine ganze
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