Perry Rhodan Neo 033 - Dämmerung über Gorr

fressen wollte.«
    Toreead lachte in der halb grollenden, halb polternden Weise der Naats. »Fressen? Wo denkst du hin? Felsnattern fressen keine Naats. Sie hätte ein bisschen von meinem Blut getrunken und wäre verschwunden.«
    Rhodan machte ein fragendes Gesicht. »Und wieso hast du sie vertrieben?«
    Toreead stand auf und blickte von oben auf Rhodan. »Wenn ich ihr erlaubt hätte, mein Blut zu trinken, wäre ich schwach gewesen.«
    Er ging zur Tür. »Meine Freunde hätten mich getötet. Bis zum nächsten Mal, Perry Rhodan.«
     
    Endlich meldete sich die Lüftungsklappe wieder.
    »Klapp ... klapp ... «
    Perry? Wir haben gute Nachrichten!
    Rhodan bestätigte durch einen klaren Gedankenimpuls.
    An Bord befinden sich fast 1700 Menschen, 200 weitere wurden an Bord eines anderen Schiffes geschafft.
    Sie hatten also rund hundert Personen verloren, wahrscheinlich tot. Hundert von zweitausend. Das war erschreckend viel und wirkte angesichts dessen, was sie alle in den letzten Tagen durchgemacht hatten, doch eher wie eine gute Bilanz. Wenn man nur in Zahlen dachte jedenfalls. Perry Rhodan konnte das nicht.
    Könnt ihr mir sagen, wo sich die Überlebenden aufhalten?
    Wir haben uns umgesehen und umgehört. Es gibt insgesamt neun größere Gruppen von Gefangenen, die in neun unterschiedlichen Hangars untergebracht sind. Hinzu kommen einige Einzelhäftlinge in der Zentralkugel, wie du.
    Wer?
    Reginald Bull, Leutnant Henry Broadman, Leutnant Frederic Beauchamps, Leutnant Mary Swernfield, Razafimanantsoa ...
    Wer?, fragte er nach.
    Anne Sloane antwortete sofort: Razafimanantsoa zählte zu jener Abteilung geistlicher Repräsentanten der Erde, mit denen Sie kulturell vor dem Thron Arkons punkten wollten.
    Was ist mit den Mutanten?
    Sie befinden sich bei den größeren Gruppen, offenbar hat bisher niemand ihre besonderen Fähigkeiten kennengelernt. Wir wissen von Tako, Ras und John.
    Rhodan atmete auf. Ja, es mochte Tote gegeben haben, aber das durfte ihn nicht in seinem Bedürfnis hemmen, den Überlebenden eine Flucht zu ermöglichen. Mithilfe der beiden Teleporter und des Telepathen konnten sich die Menschen miteinander vernetzen.
    Wie ist die Bewachung?
    Praktisch gleich null. Die Naats halten sie zwar isoliert, aber sie scheinen nicht mit irgendwelchen Aktionen zu rechnen. Es gibt weder Selbstschussanlagen noch Überwachungskameras.
    Ja, das war zu erwarten gewesen. Die Naats vertrauten eben darauf, dass sie die Starken waren und die Menschen dies wussten. Die Naats dachten eben wie Naats. Genau das war der Ansatzpunkt, den er nutzen konnte!
    Wenn alle Menschen gleichzeitig losschlugen, bestand die Möglichkeit, in dieser Einigkeit stärker als die Naats zu sein und die Kontrolle über die KEAT'ARK an sich zu bringen. Sie mussten lediglich bis zur Zentralkugel vorstoßen. Wenn dieser kühne Plan gelang, konnten sie fliehen und wurden mit ein wenig Glück nicht mehr vom Imperium aufgebracht. Zudem hätten sie einen mehr als vollwertigen Ersatz für die TOSOMA. Die KEAT'ARK war auf der Höhe der arkonidischen Technik.
    Sie sollten nichts übereilen!, warnte Anne Sloane. Wenn Ihr Plan scheitert, kennen die Naats keine Nachsicht.
    Das kommt auf den Versuch an!, widersprach er.
    Dieser Versuch hat bereits stattgefunden. Reg hat von der Medostation aus einen Ausfall versucht – die Naats haben praktisch alle daran Beteiligten getötet. Reg hat zwar überlebt, aber dieser Naat mit dem Muttermal hat ihn im Handumdrehen besiegt. Es ist reines Glück, dass er noch am Leben ist. Wir wissen nicht, warum. Diese Naats sind allesamt kaltblütige Mörder, so viel steht fest.
    Ein Naat mit einem Muttermal? Konnte das Toreead gewesen sein?
    Perry Rhodan zweifelte keine Sekunde daran, dass Toreead dazu fähig war und Bull bei aller verzweifelten Entschlossenheit keine Chance hatte, gegen auch nur einen einzigen Naat zu bestehen.
    Ich glaube, dass Sie mit Ihrer Einschätzung falschliegen. Die Naats sind keine Mörder. Sie haben lediglich eine besondere Auffassung von Stärke und Schwäche. Deswegen töten sie Verletzte, Schwache, unheilbar Kranke. Es ist Teil ihrer Kultur, Teil ihres Selbstverständnisses.
    Wie Sie meinen, gab Sloane knapp zurück.
    Ich meine. Aber selbst wenn die Naats Mörder sind, bedeutet das keineswegs, dass wir unsere Hoffnungen auf Flucht aufgeben dürfen.
    Die Naats sind uns weit überlegen. Es ist praktisch ausgeschlossen, gegen sie zu bestehen!
    Rhodan lächelte schmal. Und genau das ist unsere Chance.
    Offenbar