Perry Rhodan Neo 4: Ellerts Visionen (German Edition)
Motorengeräusche zu übertönen: »Saporoschez ist keine russische, sondern eine ukrainische Firma.«
KaHe formulierte ein kurzes Stoßgebet.
Der Russe brachte sie aus der Stadt hinaus. Aus unerfindlichen Gründen hatte er ein russisches Pod im edlen Lebedev-Design als Navigationshilfe in den Halter am Armaturenbrett gesteckt. Das Navi gab Anweisungen, die der Russe anscheinend konsequent ignorierte. Er beschimpfte das Gerät lauthals und schlug und traktierte es ab und an mit der Faust.
Während einer seiner Schimpfattacken drehte sich Walt zu Ellert und KaHe um. »Ich habe Leonid während meiner Zeit in Afghanistan kennengelernt. Er ist heute Professor an der Geistlichen Akademie im Dreifaltigkeitskloster von Sergijew Possad.«
»Großartig«, sagte KaHe. »Hat er dort seinen Führerschein gemacht?«
»Wieso sollte er einen Führerschein haben?«, lachte Walt. »Er hat einen Flugschein.«
»Himmel hilf«, grummelte KaHe.
»Er hat sich einen Tag freigenommen. Er hat alles arrangiert und bringt uns nach Schtscholkowo.«
»Zum Militärflughafen?«, fragte KaHe.
»Sagtest du nicht, dass sämtliche zivilen Flüge ausgebucht sind?«
Sie fuhren etwa 30 Kilometer Richtung Nordosten. Noch bevor sie die Stadt erreichten, bog der Russe auf eine Straße, die zum Militärflughafen führte.
Ihr Chauffeur plauderte lachend mit einem Wachposten, Walt, KaHe und Ellert grinsten um die Wette und nickten heftig, dann schüttelte Leonid dem Posten lange und ausgiebig die Hand, und sie durften passieren. Wenn Ellert nicht alles täuschte, war der Handschlag mit einigen Euro-Noten vergoldet gewesen.
Auf dem Rollfeld stand eine strahlend schöne Tu-444, die legendäre Überschall-Tupolew.
»Wer hätte das gedacht«, staunte KaHe. »Walt, ich neige mein Haupt vor dir.«
Aber Leonid steuerte den Tavria in einem weit geschwungenen Bogen von dem Wunderwerk mit Deltaflügeln fort und nahm Kurs auf eine entlegene Startbahn. Dort hinten entdeckte Ellert eine deutlich in die Jahre gekommene Antonow.
Wenn Ellert es richtig verstanden hatte, würde das Flugzeug Militärbeobachter nach Hohhot fliegen.
Dort wären sie der STARDUST schon ziemlich nahe.
Leonid selbst flog nicht mit. Er verabschiedete sich mit einer herzlichen Umarmung von Walt. KaHe nickte er kurz zu, Ellert schaute er eine Weile nachdenklich an und streckte dann die Hand aus. Ellert ergriff sie und lächelte.
»Segen soll auf deiner Reise liegen, mein Sohn«, sagte Leonid mit seinem rauen Akzent, aber in einwandfreiem Deutsch.
Dann stieg er in seinen Wagen und fuhr los. Aus dem heruntergekurbelten Fenster winkte er ihnen noch eine Weile zu.
Walt führte sie an Bord. Die anderen Passagiere grüßten höflich, beachteten sie aber weiter nicht. KaHe musterte die russischen Militärs und Journalisten argwöhnisch. »Wahrscheinlich öffnen sie auf halbem Weg die Ladeluke und werfen uns aus dem Flugzeug«, unkte er.
»Ohne jeden Zweifel«, grinste Walt. »Das ist die übliche Prozedur.«
Es wurde ein langer Flug. Die monotonen, nur selten an- und abschwellenden Geräusche der Motoren ließen Ellert einschlafen. Bald träumte er. Zunächst waren es banale, bunte Träume. Dann, wie von einem nicht mehr enden wollenden Blitz getroffen, entfärbte sich die Landschaft seines Traums.
Er befand sich unter der Erde. Er ging durch einen Tunnel. Die aufgebrochene Erde der Tunnelwände war kalkweiß, undurchsichtig, aber er wusste, dass überall in der Nähe weitere Tunnel vorangetrieben wurden. Manche dieser anderen Tunnel verliefen parallel zu seinem Gang, manche kreuzten ihn, einige Meter höher oder tiefer.
Das ganze Land schien unterhöhlt.
Er sah nicht, wusste aber, dass in den anderen Gängen gewaltige Maschinen die Tunnel vorantrieben und dass noch andere Maschinen in ihrem Gefolge waren: Mechanismen, die Menschen töten, Materie vernichten konnten. Maschinen von einer unvorstellbaren Zerstörungskraft.
Er spürte, dass Rhodan in der Nähe war, nah, aber unerreichbar. Alle sollten einen Tunnel bauen, dachte Ellert mit der Selbstverständlichkeit, mit der man die absurdesten Dinge in Träumen dachte. Flüchtig war ihm, als könnte Rhodan seine Gedanken hören; aber das Gefühl verwischte rasch.
Er ging unbeirrt.
Plötzlich stand er vor ihm. Rhodan trug einen weißen Einteiler, weiße Stiefel und auf dem Kopf einen weißen Helm, der nur das Gesicht frei ließ. Auf der linken und der rechten Seite des Helms, etwa in der Höhe der Ohren, und auf dem Scheitelpunkt sah
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