Perry Rhodan Neo 4: Ellerts Visionen (German Edition)
meinen, wenn man den Zauberer fasst ...«
»Ich verstehe«, sagte Crest. »Deswegen bin ich nicht viel weise, hier zu sitzen, nicht wahr?« Er lachte. »Nur dumm, nicht einmal mutig.«
»Niemand von den Patienten wird dich attackieren, Sir«, sagte Gezahegne. »Niemand. Alle haben das Gursha gesehen.«
Crest nickte. »Danke!«, sagte er. »Ich danke Ihnen sehr.«
Unverhofft dünnte der Regen aus und endete dann. Nur vom Verandadach stürzten kleine Rinnsale herab in die Pfützen. Es war immer noch warm. Einige Gäste aus dem Speisesaal kamen ins Freie; sie warfen Crest und dem Äthiopier einen Blick zu und traten dann auf den Platz.
»Hab keine Bange, Sir«, sagte Gezahegne mit deutlich erhobener Stimme. »Ich komme morgen früh und bringe dir frisches Wasser. In einem Tonkrug. Nirgends anders bleibt Wasser so gut kühl wie in einem Tonkrug, weißt du.«
Crest nickte dankbar. »Ich freue mich«, sagte er.
»Und falls ich sterbe diese Nacht, sollst du Bezabeh gewinnen. Gewettet oder nicht.«
»Du wirst nicht sterben«, sagte Crest.
»Ich gebe mir große Mühe, nicht zu, Sir«, versprach Gezahegne. Er erhob sich und ging los. Er schnalzte einmal kurz mit der Zunge. Der Affe zögerte einen Moment, warf Crest noch einen undeutbaren Blick zu und folgte dem Äthiopier dann.
Der 7. Juli verstrich. Crest schlief viel. Das Frühstück hatte Crest allein genommen. Haggard untersuchte ihn erneut. Manoli sah nach ihm, sie redeten eine Weile miteinander. Kurz nach dem Frühstück war Asaria Gezahegne im Haus erschienen und hatte sich zu Crest gesetzt. Der Affe war bei ihm. Sie unterhielten sich. Gezahegne erzählte von seinen Toten, von äthiopischen Dingen, die er, der das weitere Umfeld seines Dorfes nie verlassen hatte, nur vom Hörensagen kannte.
Aber er erzählte es in seinem sonderbaren Englisch so, dass Crest sich alles vorstellen konnte, als würde er es in einer Holografie sehen: die vielen Engelsköpfe (»Was Engel sind? Na, sagen wir mal: Sehr unkörperlich sind sie, deswegen schnappt sie kein Virus, geht einfach durch sie hindurch!«), Köpfe, die zwischen den Deckenbalken der Debre Behan Selassie wohnen und mit ihren großen Augen die Welt bestaunen; die Stadt Gondar, die man durch das Tor der Flötenspieler betreten sollte; die granitenen Stelen von Axum; die hölzernen Statuen der Konso-Clans, die Wakas, die das Gesicht der Toten trugen, die in ihnen weiterlebten; die tief ins Innere der Erde gehauenen Gotteshäuser von Lalibela, dem neuen Jerusalem; die kochende, fauchende Welt Dallol, ihre grellgelben Salzmauern und die türkisfarbenen Teiche dazwischen, die aussahen, als wären sie von einem fremden Stern auf die Erde gefallen.
Das alles erzählte der todkranke Mann mit einer so unwiderstehlichen Begeisterung, dass Crest sich immer mehr einließ auf diesen Planeten mit seinen labyrinthischen, vielgestaltigen Kulturen.
Das Mittagessen besorgte Gezahegne aus dem Speisesaal; Bezabeh blieb bei Crest und beäugte ihn die Zeit über, die sein Herr fort war, mit großem Misstrauen. Einmal streckte Crest den Arm aus, um den Affen zu berühren, zuckte aber sofort wieder zurück. Was soll das, tadelte er sich belustigt. Ich bin doch kein Mensch.
Vielleicht bist du auf dem Weg, einer zu werden, Alter, meldete sich sein Extrasinn. Diese besondere Stimme, mit der sein Bewusstsein sich selbst ansprechen konnte, mit der es seine Gegenstände aus einer alternativen Sicht kommentierte oder seine Aufmerksamkeit umorientierte, hatte lange geschwiegen. Crest war sich nicht sicher, ob er glücklich darüber war, sie jetzt wieder zu hören.
Wir waren uns einig, dass unser Weg nicht mehr sehr weit sein kann, dachte er.
Und wer von uns beiden hat dieses Einverständnis aufgekündigt, Alter?
Ich natürlich, setzte Crest den mentalen Dialog fort. Aber wie immer wirst du mir folgen.
Dafür bin ich erweckt worden, erinnerte ihn der Extrasinn. Es war übrigens kein Tadel. Vielleicht bist du auf einem guten Weg.
Danke!
Als der Äthiopier zurück war und zwei Schalen mit dem Injera brachte, wirkte er ein wenig bedrückt.
Es ist nichts Persönliches, kommentierte der Extrasinn. Oder es geht mindestens über das Persönliche hinaus. Frag ihn, Alter.
»Was haben Sie?«, fragte Crest. »Will man mich immer noch schlachten und zu Gesundheitspillen verarbeiten?«
»Man hat nach dir gefragt«, sagte Gezahegne und warf dem Affen etwas zu futtern hin.
»Man?«
»Von auswärts«, sagte Gezahegne. »Niemand bekannt.«
»Wir
Weitere Kostenlose Bücher