Perry Rhodan Neo 5: Schule der Mutanten (German Edition)
hin zum Tisch, wollte auf die Platte klettern und dort zumindest den Verbrennungen an den Fußsohlen entgehen. Doch er kam nicht so weit. Sid stolperte und konnte den Schwung seines kraftlos gewordenen Körpers nicht mehr auffangen. Er streckte instinktiv die Hände aus, um den Fall zu lindern. Er drang in den weißen Schaum ein und meinte, von ihm aufgefressen, bis zu den Knochen abgenagt zu werden.
Sid schrie, wie er noch niemals geschrien hatte. Seine Sinne schwanden. Er würde in dieses Weiß eintauchen und darin sterben.
Das Letzte, was er sah, waren Beine, die auf ihn zueilten, und Arme, die nach ihm griffen. Dann verlor er das Bewusstsein.
7.
Ein neuer Patient
9. Juli 2036
Sie hätten sich viel zu sagen gehabt. Über das einmalige, phantastische, kaum zu begreifende Erlebnis, einen Außerirdischen zum Patienten gehabt zu haben.
Doch sie taten es nicht. Einerseits mochten Eric Manoli und Doktor Haggard abgehört werden. Andererseits fühlte es sich falsch an. Zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort hätten sie längst eine angeregte Unterhaltung begonnen. Doch nicht hier, nicht jetzt.
Ihr Patient hatte keine Rippen besessen, sondern Brustplatten. Dies war das augenfälligste Unterscheidungsmerkmal zum Menschen. Doch wenn man tiefer forschte, kam weitaus mehr zutage.
Crests DNA, sosehr sie der menschlichen auch ähneln mochte, zeigte sehr deutlich die Unterschiede zum Erdgeborenen. Oder sein Blutbild. Lage und Form der inneren Organe. Die Konsistenz der Haut, das Fettgewebe, die Darmflora ...
Und dann erst der Habitus des Patienten! Crests Verhaltensmuster war äußerst gewöhnungsbedürftig. Seine Denkweise irritierte – und war dennoch erschreckend klarsichtig. Der Arkonide schien die ihm zur Verfügung stehenden geistigen Kapazitäten mit einem höheren Wirkungsgrad zu nutzen als ein Mensch. Seine Fragen und Antworten waren von einer Art luftiger Leichtheit und Selbstverständlichkeit geprägt. In manchen Gesprächsbereichen kannte er keinerlei Tabus, in anderen wiederum war er kaum zugänglich. So hatte er sich zum Beispiel über Aspekte des Khasurn, wie er seine ... Familie nannte, kaum einmal geäußert.
Eric Manoli sehnte eine Zigarette herbei. Er lag auf seiner Pritsche und starrte gegen die weiß getünchte Decke. Er wusste nicht, wo er war und was man von ihm erwartete.
Er legte die Finger ineinander und ließ sie laut krachen. Er wollte zu seinem Patienten, verdammt noch mal! Er hatte den hippokratischen Eid abgelegt, den er überaus ernst nahm; ernster als die meisten seiner Kollegen. Andernfalls wäre ihm niemals ein Platz in der STARDUST zugestanden worden.
»Wir sitzen verdammt tief in der Scheiße, nicht wahr?«, durchbrach Frank Haggard das Schweigen.
»Ich wusste nicht, dass Nobelpreisträger derart heftig fluchen dürfen.«
»Nobelpreisträger besitzen ein noch weitaus größeres Repertoire an Schimpfwörtern, Eric. Weil sie hofiert werden und von Speichelleckern umgeben sind, die an ihrem Ruhm mitnaschen möchten. Das war einer der Gründe, warum ich mich nach Afrika begeben habe.«
Haggard lächelte. »Immerhin hatte ich in Äthiopien Gelegenheit, mich mit dem dortigen Vokabular ausgiebig auseinanderzusetzen. Der Amhari-Spruch vay vay doo boos wok zum Beispiel heißt: Du betest meine Scheiße an. Ich könnte Ihnen aber auch einiges über sogenannte Brunnenhühner erzählen – und über die Stammesfehden, die ein derartiges, unbedacht verwendetes Wort ausgelöst hat.«
Sie schwiegen wiederum. Es wollte einfach kein Gesprächsfluss zustande kommen.
»Kennen Sie die Resultate der letzten Runde des Super-Twentyfour? «, fragte Haggard nach einer Weile.
»Wie bitte?«
»Wollen Sie mir etwa erzählen, dass Sie keine Ahnung vom wichtigsten Sportereignis des Jahres haben?«
»Die Olympiade wird doch erst in zwei Wochen in Kuala Lumpur eröffnet.«
»Olympiade!« Frank Haggard schnaubte. »Wen interessiert das schon? – Ich rede vom australisch-neuseeländischen-südafrikanischen Rugby-Cup.« Wiederum fluchte der Arzt. »Die Kiwis haben die drei letzten Auflagen des Turniers gewonnen; wegen dieser verdammten Außendreiviertel und des schnellen Flügelspiels. Na gut, sie sind auch einigermaßen geschickt, und den Hookern im Scrum ist kaum beizukommen. Ich frage mich aber, warum wir seit über einem Jahrzehnt keinen Flyhalf oder Prop hervorbringen, der den Kiwi-Wingern etwas entgegensetzen könnte.«
»Ähm ... ja.«
»Johnstone wäre ein Mann, der Verantwortung
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