Perry Rhodan Neo 7: Flucht aus Terrania (German Edition)
ihrem Einsatz loslegen sollten. Doch die Soldaten kamen ihnen zuvor: Sie schlossen die Spezialkräfte ein. Bai Jun sah, wie die ersten Spezialkräfte ihre Sturmgewehre in Anschlag brachten und zu schießen versuchten. Die Waffen versagten. Kein einziger Schuss fiel.
Auf der Tribüne bildete sich inzwischen ein Korridor, durch den die Soldaten in Zivil die Funktionäre hinunter an den Rand des Platzes geleiteten. Sie verhielten sich höflich und zuvorkommend, sodass alles aussah, als hätte die Partei diesen Ablauf geplant. Die Funktionäre kamen direkt in das Haus, in dem Bai Jun das Festbüfett für sie hatte aufbauen lassen. Es gab Klappstühle aus Armeebestand mit dicken weichen Kissen, Servietten und jede Menge alkoholfreie Getränke.
Seine Offiziere würden alles tun, um die Gäste möglichst aufmerksam zu betreuen. Später würde Bai Jun sich zu ihnen gesellen.
Jetzt allerdings hatte der General Wichtigeres zu tun. Er beobachtete den Abzug der Minister und Funktionäre, die über den abrupten Schluss der Feier zwar erstaunt schienen, aber nichts Böses ahnten. Den Generalsekretär konnten sie nicht fragen, denn dieser wurde sicherheitshalber ein Stück abseits geleitet.
Die Männer der Spezialeinheit streckten mittlerweile die Waffen. Die Übermacht um sie herum war zu groß, und ihre Gewehre funktionierten nicht. Die Männer schienen zu begreifen, dass etwas absolut nicht so ablief, wie es geplant gewesen war. Ihrem geübten Blick der Kämpfer entging nicht, dass Chinas eigentlicher Herrscher als Gefangener abgeführt wurde.
14.
11. Juli 2036
Die Büsche und Krüppelkiefern an der Böschung oberhalb des Zauns boten ihm genug Deckung. Geduldig wartete er, bis die Sonne tiefer sank und den Hang nicht mehr bis in jeden Winkel ausleuchtete. Dann machte er sich vorsichtig an den Abstieg. Der Stock aus Buchenholz bot ihm auf dem teils glatten Gras und dem Geröll aus erodiertem Kalkstein Halt.
Immer wieder blieb er stehen, musterte die Gebäude und den 40 Stockwerke hohen Kontrollturm. Nach und nach gingen in den Etagen die Lichter an, verkündeten der hereinbrechenden Dämmerung die Überstunden, die dort mal wieder geleistet wurden.
Allan D. Mercant kannte das Gelände wie seine Westentasche. Jahrelang hatte ihm in Nevada Fields jede Tür offen gestanden. Als Agent der Homeland Security hatte sich niemand getraut, ihn in die Schranken zu weisen.
»He, Leute!«, sagte er leise. »Ich bin wieder da!«
Auf den Fahndungslisten stand er ganz oben, vermutlich gleich hinter Perry Rhodan und den übrigen Astronauten, die von hier aus zum Mond gestartet waren. In der Höhle des Löwen vermutete ihn keiner so leicht.
Genau in diese Höhle musste er zurückkehren. Er musste mit Lesly K. Pounder sprechen. Allan D. Mercant hatte nach dem Start der STARDUST mit dem mächtigen Ministerium gebrochen – und innerhalb kürzester Zeit hatte er sich als Gefangener in einer Arrestzelle der unterirdischen Gewölbe von Nevada Fields wiedergefunden. Sein Schicksal war besiegelt gewesen. Homeland Security hätte ihn ausgiebigst verhört – und anschließend verschwinden lassen. Niemand hätte sich um den Verbleib eines alten Agenten gekümmert.
Doch Pounder, der aus seiner Abneigung für den Agenten nie ein Hehl gemacht hatte, hatte Mercant überraschend gerettet. Er hatte ihn mit neuen Papieren ausgestattet, und so war Mercant die Flucht gelungen. Sie hatte in den Armen von Homer G. Adams geendet – und Mercant hatte eine neue Sache gefunden, für die er sein ganzes Streben einsetzte.
Mercant schaute nach oben zur Spitze des Kontrollturms. Dort oben ging ebenfalls das Licht an. Das hell erleuchtete, rund um den Turm laufende Panoramafenster wirkte wie die Spitze eines Leuchtturms.
»Ich komme«, sagte Mercant. »Gib mir noch eine halbe Stunde Zeit.«
Die Patrouillen entlang des Elektrozauns waren schon vor längerer Zeit reduziert worden. Er kannte die Uhrzeiten auswendig. Die erste kam, als das Gelände bereits im Halbdunkel lag. Zwei Männer fuhren im Jeep; einer lenkte, der andere hielt das Gewehr im Anschlag.
Allan wartete, bis die Rücklichter des Fahrzeugs nicht mehr zu sehen waren. Dann stieg er das letzte Stück hinab bis zu den Bäumen, die innen und außen am Zaun wuchsen.
Die beiden Astgabeln saßen noch an derselben Stelle wie beim letzten Mal, die eine ein wenig höher als die andere. Vorsichtig balancierte er mit dem Körper das Gleichgewicht aus, suchte mit den Schuhen am schrägen Untergrund Halt.
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