Perry und das unheimliche Haus von Hackston
noch einen weiteren Raum von der Größe dessen geben müsse, in dem sie augenblicklich standen. Und zwar genau an der gegenüberliegenden Seite.
„Kommen Sie!“ rief er Lash zu.
Es war mittlerweile fast 14 Uhr geworden. Clifton hastete den Weg durch die Kellerräume zurück. Seine Schritte klangen hohl und gespenstisch. Lash folgte ihm. Natürlich, dort war die Tür. Er hatte sie übersehen, weil sie sich genau im Schatten eines alten, leeren Kleiderschrankes befand.
Es war eine Tür aus Stahl, und sie war verschlossen. „Ein Sicherheitsschloß!“ stellte er fest. Er fühlte ein erregendes Prickeln, als er mit der Hand über die stählerne Oberfläche strich.
Was mochte dahinter sein?
Lash probierte inzwischen den vierten Schlüssel. „Paßt keiner!“ rief er enttäuscht. Perry Clifton nahm ihm den Bund aus der Hand und probierte nun seinerseits die insgesamt vier daran befindlichen Sicherheitsschlüssel. Lash hatte recht. Es paßte keiner.
Da packte ihn Carpenter Lash plötzlich am Arm. Atemlos rief er: „Oben, bei Melvin, Mister Clifton!“
„Was ist da?“
„Da lag ein Schlüssel!“
„Wo?“
„Neben dem Fernseher!“
„Ich habe keinen Schlüssel gesehen.“ Er konnte sich wirklich nicht erinnern, doch Lash beharrte störrisch auf seinem guten Erinnerungsvermögen. „Er lag neben dem Fernsehapparat, und es war ein Sicherheitsschlüssel. Ich werde ihn holen!“
Noch bevor Clifton reagieren konnte, lief Lash davon. Drei Minuten später kam er keuchend zurückgerannt, in der hoch erhobenen Hand tatsächlich einen Schlüssel schwenkend. Er reichte ihn Clifton.
„Hier!“ rief er, nach Luft japsend, triumphierend. „Probieren Sie!“
Perry nahm den Schlüssel, dessen Kopfteil mit einer roten Plastikkappe überzogen war. Ohne den geringsten Widerstand glitt er in das Schloß und ließ sich drehen. Langsam, vorsichtig und von fast beklemmender Spannung gepackt, stieß er die Tür auf.
Seine Enttäuschung war grenzenlos.
„Die Heizung“, seufzte Lash, ebenfalls enttäuscht.
„Ich hätte es mir denken müssen!“ schimpfte Clifton. „Irgendwo mußte die Heizung ja sein.“
Er verschloß die Tür wieder und machte sich auf den Weg nach oben. Lash trottete hinterdrein.
Wie hätte der Detektiv auch ahnen können, daß er sich nur noch einen einzigen Meter von einer der beiden Stellen befand, die direkt zu dem Geheimnis des Brockton-Hauses führten. Er hätte nur den alten, morschen Kleiderschrank (der gar nicht alt und morsch war) zur Seite schieben müssen.
Als die beiden wieder Melvins Büro betraten, zeigte der Regulator neben der Tür 14 Uhr 14. Ohne jedes Interesse sah der Detektiv zu, wie sich Carpenter Lash mit hektischem Eifer daranmachte, einen Ordner nach dem anderen einer eingehenden Musterung zu unterziehen.
Die heimliche Durchsuchung des Hauses war ein Schlag ins Wasser. Für Lash ebenso wie für Perry Clifton. Das wußten beide nicht erst, als sie das Hoftor mit dem Holzschild Fabrikation und Vertrieb von Geigen wieder abschlossen.
„Eine ausgesprochene Pleite!“ jammerte Lash, und Clifton sagte: „Seien Sie doch froh, daß Sie kein Indiz für einen Betrug gefunden haben. Das enthebt Sie der befürchteten Aussprache mit Ihrem Partner Gordon und mit Melvin.“
„Daß ich kein Indiz gefunden habe, bedeutet noch nichts, Mister Clifton!“ ereiferte sich Carpenter Lash. „Das kann ebensogut bedeuten, daß Melvin eben noch viel klüger und raffinierter ist, als ich annehme.“
Der Detektiv verkniff sich eine Erwiderung, obwohl er in manchem, wenn auch in einem anderen Sinn, mit Lash übereinstimmte. Vorsichtig wendete er den Wagen und rollte auf die Straße zurück. Als er in Hackston nach rechts abbog und vor Bradleys Gasthof hielt, fragte Lash überrascht: „Haben wir denn noch Zeit, um essen zu gehen?“
„Wir gehen nicht essen, Mister Lash. Ich will hier nur etwas abgeben. Bitte, warten Sie einen Augenblick, ich bin gleich wieder zurück!“
Perry Clifton betrat den Hausgang, dann die Gaststube, die, wie bei seinem allerersten Besuch, gähnend leer war. Auch keine Spur von Mrs. und Mister Bradley. Nicht einmal Angys Stimme war zu hören.
Clifton überlegte. Sollte er die Bilder von Angy einfach hier auf die Theke legen? Dann fiel ihm ein, daß er die Wirtsleute vielleicht im Hof antreffen könnte. Er wollte gerade die Tür zum Gang öffnen, als die Klinke von draußen niedergedrückt wurde.
Dann sah Perry Clifton in ein Gesicht, das er jetzt nicht unbedingt
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