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Perry und das unheimliche Haus von Hackston

Perry und das unheimliche Haus von Hackston

Titel: Perry und das unheimliche Haus von Hackston Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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kein Finanzgenie war, wußte er doch, daß Lash wohl oder übel die Suppe auslöffeln mußte, die er sich eingebrockt hatte. „Ich glaube, hier kann ich Ihnen nicht helfen“, sagte er. Zu seiner Verblüffung spielte Carpenter Lash plötzlich wieder den Hoffnungsvollen.
    „Vielleicht sind meine Sorgen auch unbegründet. Was meinen Sie?“
    „Wenn wir Glück haben, erfahren wir es bald.“ Und nach fünf Sekunden: „Sie haben doch die Schlüssel nicht vergessen?“
    Lash schüttelte den Kopf und klopfte sich mit der rechten Hand auf die Hosentasche.
    Es klirrte.
    Als sie bei Tapstown in die Straße nach Hackston einbogen, war es genau 12 Uhr mittags. Wollten Melvin und Webster um 14 Uhr in der Hammers-Road in London sein, müßten sie diese Stelle längst passiert haben. Trotzdem zog sich Clifton die Mütze vorsichtshalber etwas tiefer ins Gesicht.
    „Sind wir bald da?“ wollte Lash wissen.
    „Ja. Nur noch sieben bis acht Meilen!“
    Schon als sie aus der großen Kurve kamen, sah Perry Clifton, daß das Tor geschlossen war. Melvin und Webster waren also Lashs Aufforderung, nach London zu kommen, gefolgt.
    Er spürte, wie das Jagdfieber immer mehr von ihm Besitz ergriff, wie es seine Nerven vibrieren ließ und seinen Atem beeinflußte. Er steuerte den Wagen quer über die Straße auf den kleinen planierten Platz neben dem sogenannten Sandschuppen. Lash sah ohne Unterlaß zu dem Brockton-Haus hinüber und schüttelte ein ums andere Mal den Kopf. „So groß hätte ich mir das Gebäude nicht vorgestellt!“ staunte er.
    „Beeilen wir uns! Jede Minute ist kostbar!“
    „Ja, ja, beeilen wir uns!“ Carpenter Lash nickte. Seine ganze Skepsis, seine Mutlosigkeit und seine Sorgen waren plötzlich wie weggewischt, und lebhaft und quirlig, so wie ihn Clifton kennengelernt hatte, hastete er über die Straße. Während der Detektiv noch den Wagen verschloß, suchte Carpenter bereits nach dem Schlüssel für das Hoftor.
    Um 12 Uhr 30 erreichten sie Melvins Büro. Es war ungelüftet. Lash rümpfte die Nase. Anscheinend störte ihn der penetrante Geruch, den der übervolle Aschenbecher verströmte.
    „Pfui!“ sagte er angewidert.
    „Hier sitzt Melvin!“ erklärte ihm Clifton.
    „Das habe ich mir gedacht. Es stinkt nach Zigarettenrauch. Dieses Ferkel!“
    Carpenter ging auf einen der Rollschränke zu und drehte mit dem Schlüssel die Sperre der Rolltür, die mit ohrenbetäubendem Lärm nach unten ratterte.
    „Jetzt haben Sie die letzte schlafende Ratte in diesem Haus geweckt“, sagte Clifton, doch Lash nahm es kaum wahr. Seine Blicke hingen gierig am Inhalt des Schrankes. Leere Bierbüchsen, Berge von Zigarettenschachteln, Lappen, mehrere leere Flaschen, ein Wecker, eine Spielzeugpistole und — ein knappes Dutzend Aktenordner.
    Lash wollte schon den ersten Ordner aus dem Schrank ziehen, als ihm Clifton auf die Schulter tippte.
    „Heben wir uns das für den Schluß auf, Mister Lash. Sehen wir uns zuerst die Räumlichkeiten an!“
    „Ach“, murmelte Lash unwillig. Erst als Perry lockte: „Vielleicht entdecken wir irgendwo ein geheimes Geigenlager“, willigte er zu einem Rundgang ein.
    Perry Clifton atmete auf. Schließlich war er nicht am Inhalt der Aktenordner interessiert, sondern am Inhalt der Räume. Aber das konnte er Lash ja nicht sagen.
    Cliftons Erwartungen waren hochgesteckt.
    Unaufhörlich dachte er an das Gespräch mit Scott Skiffer vor wenigen Stunden. Hier, hier im Brockton-Haus mußte der Schlüssel liegen.
    Der Schlüssel zu dem noch nicht Faßbaren, dem noch nicht Entwirrten und Enträtselten.
    Der Schlüssel für das Sammelsurium von Vermutungen,
    Eventualitäten und Verdachtsmomenten.
    Nur hier war das Rätsel der bunten Geigen zu lösen und das der Anwesenheit von Melvin und Webster und der von Jack Mason.
    Nur hier gab es eine Antwort auf die Frage nach jenem geheimnisvollen Peugeot und den Fingerabdrücken — oder gehörten die Fingerabdrücke nicht nach Hackston?
    Gehörte der Mann mit dem unbekannten Gesicht und dem bekannten Namen — Abraham Jefferson — in dieses Spiel oder nicht?
    Ja, er gehörte dazu. Er mußte ganz einfach dazugehören! Die Melvins und Websters waren nur winzige Randfiguren. Marionetten in der Hand des großen Spielers Jefferson.
    Doch wer war Jefferson?
    Wie sah er aus?
    „Was ist denn, Mister Clifton?“ rief Carpenter Lash, ungeduldig mit dem Schlüsselbund klappernd. Perry Clifton bemerkte erst jetzt, daß er stehengeblieben war. „Entschuldigung, mir ging

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