Perry und das unheimliche Haus von Hackston
hier erwartet hatte.
„Hallo, Mister Holman. Das ist aber eine Überraschung.“
Holmans Miene war weder freundlich noch unfreundlich, seine Blicke weder überrascht noch neugierig.
Sein Gesicht glich eher einer undurchdringlichen Maske. Ein ausdrucksloses Gesicht, durchfuhr es Clifton. Ein Gesicht, in dem jegliches Gefühl fehlte und das doch das gleiche war, das er kennengelernt hatte. Was war geschehen?
Was hatte den Lehrer so verändert, so unnahbar gemacht?
Es glich dem Gesicht eines tödlich Beleidigten, oder irrte er?
„Sagten Sie nicht, Sie kämen nicht nach Hackston zurück?“ fragte Holman mit einer Stimme ohne Wärme, aber mit einem Hauch von Ironie.
„Es ist reiner Zufall!“ erwiderte Clifton und war bemüht, sein Unbehagen und seine Ungeduld nicht sichtbar werden zu lassen. „Ich hatte einige Fotos von Angy gemacht, und da ich gerade in der Nähe war...“
„Zufällig!“
„Ja, zufällig. Es ist niemand da. Jedenfalls nicht in der Gaststube.“
Sie standen sich noch immer in der offenen Tür gegenüber.
„Ich wollte gerade zu Jim Bradley. Wenn es Ihnen recht ist, nehme ich die Bilder mit.“ Holman streckte Clifton die Hand hin, in die dieser den Umschlag mit den Fotos von Angy legte.
„Das ist nett von Ihnen, Mister Holman.“
Der Lehrer nickte. „Keine Ursache, Mister... Wie war doch gleich Ihr Name?“ Seine Augen sahen jetzt wirklich spöttisch auf Clifton, der mit einem Male wußte, woher der Wind wehte. Doch von wem konnte Holman erfahren haben, daß er sich einen fremden Namen ausgeborgt hatte? Der Lehrer zog aus Cliftons Ratlosigkeit die richtigen Schlüsse. „Sie sollten sich die neueste Ausgabe von Photography besorgen, Mister. Sie ist gestern erschienen. Darin ist nicht nur ein ausgezeichneter Bildbericht von Clifford Arling, sondern auch ein Porträtfoto von ihm... Ich schätze ihn doppelt so alt wie Sie, Mister...“
Holman wandte sich zum Gehen, doch Clifton hielt ihn am Arm fest. Er fühlte sich hundeelend. „Es tut mir leid, Mister Holman. Aufrichtig leid. Ich werde Ihnen später erklären, wozu dieses Theater sein mußte. Sie sollten, auch wenn es Ihnen schwerfällt, Vertrauen zu mir haben. Grüßen Sie bitte die Bradleys von mir.“
Dicki und die Lady in Rot
15 Uhr 40.
Um 14 Uhr 20 hatte Dicki Miller am Kingsplace Posten bezogen. Seit 15 Uhr leistete ihm Ronnie Hastings Gesellschaft. Und im Gegensatz zum Vortag war der heutige ein ausgesprochen aufregender Tag, denn Jack Masons Kunsthandlung wies einen regen Zuspruch auf.
Allein in der letzten Stunde hatten insgesamt sechs Männer und eine Frau die Galerie mit einem Paket verlassen.
Doch nicht das allein erweckte Dickis Mißtrauen. Selbst Ronnie, der im Unterschied zu Dicki später nicht Detektiv werden wollte, war es aufgefallen.
„Das ist doch komisch.“
„Was ist komisch?“
„Das alle das gleiche Zeug kaufen!“ Dicki nickte mit dem Ernst des künftigen Spurenlesers. „Ein wichtiges Indiz, Ronnie. Ich möchte zu gern wissen, was in den Paketen drin ist.“
„Vielleicht eine Figur... ein Engel“, sinnierte Ronnie.
„Warum sollten alle einen Engel kaufen? Hast du dafür eine brauchbare Erklärung?“ Nein, die hatte Ronnie auch nicht. Und wenn er ehrlich sein sollte, ihn interessierte eine solche auch nicht in dem Maße wie Dicki Miller. Schließlich stand er ja nur aus Nächstenliebe hier. Dicki hatte gemeint, daß es allein wieder langweilig wäre, na also... Und nur deshalb!
Minutenlang beobachteten sie beide den an ihnen vorbeiflutenden Straßenverkehr. Pkws, Motorräder, Omnibusse, Lastwagen und dazwischen hin und wieder ein mutiger Radfahrer. .
„Stinkt ganz schön, wenn man hier so steht und riecht!“ meinte Ronnie, und Dicki nickte zustimmend. Über diese Tatsache ließ sich nicht streiten. Doch dann nahm er den Faden von vorhin wieder auf.
„Das können gar keine Engel sein, Ronnie!“
„Warum nicht?“
„Engel in einer Kunsthandlung sind doch aus Holz!“
Ronnie schnitt eine Grimasse und blickte sehr überlegen drein, fast so, wie man dreinschaut, wenn man meint, daß der andere spinnt. Dabei meinte er es nicht nur, er sagte es auch: „Du hast einen Motorschaden, Dicki. Was hat das Holz mit dem Engel zu tun?“
Diesmal war die Reihe an Dicki, den Überlegenen zu spielen: „Du bist zwar große Klasse in Englisch, Geschichte und Chemie, aber von der Kriminalistik verstehst du nicht mal das kleine Einmaleins. Ein Holzengel von solcher Größe wäre schwer. Leuchtet dir
Weitere Kostenlose Bücher