Perry und das unheimliche Haus von Hackston
gab er sein Einverständnis. „Bon, Monsieur, dreihundert in bar und zweihundert per Scheck!“
Clifton erhob sich, ging zu seinem Schreibsekretär und entnahm einer Kassette einige Geldscheine. Sorgfältig verwahrte er diese in seiner Brieftasche. Mellier beobachtete jede seiner Handbewegungen und schien zufrieden.
„Eine Frage, Mister Mellier: Wer ist eigentlich oberster Chef dieser menschenfreundlichen Vereinigung?“
Der Franzose starrte Clifton überrascht an. „Der Chef? Jack Mason, wer sonst?“
„Sie meinen wirklich, daß Mason das Oberhaupt der Falschmünzerbande ist?“
„Ich bin sicher. Sind Sie anderer Meinung?“
„Ja, aber das sollte Sie nicht stören.“
Mellier tippte den Detektiv mit dem Finger an. „Ich habe auch eine Frage. Wenn Sie alles so genau wissen, warum sind Sie dann noch nicht zur Polizei gegangen?“
„Vielleicht deshalb, weil ich noch nicht genug weiß... Ist Ihnen eigentlich klar, daß es lange nach Mitternacht sein wird, bevor wir nach Hackston kommen?“
Mellier nickte eifrig. Und während er sich selbst noch einmal aus der Cognacflasche bediente, versicherte er: „Das ist die beste Zeit.“
„Dann wollen wir mal aufbrechen.“ Und etwas lauter: „Wir fahren über die Schnellstraße bis Leicester, wenn’s recht ist!“
„Schreien Sie doch nicht so!“ zischte der Franzose erschrocken. „Es muß uns ja nicht die ganze Nachbarschaft hören!“
Perry Clifton fuhr betont langsam. Das heißt, er überschritt innerhalb des Stadtgebietes nicht ein einziges Mal die erlaubte Geschwindigkeit. Eine Sache, die Mellier zuerst mit Stöhnen, dann mit Worten kommentierte: „Warum schleichen Sie so?“
„Aus reinem Egoismus, Mister Mellier!“
„Wie soll ich das verstehen?“
„Wenn ich die Geschwindigkeitsbegrenzung überschreite und der Polizei fällt es ein, mich zu stoppen, bin ich zweimal der Dumme. Ich muß Strafe zahlen und lerne das Geheimnis des Hackston-Hauses nicht kennen, weil man Sie mitnehmen wird. Haben Sie vergessen, daß Ihr Name auf den Fahndungslisten der Polizei steht, Mister Mellier?“
Der Franzose schwieg fortan. Und immer, wenn irgendwo im Lichterschein der verschwenderisch illuminierten Straßen ein Bobby auftauchte, machte er sich klein.
Clifton hatte genügend Zeit, seinen eigenen Gedanken nachzuhängen. Als er in der Tottenham-Court-Road vor einer Ampel warten mußte und links vor sich das hellerleuchtete Schaufenster eines Antiquitätengeschäfts sah, mußte er unwillkürlich an Tom Harder denken.
Es schien ihm eine Ewigkeit vergangen zu sein seit dem Tag, an dem Tom ihn besuchte... Eine Woche war es her.
War es wirklich erst eine Woche? Ja, sieben schnelle Tage.
Noch notierte man Freitag, noch, nicht mehr lange. Und es fiel ihm plötzlich ein, daß er heute zum ersten Mal seit Monaten die Sauna verpaßt hatte.
Freitag: Saunatag. Merkwürdig, daß ihm das nicht schon vorhin aufgefallen war, als Fred Miller auftauchte. „Schwitztag“, pflegten sie den Freitag zu nennen. Während Perry in der Sauna schwitzte, tat es Fred beim Bowling.
Gedanken,
Überlegungen,
Erinnerungen,
Gespanntheit,
Vorsicht.
Personen tauchten auf:
Angy,
Bradley,
Webster,
Holman, der beleidigte Lehrer,
die Craig.
Komisch, keine Spur von Müdigkeit. Im Gegenteil, es war, als enthielte sein Kopf eine Art Rechenwerk, das, unaufhörlich von Gedanken gespeist, ebenso unaufhörlich immer neue Möglichkeiten ausspuckte. Tom Harder wollte angeblich die Kunst des „Nichtdenkens“ beherrschen. Er behauptete, dasitzen zu können, ohne daß sich in seinem Kopf die geringsten Denkvorgänge ereigneten.
Was würde Tom Harder wohl sagen, wenn er wüßte, daß er, Perry, in diesem Augenblick schon wieder auf dem Weg zu seinem „unheimlichen Haus“ war? Er rechnete nach... Ja, zum vierten Mal innerhalb einer Woche fuhr er diese Route. Das letzte Mal vor zwölf Stunden. „Mister Mellier, um was für ein Geheimnis handelt es sich eigentlich?“
„Um eine geheime Tür!“
„Und wohin führt diese?“
„Zu einem besonderen Teil des Hauses. Mehr sage ich erst, wenn ich mein Geld habe.“
„Wie lange haben Sie für Mason gearbeitet?“
„Knapp fünf Monate.“
„Wie Cockland?“
„Ja.“
„Wie gut kennen Sie Charly Webster?“
„Wie gut kann man jemanden kennen, den man fünf Monate lang jede Woche einmal für ein paar Minuten sieht?“
„Für wie klug halten Sie Webster?“
„Er ist ein mürrischer Dummkopf!“
„Er soll angeblich jede Woche mit
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