Perry und das unheimliche Haus von Hackston
dreimal sah er sich um. An Eingang 14 angekommen, probierte er den Drehknauf der Haustür.
Abgeschlossen.
Fred Miller hatte die Tür von innen abgeschlossen.
Clifton sah, wie der Hagere in seinen Taschen suchte. Ein Streichholz flammte auf, beleuchtete das Klingelbrett.
Geräuschlos verließ der Detektiv seinen Wagen. Sah noch einmal in die Runde. Nichts deutete darauf hin, daß Mellier in Begleitung gekommen war.
„Hallo, Mister Mellier!“
Der Hagere fuhr blitzschnell herum und preßte sich gegen die Haustür.
Perry Clifton trat auf ihn zu, gespannt und abwehrbereit. „Ich bin Clifton!“
„Ein feiner Trick das!“
Clifton drückte auf den Knopf der Hausbeleuchtung. Licht flammte auf. „Das Streichholz hätten Sie sich sparen können.“
„Wenn man sich nicht auskennt“, sagte Mellier, und fügte dann mißtrauisch hinzu: „Sind Sie wirklich Mister Clifton?“
Perry sah in ein ungepflegtes Gesicht, das deutliche Spuren von Erschöpfung aufwies, und in ein Paar Augen, in denen ein unbestimmtes Lauern war. Hatte der Mann Angst vor ihm?
„Ja, ich bin Clifton, Sie können beruhigt sein. “ Er schloß die Haustür auf, und Mellier schob sich eilig an ihm vorbei.
Oben angekommen, deutete Clifton auf einen Stuhl, während er selbst dem Schrank Flasche und Glas entnahm. „Aus Ihrer Heimat, Mister Mellier. Sie kommen doch aus Frankreich?“ Mellier nickte und stürzte das randvoll mit Cognac gefüllte Glas hinunter. Nachdem er sich den Mund mit dem Handrücken abgewischt hatte, sagte er: „Aus Lyon. Geben Sie mir Ihr Wort, daß Sie mich nicht verraten?“
„An wen sollte ich Sie verraten?“
„An die Polizei... oder an meine“, er spuckte wütend auf den Boden, „meine sogenannten Freunde.“
„Und wer sind Ihre sogenannten Freunde?“ François Mellier betrachtete eine Zeitlang angeregt das Muster der Tischdecke, dann schob er Clifton sein Glas entgegen: „Geben Sie mir noch einen!“ Er goß diesen ebenso hastig hinunter wie den ersten Cognac. „Ich würde Ihnen ohnehin nichts Neues erzählen.“
„Jack Mason“, Clifton begann aufzuzählen, Mellier nickte.
„Miß Craig!“ Wiederum Nicken.
„Mister Melvin... Charly Webster... wer noch?“
„Cockland“, sagte Mellier. „Und Batallin.“
„Und Frank Gordon?“ War der Franzose zusammengezuckt, oder hatte er sich geirrt? „Gordon? Wer ist Gordon?“
„Nie von der Firma Gordon & Lash gehört?“
„Natürlich. Gehört ja das Haus in Hackston.“
„Wo es die bunten Geigen gibt!“
„Ja, Monsieur, das Haus der bunten Geigen...“
„Wenn ich mich recht erinnere, wollten Sie mir etwas von diesen bunten Geigen erzählen?“
„Sie spielen in meiner Geschichte eine große Rolle. Ich habe sie transportiert. Ich war Fahrer.“
„Bei Mason?“
„Bei Mason!“
„Und wo haben Sie die Geigen immer abgeholt?“
„In Hackston. Nur in Hackston. Wenn wir hinkamen, war immer schon alles vorbereitet. Wir haben sie bis nach Frankreich, nach Holland und Belgien geschafft.“
„Wir?“
„Cockland und ich. Ich war der Fahrer, Cockland hat den Papierkram und die Geschäfte abgewickelt... Bis zu dem Tag, wo er verrückt spielte. Wir waren gerade unterwegs...“
„Auf der Straße nach Southampton!“
François sah überrascht auf, musterte Clifton mißtrauisch und fragte dann: „Woher wissen Sie das?“
„Es stand in der Times !“ erwiderte Clifton trocken.
Mellier fuhr fort: „Wir fuhren nachts. Er sagte zu mir: ,Halt mal, Kleiner’ Ich fuhr also an den Rand und hielt. Zuerst dachte ich, daß er mal müsse, aber dann schlug er mir einfach einen Schraubenschlüssel über den Schädel. Aber wie. Und das, nachdem wir monatelang gemeinsam zusammen herumgegondelt waren. Als ich wieder zu mir kam, hing der Wagen an einem Baumstamm, keine fünf Meter von der Straße entfernt. Es wurde schon Tag. Als ich ausstieg, sah ich die Bescherung. Cockland hatte sämtliche Geigen aufgeschlagen und sie rund um das Auto verteilt. Ich habe in aller Eile die Nummernschilder abmontiert und mich aus dem Staub gemacht.“
„Und der Inhalt der Geigen?“
„Hatte Cockland. Zuerst wollte ich per Anhalter zum Kanal, aber dann dachte ich, daß man mich dort wohl zuerst suchen würde. Also zurück nach London. Ich kannte hier jemanden, der Beziehungen im Hafen haben sollte, und ich glaubte, daß er mir ein Schiff nach Afrika besorgen könnte.“
„Sie reden von Bromley!“
Mellier riß die Augen auf und starrte Clifton wie eine Erscheinung an.
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