Persönlichkeit, Entscheidung und Verhalten
Grundstimmung auf und setzen sich in aller Regel realistische Ziele und mittelschwere Aufgaben, d. h. solche, die sie mit einiger Anstrengung auch erreichen können. Sie schreiben ebenso in aller Regel Erfolge sich selbst zu. Die Misserfolgs-Ängstlichen hingegen zeigen eine negative Grundstimmung und wählen sich meist entweder zu hohe Ziele, an deren Erreichen sie sowieso nicht glauben, oder zu niedrige Ziele, deren Erreichen ihnen kein richtiges Belohnungsgefühl vermittelt. Sie fürchten sich eher vor dem Misserfolg, als dass sie sich auf den Erfolg freuten. Die Ausschüttung von Dopamin spielt, wie bereits erwähnt, beim Leistungswillen eine wichtige Rolle.
Kongruenz und Inkongruenz von Motiven und Zielen
Motive sind Ausdruck der Persönlichkeit. Zwar ist allen Menschen das Streben nach positiven Erlebniszuständen und das Vermeiden negativer Erlebniszustände gemeinsam, aber ansonsten sind die Motive so verschieden, wie Personen in ihrer Persönlichkeit verschieden sind. Dies ist nicht weiter verwunderlich, denn wonach eine Person strebt, ist essenzieller Bestandteil seiner Persönlichkeit. Entsprechend gibt es stammesgeschichtlich und individualgenetisch determinierte Motive, ebenso Motive, die aus seiner frühen Bindungserfahrung, seiner frühen Sozialisation und seiner weiteren individuellen und sozialen Erfahrung herrühren. Diese können sich – bis auf die stammesgeschichtlich determinierten Motive – weit auseinander entwickeln, wie sich das schon bei Geschwistern zeigt und erst recht bei Personen, die in stark unterschiedlichen Umwelten aufwachsen.
In der Motivationspsychologie wird oft ein Unterschied zwischen Motiven und Zielen gemacht (vgl. Puca und Langens, 2005). Motive sind danach unbewusste , Ziele bewusste Handlungsantriebe. Folgt man dieser Unterscheidung, dann kann man sagen, dass Motive durch die (oben genannten) stammesgeschichtlichen, individualgenetischen, bindungsbedingten und frühkindlich erworbenen Handlungsantriebe gestaltet werden, Ziele hingegen durch Handlungsantriebe, die in späterer Kindheit, Jugend und im Erwachsenenalter entstehen. Ziele sind insbesondere durch bewusste Vorstellungen über zu erreichende Zustände geprägt.
Während Motive immer tief in der Persönlichkeit verwurzelt sind, wird auf der Ebene (bewusster) Ziele von intrinsischen und extrinsischen Zielen (oder, etwas inkonsequent, Motiven) gesprochen. Intrinsische Ziele sind danach solche Ziele, die der bewussten Persönlichkeitsentwicklung entsprechen. Angenommen, ich wollte seit meiner (bewussten) Kindheit schon immer Musiker werden, und jetzt, wo ich älter bin, setze ich alles daran, diesen Kindheitswunsch zu verwirklichen. Es kann dann sein, dass man mir einredet, das Musikerleben sei entbehrungsreich und schlecht bezahlt, und die Chance, ein berühmter und damit reicher Musiker zu werden, sehr gering. Also gebe ich diesen Wunsch auf und werde stattdessen Rechtsanwalt oder Mediziner, weil mich dabei die Aussicht auf schnellen Reichtum lockt (zumindest bei Medizinern inzwischen meist ein Irrtum!). Dann bin ich nach Ansicht vieler Psychologen eher extrinsisch motiviert. Extrinsische Motivation – so die Schlussfolgerung – macht aber nicht glücklich; im konkreten Falle würde ich meiner nicht verfolgten Musikerkarriere ein Leben lang nachtrauern. Man spricht in diesem Zusammenhang von Motiv- bzw. Ziel-Inkongruenz , d. h. vom Auseinanderklaffen bestimmter Motive und Ziele.
Eine solche Unterscheidung zwischen intrinsischen und extrinsischen Zielen bzw. Motiven ist aber unbefriedigend. Extrinsische Ziele kann es eigentlich gar nicht geben, sondern nur den Widerstreit unterschiedlicher Ziele. Im ersten Fall ist mein Wunsch, Musiker zu werden, so stark, dass ich alle Warnungen vor Misserfolg und Armut in den Wind schlage, was zugleich bedeutet, dass ich kein starkes Bedürfnis nach Reichtum und Anerkennung verspüre. Wenn dieses Bedürfnis nach Reichtum und Anerkennung aber ebenfalls stark ist, so werden diese Ziele in Konkurrenz zu meinem Wunsch treten, Musiker zu werden, und offenbar gewinnen. Es ist mir – eine gewisse Intelligenz und Lernbereitschaft vorausgesetzt – dann egal, ob ich Jurist oder Mediziner werde: Hauptsache, ich werde reich bzw. erfolgreich. Ich habe einen Teil meiner personalen Wünsche verwirklicht und den anderen Teil eben nicht. Dann bin ich eben nicht mit »vollem Herzen« Rechtsanwalt oder Mediziner.
Wichtig ist die Unterscheidung zwischen der Kongruenz bzw. Inkongruenz
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