Persönlichkeit, Entscheidung und Verhalten
fatalerweise umso größer, je größer unsere Erwartungen waren. Deshalb raten uns kluge Leute: Mach Dir keine zu großen Hoffnungen, dann wirst du auch nicht stark enttäuscht!
Motive und Persönlichkeit
In der Motivationspsychologie unterscheidet man biogene Motive, die zu unserer biologischen Ausrüstung gehören, wie das Stillen von Bedürfnissen in Form von Hunger, Durst und Sexualität, und soziogene Motive. Hier werden vor allem drei generelle Motive oder Motivbereiche genannt, nämlich Anschluss bzw. Intimität, Macht und Leistung (vgl. Asendorpf, 2004). Allerdings ist diese Unterscheidung nicht besonders strikt, denn alle soziogenen Motive müssen, um wirksam zu sein, letztendlich mit biogenen Motiven verbunden sein.
Anschluss ist das Streben nach sozialer Nähe, also Geborgenheit, Freundschaft und Zuneigung. Dieses Motiv ist durchaus nicht nur positiv, sondern kann auch negative Wirkungen haben, denn Menschen, die vom Anschluss-Motiv beherrscht werden, fühlen gleichzeitig eine Furcht vor dem Verlust von Anschluss, vor Zurückweisung und Nichtbeachtung oder dem Ende enger sozialer Beziehungen. Dies geht oft einher mit dem Persönlichkeitsmerkmal »Neurotizismus«, d. h. einer erhöhten Ängstlichkeit und Ich-Schwäche, die ihrerseits ihre Wurzeln in einer defizitären Bindungserfahrung haben kann. Solche Personen laufen häufig Gefahr, anderen mit ihrem Bedürfnis nach Nähe und Zuspruch auf die Nerven zu gehen, und erreichen damit das Gegenteil von dem, was sie sich wünschen. Das Motiv Intimität hingegen findet sich vorwiegend bei extravertierten und damit positiv gestimmten Personen, die selbst Vertrauen, Wärme und Gegenseitigkeit ausstrahlen. Sie sind zum Beispiel typische »Zuhörer«. Es wird vermutet, dass bei ihnen ein hoher Oxytocin-Spiegel vorliegt.
Das Motiv Macht ist gekennzeichnet durch das Streben nach Status, Einfluss, Kontrolle und Dominanz. Kennzeichnend ist hier die Verbindung mit einem erhöhten Spiegel von Testosteron – interessanterweise ist dies deutlicher bei Frauen als bei Männern zu erkennen. Aufschlussreich ist der (vorübergehende) Anstieg des Testosteron-Spiegels bei »Gewinnern« (vornehmlich im Sport) und entsprechend der Abfall bei den Verlierern. Der Testosteron-Spiegel ist positiv mit der Ausschüttung von Dopamin (»tu was!«) und negativ mit Serotonin (»es ist gut, wie es ist!«) gekoppelt. Der häufig vermutete Zusammenhang zwischen Testosteron und Aggressivität ist nur bei Gewalttätern signifikant. Hingegen gibt es bei Männern einen deutlichen Zusammenhang zwischen Macht und Dominanz auf der einen Seite und sexuellem Appetenzverhalten auf der anderen, was vor allem damit zusammenhängt, dass ein bestimmter Kern des Hypothalamus (der mediale präoptische Kern) beide Funktionen steuert. Diese Kopplung von Macht/Dominanz und Sexualität ist bei vielen männlichen Säugetieren wichtig, die einen »Harem« und gleichzeitig ein Revier zu verteidigen haben. Vielleicht ist dies auch beim Menschen der Grund dafür, dass Macht (angeblich) »sexy« macht und reiche und mächtige Menschen (angeblich) sexuell aktiver sind als arme Schlucker.
Das Macht-Motiv geht meist einher mit der Furcht vor dem Machtverlust, und das aus gutem Grund. Bei harems- und revierbesitzenden männlichen Säugetieren, aber auch bei den so genannten Alpha-Tieren der Primaten einschließlich des Menschen dauert der uneingeschränkte Machtbesitz nur kurze Zeit, bis ein Stärkerer kommt. Fatal wirkt sich – zumindest im Tierreich – hier die biologisch an sich sinnvolle Kopplung männlicher Dominanz mit Sexualität aus: Der aus langen Kämpfen siegreich Hervorgegangene muss sofort bei seinen Weibchen zur Tat schreiten, und das entkräftet ihn häufig so sehr, dass er einem neuerlichen Konkurrenten nichts mehr entgegenzusetzen hat. Den ereilt allerdings möglicherweise bald dasselbe Schicksal.
Das Motiv Leistung ist komplex und äußert sich im Bedürfnis, Dinge gut oder besser zu machen, sich zu übertreffen, schwierige Aufgaben zu meistern, etwas Neues anzufangen, Dinge zu erobern, Hindernisse zu überwinden und den Status zu erhöhen (hier besteht eine Nähe zum Macht-Motiv). Das Leistungsmotiv ist mit Neugier gekoppelt. Mit ihm tritt aber – ähnlich wie beim Macht-Motiv – auch die Angst vor dem Versagen auf.
Die Motivationspsychologie unterscheidet in diesem Zusammenhang zwei Persönlichkeitstypen. Die einen sind die Erfolgs-Zuversichtlichen : Diese Personen weisen eine positive
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