Persönlichkeit, Entscheidung und Verhalten
höchsten Sauerstoff- und Glucoseverbrauch haben. Das Auslösen von Aktionspotenzialen hingegen ist energetisch mehr oder weniger kostenlos, da hierbei eine aufgebaute Spannung kurzfristig zusammenbricht. Teuer ist darüber hinaus das Aufrechterhalten des Ruhemembranpotenzials, aber dies stellt sozusagen eine Dauerausgabe dar, die nicht aufgabenspezifisch ist.
Die räumliche Auflösung des fMRI ist besser als die von PET, und seine zeitliche Auflösung ist wesentlich besser. Sie liegt derzeit im Bereich einer Sekunde. Dies ist allerdings immer noch um bis drei Größenordnungen schlechter als die des EEG und auch technisch nicht wesentlich steigerbar, da sich – wie erwähnt – die Hirndurchblutung gegenüber den neuro-elektrischen und neuro-magnetischen Geschehnissen mit einer Verzögerung von wenigen Sekunden ändert. Man kann allerdings dadurch, dass eine mehrfache kurzzeitige Stimulusdarbietung jeweils von einer kurzen Pause unterbrochen wird, diese Verzögerung »herausrechnen«. Es wird zudem inzwischen erfolgreich versucht, elektrophysiologische Methoden (Mikroelektrodenableitungen, EEG, EKP) oder MEG und fMRI miteinander zu kombinieren bzw. unter möglichst identischen Versuchsbedingungen durchzuführen.
Funktionelle Kernspintomographie hat gegenüber PET den Nachteil, dass eine Veränderung der Sauerstoffsättigung des Blutes bzw. des lokalen Blutflusses nicht absolut, sondern nur im Vergleich zu einem »Ruhewert« (englisch baseline ) gemessen werden kann. Bei den Versuchen, kognitive, emotionale oder exekutive Prozesse mithilfe des fMRI zu lokalisieren, wird deshalb allgemein die Subtraktionsmethode angewandt, bei welcher ein spezifischer kognitiver, emotionaler oder exekutiver Prozess mit einem funktionell ähnlichen, aber kognitiv, emotional oder exekutiv nicht oder nur gering fordernden Prozess verglichen wird. Das kann so vor sich gehen, dass eine Versuchsperson aufgefordert wird, im ersten Durchgang bestimmte Wörter rein mechanisch zu lesen, während sie im zweiten Durchgang gleichzeitig über die Bedeutung dieser Wörter nachdenken soll. Wenn man nun die räumlichen Aktivitätsmuster und deren Intensitäten aus beiden Durchgängen voneinander subtrahiert, erhält man eine »reine« Darstellung der neuronalen Prozesse, die dem Erfassen des Wortsinns zugrunde liegen.
Schließlich sei noch die transkranielle Magnetstimulation (TMS) erwähnt. Hierbei wird mittels Magnetspulen über einem begrenzten Teil des Schädels einer Versuchsperson oder eines Patienten ein eng umgrenztes Magnetfeld erzeugt. Nach dem Prinzip der elektromagnetischen Induktion kommt es dann durch die ungeöffnete Schädeldecke hindurch zu einem elektrischen Feld, das in dem darunter liegenden Hirnareal eine Erregung hervorruft. Dabei werden Feldstärken verwendet, die denen beim fMRI entsprechen und für das Hirngewebe unschädlich sind. Man kann hiermit ohne Eingriff in das menschliche Gehirn vorübergehend die Funktion eines interessierenden Hirngebiets (meist eines Areals der Großhirnrinde) »lahm legen« und dann die Auswirkung dieser Störung auf Hirnprozesse studieren.
KAPITEL 3
Ich, Bewusstsein und das Unbewusste
Eine der wichtigsten und meistgestellten Fragen im Zusammenhang mit der Persönlichkeit ist die Frage »Wer bin ich?«. Die Antwort auf diese Frage ist kompliziert, wie wir sehen werden, insbesondere weil dieses Ich uns nur teilweise, nämlich in seinen bewussten Anteilen, direkt zugänglich ist. Von dem größten Teil des Ich oder Selbst , nämlich dem unbewussten, merken wir erst einmal gar nichts.
Ich-Zustände
Dasjenige, was wir Menschen in uns und von uns bewusst erfahren, gehört drei grundlegend verschiedenen Erlebnisbereichen an, nämlich Geist-Gefühl, Körper und Umwelt. Wir erfassen die Dinge um uns herum, unsere Umwelt , mit unseren Sinnesorganen und wirken durch unser Verhalten auf sie ein. In eigenartig anderer Weise erleben wir den Körper: Er ist unser Körper, wir empfinden mit ihm Lust und Schmerz, und irgendwie sind wir auch unser Körper, und doch fühlen wir uns manchmal von ihm getrennt. Am meisten fühlen wir uns eins mit unseren geistigen Zuständen und Gefühlen , also den Wünschen, Gedanken, Vorstellungen und Erinnerungen. Gedanken, Vorstellungen und Erinnerungen können sich scheinbar völlig vom Körper lösen, während Gefühle und Wünsche häufig mit ihm zu tun haben oder sogar in ihm zu stecken scheinen: Das Herz hüpft vor Freude, die Furcht schlägt uns
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