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Perth

Perth

Titel: Perth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Martin
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Krankenschwestern eigentlich?
    »Wie ist sie hier reingekommen? Wir sind im dritten Stock. Wie in aller Welt hat sie uns gefunden ?«
    Wie ich später herausfand, war sie durch ein geöffnetes Fenster in Franks Haus gesprungen und dann offenbar meiner Spur zum Krankenhaus gefolgt. Die Eingangstür war an schönen Tagen geöffnet, daher konnte sie unbemerkt hineinschlüpfen. Sie folgte meinem Duft vom Empfang aus die Treppen hinauf, am Tisch der Stationsschwester vorbei, den Korridor entlang bis ins Zimmer. Offensichtlich hatte niemand sie bemerkt.
    Ich schloss die Tür und genoss die fröhliche Stimmung. Cindy bekam wieder Farbe im Gesicht, und ihre Laune verbesserte sich merklich. Dieser Moment hatte eine heilende Wirkung auf sie.
    Fünfzehn ungestörte Minuten voller Freude vergingen, dann mussten wir Perths Flucht planen. Es gab kein Behältnis, in das wir sie tun konnten, daher wickelte ich sie, nachdem Cindy sie noch ein paar Mal umarmt und gedrückt hatte, in eine blaue Krankenhausdecke und ging so unauffällig wie möglich mit der Decke unter dem Arm auf den Korridor hinaus. Ich musste am Tisch der Stationsschwester Vorbeigehen.
    »Ich muss jetzt gehen«, sagte ich zur Krankenschwester am Tisch und lächelte. »Ich komme um acht Uhr wieder .«
    »Nicht so schnell, Herr Dr. Martin, Sie müssen noch ein Formular unterschreiben .«
    »Könnte ich das heute Abend machen? Ich habe es ziemlich eilig .«
    »Es dauert nur eine Minute. Es muss erledigt sein, bevor mein Dienst zu Ende ist .«
    Das Einzige, was mir einfiel, war die Toilette.
    »Äh, darf ich vorher noch dort hinein ?« , fragte ich und deutete auf die Tür der Herrentoilette.
    Sie nickte. Ich nahm Perth mit in eine der abgetrennten Kabinen und wickelte sie aus der Decke.
    »Du musst hier bleiben, Perth, nur zwei Minuten, ohne einen Pieps«, sagte ich mit Nachdruck. »Wenn du dich nicht daran hältst, können wir einpacken. Dann wirst du dein Frauchen hier nicht mehr besuchen können. Du bleibst hier, verstanden ?«
    Wissend sah sie mich an. Sie verhielt sich absolut ruhig. Ich ging hinaus und unterschrieb die Formulare.
    »Vielen Dank«, sagte die Krankenschwester und sah mich prüfend an.
    »Na sowas «, erwiderte ich und sah zur Tür der Herrentoilette, »ich hab doch tatsächlich meine Decke da drin vergessen .«
    Ich ging wieder hinein. Perth wartete noch immer ruhig in der Kabine. Ich wickelte sie wieder ein und ging hinaus. Ich wagte es nicht, die Krankenschwester anzusehen. Ich befreite Perth erst aus der Decke, als wir um die Ecke gebogen und nicht mehr im Blickfeld des Krankenhauses waren. Sie rannte schnurstracks zu Franks Haus; ich ging langsam hinterher.
    Als ich ein paar Stunden später zu Hause war, überfiel mich eine depressive Stimmung. Perth hatte uns in dieser Krise aufgebaut, wie nichts oder niemand es vermocht hätte, aber nun spürte ich den Schock und die Anspannung des Tages. Wir waren noch nicht einmal zwei Monate an unserem neuen Arbeitsplatz und in unserem neuen Leben, da musste ausgerechnet so etwas passieren. Cazenovia schien endlos weit entfernt zu sein, eine unwiederbringlich verlorene Idylle.
    Freunde und Mitglieder unserer Familien versammelten sich in den nächsten Tagen und Wochen bei uns. Mein Bruder flog sogar eigens mit seinem Flugzeug von Chicago bis zu uns, um uns zu sehen. Ich gewöhnte mich an meinen neuen Tagesablauf, der aus Unterrichten, Kochen sowie nachmittäglichen und abendlichen Besuchen im Krankenhaus bestand. Zum ersten Mal, seit ich verheiratet war, verbrachte ich die Nächte ohne meine Frau, und es gefiel mir gar nicht.
    Wie sich herausstellte, spielte Perth eine große Rolle bei meinen Krankenhausbesuchen. Ich dachte mir, wenn ich sie aus dem Krankenhaus herausschmuggeln konnte, dann musste es auch möglich sein, sie hineinzuschmuggeln. Sie musste nur kooperieren. Zunächst verwendete ich eine große Tasche mit Reißverschluss und großen Griffen, wie sie die Profitennisspieler benutzen. Sie passte gerade so hinein.
    »Mein Hündchen«, rief Cindy, als ich Perth in ihrem Zimmer aus der Tasche heraushob, und schloss sie in ihre Arme.
    »Ah, sie riecht toll, sie hat sogar den Groggy-Hunde-Duft an sich. Ich wünschte, ich könnte sie hier behalten, um all die anderen Krankenhausgerüche damit zu überdecken. Das mit der Tasche ist eine großartige Idee .«
    »Es wird nicht noch einmal funktionieren. Die Tasche ist zu klein. Perth hat draußen beim Schwesterntisch angefangen zu winseln .«
    Perth hatte

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