Perth
einigen Räumen umgesehen hatte, betrat sie einen kühlen, leeren Raum, in dem sich eine Ausstellung über den Koreakrieg befand. Das Erste, was sie hörte, als sie in den Raum kam, war das klappernde Geräusch von Hundepfoten auf dem gefliesten Boden. Es war Perth, die selbstzufrieden umherschnupperte und an der Ausstellung interessiert zu sein schien, die Bilder von Präsident Truman, General Douglas MacArthur und Kriegsszenen zeigte. Man konnte nicht sagen, wie lange sie schon dort gewesen war, aber Cindy war sehr verärgert.
»Was bist du für ein Tier ?« , fuhr sie Perth an. »Normalerweise hätten wir jetzt schon den halben Bundesstaat durchquert, aber du hast ja nichts Besseres im Sinn, als hier im Museum herumzuschnuppern, während wir uns zwei Stunden lang abmühen und versuchen, dich zu finden, du erbärmlicher Hund, du.«
Perth sah sie mit einem schuldbewussten Blick an.
»Ich kann nicht glauben, dass dich hier drinnen niemand gesehen hat. Du bist ein böser Hund, und so langsam glaube ich, es wäre besser gewesen, wenn wir dich zu Hause in einer Hundepension gelassen hätten .«
Sie gingen zusammen aus dem Museum hinaus, an den Wärtern vorbei, die Cindy auf unmissverständliche Weise zu verstehen gaben, dass Hunde — wer hätte es auch anders erwartet — nicht im Museum erlaubt waren.
»Dies ist ein Ort für Menschen, meine Dame, nicht für Hunde«, sagte einer entrüstet.
Instinktiv verteidigte Cindy Perth. »Ich habe kein Hinweisschild gesehen, auf dem das steht«, erwiderte sie kämpferisch.
»Es gibt ein paar Dinge, für die man unserer Meinung nach keine Schilder braucht, meine Dame. Nehmen Sie Ihren Hund immer mit ins Museum ?«
»Ja, immer.«
Damit schoss Cindy an ihm vorbei und ging hastig auf das Auto zu, während Perth neben ihr herlief. Der Museumswärter blieb wutschnaubend zurück. Mittlerweile hatte ich die Uhr im Auto gefunden, und wir konnten schließlich und endlich losfahren.
In den nächsten Wochen fuhren wir durch die wogenden Weizenfelder von Kansas und über die majestätischen Rocky Mountains in Colorado mit ihren Wildblumen und den kristallklaren Flüssen und Wasserfällen. Wir sahen die orangefarbene Pracht des Grand Canyons, fuhren durch die spektakuläre Landschaft des Mesa Verde Nationalparks und erreichten schließlich den Joshua Tree Nationalpark in der Mojave Wüste in Südostkalifornien. Dort zelteten wir. Sorgfältig zogen wir den Reißverschluss des Zeltes zu, um Skorpione und giftige Schlangen von uns fern zu halten. Die Mojave Wüste ist relativ klein, aber nicht zu unterschätzen. Sie besteht aus einem steinigen, mit Strauchwerk bewachsenen Ödland mit niedrigen Bergen und lang gezogenen Tälern. Die Tagestemperaturen erreichen im Sommer in der Regel 55 Grad Celsius. Der berühmteste Abschnitt ist das Death Valley, das berüchtigte »Tal des Todes«, das wir uns sparten.
Wir fuhren westwärts weiter, hinunter nach Tijuana in Mexiko, dann an der Küste in Kalifornien, Oregon und Washington hinauf bis nach Britisch-Kolumbien und zurück nach Ohio über die Rocky Mountains und durch die nördlichen Plains. Perth verursachte keine größeren Katastrophen, wenngleich sie die Hauptfigur in einigen Furcht erregenden Momenten war. Sie trug einen Kampf mit einem mexikanischen Mischlingshund in Tijuana aus, der mich an eine Szene in einer Kurzgeschichte von Graham Greene erinnerte. Ungepflegte Männer, die sich die Zeit in den Cafés rund um den Platz vertrieben, sahen zu, wie Perth für Aufruhr sorgte, als sie den überheblichen mexikanischen Köter in die Flucht schlug. Ein oder zwei Tage später und in einer anderen Welt, in der Gegend von Los Angeles, wurden wir gebeten, den berühmten Englischen Garten bei der Huntington Bibliothek in San Marino zu verlassen, nachdem Perth preisgekrönte Erdbeeren aus dem dekorativen Küchengarten verschlungen hatte. In San Francisco an der berühmten Haight-Ashbury , dem Mekka der Hippies dieser Welt, saß Perth friedlich da und beobachtete etwas verblüfft die endlose Prozession von unglaublich seltsam aussehenden Menschen. Hippies jeder Gestalt gingen vorbei, mit Haaren in allen möglichen Farben und eigenartigen und wunderbaren Kleidern, angesichts derer heutige Stardesigner erblassen würden. Sie blieben stehen, um wer weiß was zu rauchen, und wir sahen, wie sich einige am helllichten Tage gegenseitig beängstigend schmutzige Spritzen verpassten. Perth konnte nicht widerstehen, ein paar von ihnen zu beschnüffeln, da
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