Perth
sie auf den vielen Kilometern, die sie bisher in ihrem kurzen Leben zurückgelegt hatte, noch keinem vergleichbaren Duft begegnet war. Die Betroffenen reagierten überaus gereizt, und ich bekomme allein bei dem Gedanken, was passieren hätte können, wenn sie nach einem oder zwei von ihnen geschnappt hätte, eine Gänsehaut. Sie hätten ihr vielleicht eine Spritze verpasst und sie auf diese Weise auf eine ziemlich andere »Reise« geschickt.
Sorgen bereitete es uns auch, als wir in Vancouver, in Britisch-Kolumbien , entscheiden mussten, was wir mit Perth tun sollten, während wir mit der Fähre für ein paar Stunden zur Victoria Island fuhren. Auf der Fähre waren Hunde verboten, und es wäre zu schwierig gewesen, Perth an Bord zu schmuggeln. Es war grausam von uns, aber wir parkten das Auto im Schatten einer großen Eiche, öffneten das Fenster etwa 20 Zentimeter weit und ließen sie so zurück. Perth würde es hier schön kühl haben, versicherten wir uns gegenseitig. Ein Napf mit Wasser stand auf dem Boden.
Wir liefen eilig zur Fähre und warteten, als die Taue vom Pier losgemacht wurden.
»Ich fühle mich schuldig«, sagte ich und sah Cindy an. »Wir hätten sie mitnehmen sollen. Was haben wir uns nur dabei gedacht? Sie wird verdursten .« Ich stellte mir bereits das Schlimmste vor. Sie würde einen solchen Radau veranstalten, dass man die Polizei rufen würde. Sie würden sie in ein Tierheim bringen, und da das Wochenende bevorstand, würde es Tage dauern, bis wir sie abholen könnten. Cindy antwortete nicht, aber ihr Gesichtsausdruck verriet, dass sie das Gleiche empfand. Die Berge ragten hoch über der Stadt empor, das Wasser war tiefblau, und die Insel am Horizont sah grün und einladend aus. Wir standen auf dem Deck bei der Laufplanke, während die Minuten vergingen, und blickten hypnotisch zum Pier. Als ein paar Hafenarbeiter begannen, die Taue auf die Fähre zu werfen, sah ich plötzlich Perth — oder war es ein Phantom, das dort auf das Ende des Piers zuschoss und wie wild auf uns zugerast kam? Das Schiff hatte gerade begonnen abzulegen, und sie rannte, so schnell sie konnte, ein verschwommener Fleck, der über die verwitterten Bohlen dahinflog.
»Gütiger Gott«, flüsterte ich Cindy zu, »es ist Perth .«
Es war offensichtlich, was sie vorhatte, aber es war unmöglich, dass sie es schaffte. Sie kam immer näher. Wir waren eineinhalb Meter vom Pier entfernt, als sie das Ende erreichte. Ohne zu zögern sprang sie ab, flog durch die Luft, über das Wasser und landete auf dem Schiff. Die Fahrgäste, die mitbekamen, wie sie durch die Luft sprang, als gäbe es kein Morgen, applaudierten begeistert, als sie wild mit dem Schwanz wedelnd zu uns herüberkam. Ihr kleines Herz raste. Ihre Augen leuchteten. Ich sah sie ungläubig und voller Bewunderung an. Wir hielten sie versteckt und wendeten auf dem Weg zur Insel und zurück unsere bewährte Schmuggeltechnik an. Es war ein wunderbarer Tag inmitten all der Blumen auf der freundlichen Insel, der Höhepunkt unserer Reise.
Cindy und ich hatten mittlerweile begonnen, diese Stunts von Perth als selbstverständlich zu erachten, fast so, als glaubten wir, sie habe irgendwelche übernatürlichen Fähigkeiten und einen außerordentlichen Mut. Sie würde nie verloren gehen und sie war nicht kleinzukriegen. Wir machten uns auf den Weg nach Hause, alle drei unversehrt.
Kapitel 5
O bwohl das Leben in Ohio uns weiterhin langweilte, genossen wir unser zweites Jahr dort mehr. Wir vertieften unsere Freundschaften mit Menschen wie Frank, die wir nie mehr vergessen würden. Trotzdem wussten wir, dass wir bald weiterziehen mussten. Wir konnten den Gedanken nicht ertragen, nach zwanzig Jahren eines Morgens dort aufzuwachen und davon auszugehen, dass auch die nächsten zwanzig Jahre auf die gleiche Weise dahingehen könnten, ein Universum von einem größeren Wasser entfernt und ohne Hügel und Berge. Als mir also nach Weihnachten ein großartiger Job an einer Universität an der Südostküste Floridas angeboten wurde, griff ich sofort zu. Wir trafen in der Mitte des Sommers dort ein. Nur ungern hatten wir unsere Freunde in Ohio verlassen, aber wir freuten uns auf das strahlendere subtropische Klima und die Erhabenheit des Ozeans, auch wenn Florida keine Hügel hatte.
Ich stand an unserem ersten Morgen in Florida alleine am Strand, als die Dämmerung sich am Himmel breit machte und den Ozean nacheinander mit einer Reihe von herrlichen Farbtönen erleuchtete, von einem kalten
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