Perth
Entdeckungsfreude.
»Perth scheint es hier zu gefallen«, sagte ich.
»Ich wüsste nicht, was es hier, abgesehen vom Strand, für sie zu erkunden gibt«, sagte Cindy träge und legte eine Pause beim Bettenmachen ein. Sie stellte fest, dass Perth tatsächlich sehr glücklich war. »Lass uns morgen nach dem Frühstück mit ihr zum Schwimmen gehen. Sie kann in der Brandung bei den Wasserläufern herumtollen. Ich möchte nur noch ausspannen nach dieser schrecklichen Fahrt, die wir gerade hinter uns haben .«
Es war ein wunderschöner Morgen, kühl und friedlich. Es ging eine leichte Brise und die Morgenluft war absolut klar, ohne die für diese Jahreszeit typische mörderische Feuchtigkeit. Alles leuchtete in hellen Farben. Das Meer glänzte, die Sonne funkelte darauf in Millionen von kleinen edelsteinartigen Spiegelungen. Die Wellen liefen sanft über den Strand und zischten angenehm auf dem festen Sand. Unsere Stimmung verbesserte sich. Anstatt zu Hause zu frühstücken, beschlossen wir, uns ein Frühstück in einem kleinen Café zu gönnen, das ein gelbes Vordach hatte, unter dem man sitzen konnte. Es befand sich nördlich von uns, dort, wo der schmale Streifen aus Häusern und Grün begann. Vom Café aus konnten wir zwischen ein paar aufragenden Palmen auf das schimmernde Wasser blicken. Es waren nicht viele Leute zu sehen. Perth saß ruhig bei uns, während wir unsere Eier mit Speck genossen und den besten frisch gepressten Orangensaft unseres Lebens tranken.
Danach schlenderten wir drei zum Wasser und gingen am Strand entlang nach Süden, fort von den öffentlichen Strandbereichen auf den »Wildnisabschnitt« des Strandes zu. Wir liefen ungefähr einen Kilometer über den feinen weißen Sand zwischen der Brandung und dem grünen Dickicht. Wir hatten den Strand fast für uns alleine, da die meisten Menschen nicht so weit liefen, um schwimmen zu gehen und im Sand zu liegen. Sie bevorzugten es stattdessen, in der Nähe der anderen und der Geschäfte zu bleiben. Es ist ein merkwürdiger Zug in der menschlichen Natur, dass Menschen sich lieber in großen Gruppen zusammenfinden, anstatt alleine loszuziehen.
Perth hatte kein Interesse daran, uns ins Wasser zu folgen, und rannte in die entgegengesetzte Richtung, in das dichte Unterholz, auf der Jagd nach Kaninchen, Gürteltieren, Waschbären und wer weiß was sonst noch allem. Wir schwammen, gingen am Strand entlang und sonnten uns. Hin und wieder hörten wir in der Entfernung ihr hohes Heulen trotz der Brandung. Als es nach vier Stunden an der Zeit war zu gehen, war sie nirgendwo in Sicht. Wir hörten sie auch nicht. Eine halbe Stunde lang lief ich am Strand entlang und rief ihren Namen in die grüne Vegetation hinein, aber ohne Erfolg. Ich bin sicher, dass die Crème de la Crème auf den opulenten Terrassen zwischen den Bougainvilleen mich hörte, während sie an exotischen Fruchtsäften nippte, und einige der intuitiv veranlagten Anwohner stellten vielleicht sogar eine Verbindung zwischen dem Radau, den Perth machte, und meinem Rufen her. Jedenfalls kam weder jemand, um mir zu helfen, noch um mich zum Schweigen zu bringen, also gab ich es auf. Ich ging durch den Sand zurück zu Cindy.
»Vielleicht sollten wir nach Hause gehen und später noch einmal wiederkommen, wenn sie müde ist und genug hat«, sagte ich heiser. Wir waren nicht beunruhigt. Ich war auch nicht verärgert. Ich freute mich vielmehr über Perths Glück, so frei herumlaufen und alles nach Lust und Laune auskundschaften zu können, und darüber, dass sie ihre Triebe ausleben konnte, besonders in dieser Umgebung, in der alles so ordentlich und kontrolliert war und wo es nur wenig Raum für Erkundungen gab. Ich hatte bereits genug von Florida gesehen, um zu spüren, dass Perth mein Alter Ego sein konnte, das Sprachrohr meines Protests, meine umtriebige Rebellin. Ich würde ihre Wildheit fördern. Wenn sie schon nicht länger im romantischen ländlichen Bundesstaat New York umherstreifen konnte, sollte sie wenigstens die Gelegenheit haben, etwas Unordnung in die nervenaufreibende Gesetztheit zu bringen, die hier vorherrschte. Es wäre eine Untertreibung zu sagen, dass sie Welten von den allgegenwärtigen Pudeln entfernt war, die den dicht gesäten Hundesalons regelmäßige Besuche abstatteten.
Wir fuhren zur Wohnung zurück. Als wir nach dem Abendessen gerade weiter nach ihr suchen wollten, tauchte Perth auf. Müde und leicht hinkend, aber offensichtlich glücklich ließ sie sich auf die Terrasse
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