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Perth

Perth

Titel: Perth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Martin
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was er tun oder nicht tun sollte. So ging es etwa eine Woche lang; dann musste ich plötzlich einen Termin südlich von Boston wahrnehmen. Ich fuhr dorthin und übernachtete in der Wohnung von Cindys Eltern.
    Am nächsten Morgen putzte ich mir gerade die Zähne, als das Telefon klingelte. Am anderen Ende der Leitung war eine männliche Stimme mit englischen Akzent. Ich hatte den Mann im vorigen Sommer in England kennen gelernt.
    »Dr. Martin, sind Sie immer noch daran interessiert, hier zu lehren ?« , fragte er. »In unserem Institut ist plötzlich eine Stelle frei geworden, die wir gerne mit Ihnen besetzen würden .« Ich nahm die Zahnbürste aus dem Mund und versuchte mich zu sammeln, um etwas Zusammenhängendes zu sagen. »Es ist nur so, dass wir eine sehr schnelle Entscheidung von Ihnen bräuchten«, fügte er hinzu.
    »Ja, ich bin auf jeden Fall interessiert«, antwortete ich und versuchte dabei so sachlich wie möglich zu klingen. »Wie haben Sie denn meine Nummer hier herausgefunden ?«
    »Sie stand in unseren Unterlagen. Zuerst haben wir es unter Ihrer Nummer in Florida versucht. Möchten Sie das Angebot denn annehmen ?«
    »Muss ich mich in diesem Moment entscheiden? Oder kann ich Sie in ein paar Stunden noch mal anrufen? Meine Frau ist gerade in Maine, und natürlich würde ich gerne vorher mit ihr darüber sprechen .« Fast hätte ich gesagt, dass ich auch noch meinen Hund fragen musste. Bilder von Perth, die durch Englands grüne, schöne Landschaften jagte, schossen durch meinen Kopf.
    »Rufen Sie mich in ein paar Tagen an«, antwortete er.
    Er hängte auf, und sofort rief ich in Maine an und sprach mit Cindy.
    »Du solltest dich lieber erst mal hinsetzen, bevor du das hörst«, begann ich. »Ich habe gerade einen Anruf aus Südengland bekommen, aus Sussex, um genau zu sein. Sie haben mir einen Job angeboten, der im Oktober anfangen würde. Was hältst du davon ?« Ein paar Sekunden lang war es still. Dann atmete sie tief durch und rief »Hurra«. Im Handumdrehen entschlossen wir uns zuzusagen. Ich rief sofort wieder in England an und hatte innerhalb von Sekunden einen Lehrauftrag im Geburtsland meines Vaters, dem Land, das ich durch seine Literatur am besten kannte. Ich wohnte zwar in Amerika, aber seit Jahren hatte ich mich in meiner Vorstellung in England aufgehalten. Nun würde es Wirklichkeit. Als ich den Hörer auflegte, wurde ich bereits aus meiner körperlichen Existenz in Amerika heraus- und in ein Land der Träume hineingetragen. Die Welt um mich herum veränderte sich plötzlich und wurde von einer leuchtenden Hoffnung und einem Gefühl der Vorfreude durchdrungen. Alles schien besser, leichter und viel versprechend zu sein.
    Würde dieser englische Lehrauftrag ein neues Kapitel eröffnen und ein Leben im Ausland einleiten? Ich hielt es durchaus für möglich. Zumindest wusste ich, dass ich mich danach sehnte, Amerika zu verlassen. Cindy ging es genauso. Obwohl wir die Amerikaner und ihren kühnen Optimismus sehr mochten, hatten wir festgestellt, dass sich der Lebensstil in diesem Land in den sechziger Jahren dramatisch verändert hatte und sich zum Schlechteren entwickelte. Es war nicht so sehr das wachsende Misstrauen gegenüber Autoritäten und Traditionen, das am deutlichsten an den Universitäten spürbar wurde, sondern die zunehmende »Verflachung« der Kultur in vieler Hinsicht. Amerika war immer ein Land der Übertreibung gewesen, daher waren die Amerikaner auf alles stolz, was größer, besser, schneller und einfacher war. Ihre Genialität stand immer außer Frage, aber oft war der einzige Grund, der angeführt wurde, um etwas Neues zu rechtfertigen, die nationale Faszination mit allem Neuen. Nach dem Motto: Wenn man etwas machen kann, sollte man es tun, selbst wenn es überflüssig ist, selbst wenn es die bestehenden Nuancen des Lebens gefährdet. Solange Menschen etwas kaufen oder irgendwohin strömen, solange man Geld damit machen kann, wird es zu einer Tugend. Mir lief es angesichts der Massenkultur, die ihren Hydrakopf aggressiver denn je hob, kalt den Rücken herunter. Ich wusste, dass ein großer Teil meiner Unzufriedenheit aus mir selbst kam, aber das half mir auch nicht weiter.
    Als uns dann das Angebot, in England zu leben, in den Schoß fiel, griffen wir zu und konnten gar nicht erwarten, dorthin zu kommen. Wir mussten unser Haus vermieten, aber wir konnten es uns nicht leisten, nach Florida zurückzufahren, um alles in die Wege zu leiten. Wir würden es per Post und über

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