Perth
das Telefon organisieren müssen. Wir konnten in England auch mit den Sachen auskommen, die wir für den Sommer zusammengepackt hatten. Was meinen Job in Florida anging, so genügte ein Telefonat mit der Universität, und schon war ich für zwei Jahre beurlaubt.
Das größte Problem war Perth. Nach der anfänglichen Euphorie realisierten wir, dass es nicht so unkompliziert war, sie über den Atlantik zu schicken. Die Formulare, die auszufüllen waren, Impfungen, die Organisation einer Transportbox und eines Flugs für sie waren schon aufwändig genug, aber wo sollten wir sie hinschicken? An diesem Punkt wurde unsere Naivität mit der knallharten Realität konfrontiert.
»Sie können nicht mit Ihrem Hund zusammen fliegen«, sagte uns ein Mitarbeiter des britischen Konsulats in New York am Telefon. »Sie dürfen Ihren Hund nicht einmal am Londoner Flughafen abholen. Sie dürfen ihn nicht einmal sehen .«
»Wie bitte ?« , antwortete ich gelähmt. »Warum nicht?«
»Haben Sie denn noch nichts von den britischen Quarantänegesetzen gehört ?«
Verlegen gab ich zu, dass ich das nicht hatte. »Wie sehen die denn aus ?«
»Kein Hund — und damit meine ich kein einziger Hund, nicht einmal der der Königin, falls sie einen fremden Hund hätte — darf einfach so nach Großbritannien einreisen. Jeder Hund, der aus einem anderen Land kommt, muss für sechs Monate in einem anerkannten Zwinger auf britischem Boden in Quarantäne. Es handelt sich um Zwinger, die speziell für diesen Zweck entwickelt wurden. Und Sie müssen es bezahlen, befürchte ich .«
»Das ist doch nicht Ihr Ernst !«
»So schreibt es das Gesetz vor. Der Grund ist, dass die Tollwut nicht ins Vereinigte Königreich hineingelassen werden soll. Das Vereinigte Königreich ist der einzige Teil Europas, in dem es keine Tollwut gibt, und die Regierung will, dass das so bleibt. Es gibt absolut keine Ausnahmen. Ich kann Ihnen helfen, einen Zwinger für Ihren Hund zu finden, der sich in der Nähe Ihres zukünftigen Wohnorts befindet. Alle Quarantänezwinger kosten ungefähr dasselbe. Aber angesichts dieser Situation möchten Sie Ihren Hund vielleicht lieber in Amerika lassen, ihn Freunden oder Angehörigen geben. Wir raten Ihnen dazu. Es ist besser für den Hund .«
Ich wäre ihm am liebsten an die Gurgel gegangen. »Aber warum um Himmels willen sechs Monate? Ich kann meinen Hund doch nicht sechs Monate in einen Zwinger stecken !«
»Eben. Deshalb empfehle ich Ihnen ja auch, ihn hier zu lassen. Sie können einen netten Hund in England bekommen, und außerdem wird Ihr Hund hier viel glücklicher sein als in einem Zwinger, das können Sie mir glauben. Und denken Sie mal daran, wie viel Geld Sie sich sparen würden. Es wird Sie an die vierzig Pfund (das waren sechzig Dollar) pro Monat kosten, von den Transportkosten ganz zu schweigen .«
Ich legte den Hörer auf. Da es nicht infrage kam, Perth zurück zu lassen, mussten wir uns die Sache gut überlegen. Sollten wir den Job trotzdem annehmen? Zu allem anderen kam noch hinzu, dass die Kosten uns ins Schleudern bringen würden. Mein Gehalt in England war niedriger als das in Florida. In unseren pessimistischen Momenten stellten wir uns Folgendes vor: Wir würden ein schönes, mit allem modernen Komfort ausgestattetes Zuhause im subtropischen Florida, einen gut bezahlten Job und ein Leben, in dem Perth eine große Rolle spielte, aufgeben und stattdessen einen schlechter bezahlten Job annehmen, in einem gemieteten Haus in einem kalten, nassen Klima wohnen, gezwungenermaßen von unserem geliebten Hund getrennt sein, und auch noch teuer für dieses Privileg bezahlen. Und nicht nur das: Perth würde in einem kalten Gefängnis leben, in dem sie von Beton und Maschendrahtzäunen umgeben war. Wenn wir diese Pläne in die Tat umsetzten, wären wir grausam, egoistisch und dumm.
Das waren trübe Aussichten. Wir mussten in die Zukunft denken. Wir würden die Quarantänekosten schon irgendwie überleben, und was war dann? Nach sechs Monaten in der Hölle würde Perth frei in England herumlaufen können. Vor ihr würden die ländlichen grünen Wiesen und Weiden, die Hügel und Gärten des bukolischen Sussex liegen, anstatt der sterilen, abgeschotteten Gärten der Reichen in der Nähe des Strands in Florida. Es würde unendlich viele Tiere geben, die sie aufspüren, jagen und verbellen konnte. Wir würden bestimmt einen Garten mit einem wunderschönen, weichen Rasen haben, auf dem sie liegen konnte. Wir würden endlich wieder
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