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Perth

Perth

Titel: Perth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Martin
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zusammen sein, und zwar für immer, da es keinen Grund gab, sich im Sommer zu trennen, denn es war unwahrscheinlich, dass wir während der Ferien ins heiße Florida zurückkehren würden. Cindy und ich würden alles genauso begierig in uns aufsaugen wie Perth. Wir würden auf den malerischen South Downs entlanglaufen, im Garten Tee trinken, das Grün der Landschaft das ganze Jahr über genießen und eine Kultur erleben, die uns geistesverwandt war. Wir würden von einer Welt umgeben sein, die ich wissenschaftlich erforschte, über die ich lehrte und schrieb. Es würde sich lohnen, sechs entbehrungsreiche Monate dafür auf sich zu nehmen.
    Ich erinnere mich an einen der letzten Tage in Maine. Es war windig, und ich war mit Perth alleine an der felsigen Küste unterwegs. Inmitten des Getöses der Wellen, die gegen die Felsen schlugen, fragte ich sie, was wir tun sollten. Wir hatten eine eigene Art, miteinander zu kommunizieren. Ich sagte ihr ernst und in einem tiefen vertraulichen Ton, dass es für sie sechs Monate Gefängnis bedeutete. Aber sie schüttelte das Schreckgespenst ab. Sie sah wunderschön aus. Ihre Augen und ihre lebhaften Bewegungen drückten Abenteuerlust aus, sie wollte vorwärts gehen und war bereit, Risiken einzugehen und nicht zurück zu blicken. Das Meerwasser funkelte auf ihrem braunen Kopf, den sie hoch erhoben in den Wind hielt. Ich wusste, dass wir nach England gehen mussten.

Kapitel 12

    D a Cindy zu diesem Zeitpunkt weniger Zweifel bezüglich unseres Umzugs nach England hatte als ich, machten wir uns gezielt daran, alles zu organisieren. Die Hauptsache war, einen Zwinger ausfindig zu machen, in dem Perth untergebracht werden sollte. Der nächste Zwinger befand sich in Alton , in Hampshire, etwa eineinhalb Autostunden von Arundel , der kleinen Stadt, in der ich lehren würde, entfernt. Es gab nicht viele Quarantänestationen. Eine oder zwei, die näher lagen, waren bereits ausgebucht.
    »Es ist doch egal, wie weit der Zwinger von Ihrem Wohnort entfernt ist«, sagte der unfreundliche Mann aus dem Konsulat zu mir. »Sie werden Ihren Hund wahrscheinlich sowieso kaum sehen. Die Hundebesitzer kommen hier rein und beklagen sich darüber, wie brutal das Quarantänesystem ist. Sie jammern uns vor, dass sie ihre Hunde unbedingt mit nach Großbritannien nehmen müssen, und beteuern, dass sie sie jede Woche besuchen werden. Und dann bemühen sie sich letzten Endes nur selten, sie zu sehen. Die Hunde sind die wahren Leidtragenden .« Vielleicht hatte er ja grundsätzlich Recht, dachte ich, aber für uns galt das nicht.
    Sobald der Platz im Zwinger organisiert war, buchten wir für Perth einen Flug im August. Wir stellten schnell fest, dass der Konsulatsbeamte Recht gehabt hatte. Wir konnten nicht im gleichen Flugzeug mitfliegen. Eines Montags fuhren wir sie daher morgens zum Logan Flughafen in Boston und checkten sie in der Frachtabteilung ein. Perth sah fröhlich aus und war bereit, voller Vertrauen in ihren Käfig zu gehen. Wir waren allerdings nicht so glücklich wie sie, da wir wussten, dass sie in England wieder in einen Käfig kommen würde. Außerdem wussten wir nicht, wann wir sie wieder sehen würden. Unser Flug war für die nächste Woche gebucht. Wir umarmten sie, rieben unsere Köpfe an ihrem, sogen noch einmal ihren sauberen Beagleduft ein und gingen dann. Sie machte keinen Mucks, als wir den Flughafen verließen.
    Ihr Flug ging direkt zum Londoner Flughafen in Heathrow. Dort blieb sie in ihrem Käfig und wurde am gleichen Tag von einem Angestellten des Zwingers in Alton abgeholt. Er verfrachtete den Käfig in seinen weißen Lieferwagen, nachdem er die vielen offiziellen Formulare genau überprüft hatte. Perth setzte ihre Pfoten erst auf englischen Boden, als sie aus dem kleinen Transportkäfig in einen größeren Verschlag im Zwinger entlassen wurde. Aber natürlich gab es auch hier keine Erde, sondern nur einen Betonfußboden. Sie sah keine Bäume und roch keine Blumen. Sie wurde wie ein verurteilter Krimineller behandelt, der vom Gerichtssaal direkt ins Gefängnis gebracht wird. Und der Zwinger war einem Gefängnis nicht ganz unähnlich, da er ringsum mit zweieinhalb Meter hohen Betonwänden umgeben war.
    Perth muss zutiefst verwirrt gewesen sein. Anstatt von uns am Flughafen empfangen und zu einem schönen Zuhause gebracht zu werden, wo sie mit neuen Erkundungstouren beginnen konnte, fand sie sich still auf einem kalten Betonboden in einem Käfig neben vielen anderen Käfigen wieder, in

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