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Perth

Perth

Titel: Perth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Martin
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einen Spaziergang zu machen, da sie jedes Mal im Lift riskierten, entdeckt zu werden. Als es Abend wurde, war alles für die Rückreise vorbereitet, und am nächsten Tag fuhren sie in aller Frühe noch vor der Morgendämmerung mit dem Lift zur Tiefgarage. Von dort aus brachten sie Perth mit dem Auto zum Flughafen. In der Frachtabteilung umarmten sie die Peters noch einmal, und dann ging sie ohne zu zögern in ihren Käfig, ohne den geringsten Protest. Niemand kann daran zweifeln, dass sie genau wusste, wer am Ankunftsort auf sie warten würde. Cindys Eltern sahen aus der Abflughalle zu, als sich das Flugzeug mit der wertvollen Fracht zum Himmel hinaufschwang .

Kapitel 11

    P erth hatte sich in Vermont befreit und überlebt. Auch für uns war es an der Zeit, uns von Florida zu lösen, aber wann und wohin wir gehen sollten, war noch offen. Als wir nach Monaten schmerzlicher Trennung wieder mit ihr vereint waren, wussten wir nur, dass ein neuer Anfang in der Luft lag.
    Das Meer in Florida begeisterte uns drei immer noch, und wir nutzten es voll aus. Es verwunderte uns nach wie vor, dass so viele Menschen aus Florida die Nase über die Touristen aus dem Norden rümpften. Sie bezeichneten sie als »Schneevögel«, da sie aus dem Schnee in die Sonne und ans Meer flüchteten. Selbstgefällig mieden die Bewohner das Meer, da es für sie unter ihrer Würde war, etwas so »Touristisches« zu tun, wie im Meer zu schwimmen. Es sei zu kalt, meinten sie, und zu rau. Sie müssen wahnsinnig sein, im Dezember im Meer zu schwimmen, sagten sie zu uns. Aber wir dachten, dass sie die Wahnsinnigen waren, und schwammen mit anhaltendem Vergnügen. Das Leben in Florida war am schönsten, wenn wir zu dritt am Strand herumtollten; Perth verschwand im Dickicht, während Cindy und ich in der schäumenden Brandung auf den Wellen ritten. Wir konnten das stundenlang tun.
    Aber trotz des Meeres und der Sonne sprach für uns nicht viel dafür, in Florida zu bleiben. Es war stumpfsinnig. Nach ihren Erfahrungen im geheimnisvollen Hinterland Vermonts fand Perth es auch langweilig. Abgesehen von ihren Jagdausflügen durch das Unterholz und die geheimen Gärten der trägen Reichen hatte sie nichts zu tun. Das Leben schien an uns vorbeizugehen. Die turbulenten späten sechziger Jahre waren gekommen und wieder verschwunden, aber hier unten im Land, in dem Milch und Honig flössen, hatten wir kaum etwas von den Ereignissen bemerkt. Vor uns breitete sich eine enervierende Welt aus Lotosblumen aus, ein Land des Vergessens und der Stagnation. Wir mussten alle von hier fort.
    Der nächste Sommer kam schnell. Wir hatten ein Steincottage an der felsigen Küste von Maine gemietet und sehnten uns sehr danach, dorthin zu kommen. Dies würde der Sommer aller Sommer werden, ohne Reisen, ohne ein drängendes Forschungsprojekt, ohne Frühstückspensionen und ohne Angst haben zu müssen, dass wir getrennt sein würden. Nur wilde Möwen, die über dem Nordatlantik kreischten, Wellen, die gegen die Felsen donnerten, hellstes Sonnenlicht in einer Luft, die nicht klarer sein konnte, roter Hummer, den man mit zerlassener Butter auf den Felsen aß, viel schwimmen, angenehm kühle Abende in der Nähe der Brandung, Saltwater Taffys — das waren leckere Karamellbonbons — es war ein nördliches Paradies. Wir würden die Stunden und Tage ohne Stress und Sorgen verstreichen lassen. Es wäre auch Neuland für Perth. Sie würde alles ungehindert erkunden können. Sie nahm unsere Begeisterung anhand unserer Stimmen und unserer Vorbereitungen wahr und schien selbst ungeduldig, endlich loszukommen. Sie schnaufte heftig und unruhig, und ihre Augen waren weiter geöffnet als sonst. So sollte es sein. Es konnte passieren, dass wir uns alle dort oben festsetzen und nie mehr unseren Weg zurück nach Florida finden würden.
    Wir fuhren mit dem Auto auf der kürzesten und schnellsten Strecke, die ich finden konnte, die Ostküste hinauf und unterbrachen unsere Reise nur kurz, um Cindys Eltern in Boston abzuholen, die die erste Woche mit uns verbringen wollten. Sie hatten sich schon seit langem in Maine verliebt, und nachdem sie Perth aus Vermont geholt und dadurch eine tiefere Bindung zu ihr hatten, wollten sie auch etwas Zeit mit ihr verbringen. Als wir ankamen, begann Perth sofort mit Streifzügen durch die Küstenlandschaft, und die ersten Tage bekamen wir sie kaum noch zu Gesicht. Das Cottage war rustikal und malerisch. Wir konnten uns alle großartig erholen. Keiner sagte dem anderen,

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