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Pesch, Helmut W.

Pesch, Helmut W.

Titel: Pesch, Helmut W. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Kinder der Nibelungen
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dass er an dessen Seite stand.
    »›Uns‹ sagt der Knabe? Und du nennst ihn ›mein Sohn‹?« Das eine Auge fixierte Hagen; der Alte schien verwirrt.
    »Wir sind einen Geistes, Ase. Der Junge ist der Prinz der Swart-alfar, wenn auch nicht von meinem Blut, so doch von meinem Geist.«
    »Ja«, wollte Hagen einwerfen. »Als wir in die Höhle kamen, da …«
    »Seine Freunde und er haben sich zerstritten; die kleinen Kröten haben Hagen hier im Stich gelassen, als es zu – na, sagen wir –
    Missverständnissen mit meinen Kriegern kam«, fiel Alberich ihm ins Wort.
    Der Junge begriff; der Alte sollte nichts von dem Ring wissen. Es war zu vermuten, dass Siggi seinen Schatz weiter vor allen verborgen hielt. Und darauf spekulierte wohl auch Alberich.
    »Wie dem auch sei«, sagte Odin, wohl mehr zu sich selbst, um sich dann wieder an den König der Schwarzalben zu wenden: »Ich komme, um Eure Hilfe zu erbitten.«
    »Siehst du, mein Sohn«, höhnte Alberich. »Das meinte ich. Immer wenn einer der Asen Schwierigkeiten hat, kommt er, um sich an Ymirs Brut zu wenden, die sie sonst als niederes Volk verachten.
    Was ist es diesmal, Walvater?« Die Augen des Herrn der Swart-alfar schienen vor Spott zu sprühen, und um seine Lippen hing ein spöttisches Lächeln.
    Erst jetzt, als Odin das Bündel hob, das er in den Händen hielt, fiel Hagen auf, dass der Alte offensichtlich etwas mitgebracht hatte.

    Es war ein längliches Objekt, das in ein dunkles Tuch gewickelt war. Das Gesicht des Grauen ließ nicht erkennen, wie er Alberichs Worte aufgenommen hatte; aber was Hagen in der Miene des Alten sehen konnte, war eine schmerzliche Erinnerung und eine wilde Hoffnung.
    »Höre, Alberich!« Die Stimme Odins nahm einen feierlichen Klang an. »Ich bin hinabgestiegen zu vergessenen Stätten und Orten, die selbst aus deiner Erinnerung längst getilgt sind. Mein Weg war lang und gefährlich. An einem dieser Orte verwahrte ich etwas, das einst das Symbol meiner Macht war. Das Schicksal hat es zerstört, doch nun naht die Zeit, da die Nornen mir vielleicht eine Möglichkeit geben, die Geschichte zu wenden.«
    »Hört, hört«, spottete Alberich. »Und was habe ich dabei zu tun?
    Ich, der ich nicht würdig bin, deine Stiefel zu lecken …«
    Odin schien Alberichs beißenden Hohn zu überhören und verzog keine Miene.
    »Das hier«, und mit diesen Worten schlug Odin das Tuch zurück,
    »ist der Speer des Schicksals, Symbol meiner Macht. Einst wurde er zerschlagen, doch nun ist die Zeit gekommen, ihn wieder zusam-menzufügen.«
    Hagen konnte sehen, wie Odin die Bruchstücke hochhielt. Die Spitze war aus Metall gefertigt, der Schaftstücke aber bestanden aus einem dunklem Material, das fast schwarz war und wie Eisen schimmerte, doch konnte man im Licht deutlich eine holzartige Maserung erkennen. In die Stücke waren Zeichen eingeritzt, seltsam eckige Buchstaben, bräunlich rot wie von altem, eingetrockneten Blut.
    Sie erinnerten Hagen an die Kratzspuren, die er am Brunnen entdeckt hatte. Mimirs Brunnen. Damit hatte alles angefangen …
    »Und was gibst du mir dafür?«, fragte Alberich. »Was ist mein Lohn, wenn ich dir helfe?«
    Der Spott war aus seiner Stimme gewichen, und Hagen konnte nicht sagen, ob der Anblick des Speers oder die Aussicht auf eine Belohnung der Grund dafür war. Er verstand zu wenig von dem, was der Alte und sein neugewonnener Vater zu besprechen hatten; darum schwieg er lieber.
    »Ich biete dir ein wertvolles Kleinod«, bei diesen Worten krampfte sich Hagens Herz zusammen, und er stellte sich die Frage, ob Odin, damit den Ring meinte, »das Einzige, was noch aus jenem Hort verblieben ist, um den sich Götter und Menschen entzweiten.
    Ist der Ring auch verloren«, fuhr er fort, und Hagen schluckte unmerklich, »so ist doch eines geblieben, an dem kein Fluch hängt: Brisingamen, das Halsband der Freya.«
    Hagen atmete auf. So wusste der Einäugige also nichts von dem Ring, den er aus dem Brunnen geholt und den Siggi ihm gestohlen hatte. Wie gut, dass sie dem Alten nie davon erzählt hatten!
    »Ein trefflicher Lohn für diese Arbeit«, entgegnete der König der Swart-alfar, »aber ich befürchte, ich kann ihn mir nicht verdienen, Einauge …«
    »Warum nicht?«, unterbrach ihn Odin. »Wieso kannst du den Speer nicht neu schmieden? Du bist ein Meister dieser Kunst.«
    »Weil es nicht geht«, war Alberichs lapidare Antwort.
    »O doch, es geht«, verkündete Odin. »Das Holz der Weltenesche Yggdrasil ist zwar unendlich hart, aber

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