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Pestmond (German Edition)

Pestmond (German Edition)

Titel: Pestmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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mit der jetzt leeren Flasche. »Und sobald ihr eure Aufgabe erfüllt habt, bekommst du genug, damit die Wirkung von Dauer ist.«
    »Ich könnte es mir einfach nehmen.« Abu Dun zog die Augenbrauen hoch.
    »Nein, das könntest du nicht«, erwiderte Hasan. Er winkte erneut mit dem Fläschchen. »Das hier hält dich einen Tag am Leben. Vielleicht zwei. Mehr habe ich nicht, und mehr könnte ich dir nicht einmal dann geben, wenn es um mein Leben ginge.«
    »Da, wo ich herkomme, nennt man so etwas Erpressung«, sagte Abu Dun, das Fläschchen anstarrend. Andrej konnte sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. Keiner von ihnen wusste, ob Hasan die Wahrheit sprach oder nicht.
    »Das wäre es zweifellos, wenn ich dich vergiftet hätte, um dich dann zu zwingen, mir zu Diensten zu sein«, erwiderte Hasan ungerührt und mit einem Kopfschütteln. Er nahm Abu Dun den Becher aus der Hand und ließ ihn in einer Tasche seines Mantels verschwinden. »Und das eine oder andere Mal bin ich auch schon so vorgegangen. Aber ganz so ist es diesmal nicht gewesen, nicht wahr? Ich möchte, dass du etwas für mich tust, und du möchtest etwas, das ich habe. Das nennt man …« Er dachte einen Moment mit angestrengt gerunzelter Stirn nach. Dann nickte er. »Ein Geschäft. Ja. Ich glaube, so heißt es. Ein Geschäft.«
    »Und wenn du dein Wort nicht hältst?«
    »Dann stirbst du«, sagte Hasan leichthin. »Und dein Freund würde versuchen, mich zu töten. Ich würde versuchen, es zu verhindern und es vielleicht schaffen, vielleicht aber auch nicht. Ich würde ihn vielleicht auch töten, vielleicht auch nicht. Möglicherweise wird er die Hälfte meiner Männer umbringen oder auch alle. Oder keinen. In dieser Sache gibt es für meinen Geschmack einfach zu viele Vielleichts. Und gleich, wie es ausgeht, das Ergebnis wäre nicht nur für alle Beteiligten höchst unerfreulich, es wäre auch schädlich für meinen Ruf. Ich arbeite in einer sensiblen Branche, mein großer misstrauischer Freund. Wenn sich herumspräche, dass ich mein Wort nicht halte, wäre das wenig förderlich für mein Geschäft. Ich lebe vom Vertrauen meiner Kunden. Und ganz ehrlich: Keiner von uns möchte den anderen zum Feind haben.« Er hob die Flasche noch einmal in die Höhe. »Und das alles nur, um einige Tropfen hiervon zu sparen? Das wäre dumm, meinst du nicht auch?«
    Er steckte auch das Fläschchen ein und schien auf eine Antwort zu warten, doch Abu Dun gab nur ein abfälliges Schnauben von sich. »Und um deiner nächsten Frage gleich zuvorzukommen«, fuhr Hasan schließlich fort, nun wieder ernst und ohne das aufgesetzte Grinsen. »Ich kam nicht umhin, einen Teil eures Gesprächs mit anzuhören, und ich kann dich beruhigen. Ich habe einen Weg gefunden, um euch in die Nähe der Person zu bringen, der meine besondere Aufmerksamkeit gilt.«
    »Du meinst den Mann, den wir umbringen sollen«, grollte Abu Dun. »Warum sprichst du es nicht aus? Und wenn es so leicht ist, warum tust du es nicht selbst? Oder schickst einen deiner gedungenen Mörder?«
    Hasan beantwortete weder die eine noch die andere Frage, sondern maß den Nubier nur mit einem vorwurfsvollen Blick und sah sich anschließend um, als suchte er in dem Durcheinander aus Kissen und Teppichen auf dem Boden die Antwort.
    Oder einen Sitzplatz.
    »Ich bin nicht nur gekommen, um dir dein Kat zu bringen«, wechselte er das Thema. »Wir brechen in drei Tagen auf. Ich hoffe, dass du dich bis dahin genügend erholt hast. Es wird eine anstrengende Reise.«
    »Ich könnte schon noch ein wenig Ruhe brauchen«, sagte Abu Dun. »Ein Jahr oder zwei. Oder auch zehn. Ich bin ein sehr kranker Mann.« Er machte ein überraschtes Gesicht. »Und wieso Kat?«
    Auch Andrej richtete sich auf und sah den Alten vom Berge leicht alarmiert an, doch der reagierte weder auf Abu Duns Frage noch auf seinen Blick.
    »Bis dahin bist du ein sehr toter Mann, mein Freund«, erwiderte Hasan gelassen und wandte sich wieder an Andrej. »Ich werde nicht so lange hierbleiben können. Es gibt da noch ein paar Dinge, die getan werden müssen, bevor wir aufbrechen. Ali und seine Männer werden sich in dieser Zeit um euch kümmern, und Ayla persönlich bringt deinem Freund seine Medizin. Bitte versucht nicht, von dem Mädchen Antworten zu erpressen, die es euch nicht geben kann.«
    »Ich vergreife mich nicht an Kindern«, sagte Andrej empört. Nicht einmal an solchen, die ihm so übel mitgespielt hatten.
    »Und du bist ganz sicher, dass wir noch hier sind, wenn

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