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Pestmond (German Edition)

Pestmond (German Edition)

Titel: Pestmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nur sehr ungern belügen, aber für euch würde ich dieses Opfer bringen.«
    Andrej verdrehte seufzend die Augen, und Ali ging, ohne sich auch nur noch mit einem Blick davon überzeugt zu haben, ob sie ihm folgten.

Kapitel 14
    A li hatte nicht übertrieben, als er auf dem Weg hierherunter behauptet hatte, seine Vorfahren hätten für die Ewigkeit gebaut – oder es zumindest versucht. Andrej war in vielen Festungen gewesen, auch in solchen, in denen diese Zitadelle nicht einmal eine Vorburg gewesen wäre, aber selten hatte er dickere Mauern gesehen oder massivere Gewölbe als das, in das sie nun gelangten.
    Rotes Licht und der beißende Rauch brennender Pechfackeln erfüllten die Luft, aber auch Ziegelstaub und noch etwas anderes, das ihm bekannt vorkam, das er aber nicht an einem Ort wie diesem vermutet hätte. Erst als er geduckt hinter Abu Dun durch eine niedrige Tür in einen weiteren Gewölbekeller trat und ein verräterisches Plätschern vernahm, ging ihm ein Licht auf: Es war schwerer roter Wein, der aus einem zerbrochenen Fass floss und bereits eine gewaltige Lache auf dem Boden gebildet hatte, die im tanzenden Licht der Fackeln wie Blut aussah. Das Fass war nicht das einzige, sondern gehörte zu mehreren Dutzend dickbäuchiger Fässer, die sich längs einer kompletten Wand fast bis unter die Decke stapelten. Die Mauer daneben war mit roher Gewalt durchbrochen worden, doch Andrej konnte trotzdem erkennen, wie perfekt sie zuvor ausgesehen hatte. Hasans Männer hatten schon sehr genau wissen müssen, wonach sie suchten, um diesen Gang zu finden.
    »Was für eine Verschwendung«, seufzte Abu Dun mit einem fast wehleidigen Blick auf die rote Lache.
    »Vor allem an einem Ort wie diesem«, fügte Andrej hinzu. Er suchte Hasans Blick. »Ich muss da wirklich etwas von dem missverstanden haben, was euer Prophet über den Genuss von vergorenem Traubensaft geschrieben hat.«
    Hasan betrachtete die größer werdende Lache ebenso bedauernd wie Abu Dun und machte einen halben Schritt zurück, um dem flüssigen Rot auszuweichen. »Dafür sind die Ungläubigen ihm umso mehr zugetan«, sagte er. »Und der Prophet hat nicht gesagt, dass man die Laster seines Feindes nicht gegen ihn einsetzen darf.«
    »Aber dazu muss man sie natürlich auch genau studieren, nicht wahr?«
    »Es kann zumindest nicht schaden.« Ganz kurz blitzte ein Lächeln in Hasans Augen auf und erlosch fast sofort wieder. »Ali sagt, sie sind bereits vor dem Tor?«
    »Vielleicht auch schon dahinter«, sagte Andrej, nur, um Hasans Reaktion auf diese Behauptung zu studieren. Er überging sie jedoch einfach.
    »Dann lasst uns keine Zeit mehr verlieren.« Hasan wies auf den gewaltsam geschaffenen Mauerdurchbruch. »Kapitän Vercelli ist schon mit seinem Steuermann vorausgegangen und kümmert sich um ein Boot, das uns auf die Pestmond bringt.«
    Er winkte Ali heran. Erst jetzt bemerkte Andrej, dass Ayla bei dem Assassinen war und ihm folgte, wenngleich mit trotziger Miene. Anscheinend hatte die Auseinandersetzung eine Fortsetzung gefunden.
    »Du bringst Ayla und Ali zum Strand und wartest dort auf uns. Ich komme mit den anderen nach, sobald alle Vorbereitungen getroffen sind.«
    »Welche Vorbereitungen?«, fragte Abu Dun argwöhnisch.
    »Warum bleibst du nicht hier und überzeugst dich selbst?«, fragte Hasan. »Es wäre mir ohnehin lieber.«
    »Uns zu trennen?«
    »Eine weitere starke Hand an meiner Seite zu wissen. Vor allem, wenn sie aus Eisen ist.« Er runzelte übertrieben die Stirn. »Hat Kasim schon gesehen, was du mit seiner Hand gemacht hast?«
    »Seiner Hand?«, brummte Abu Dun. »Und ich dachte, es wäre meine.«
    »Kasim ist nicht nur ein Schmied und ein begnadeter Mechaniker, sondern vor allem auch ein Künstler«, antwortete Hasan, »und du weißt, wie Künstler sind.«
    »Nein«, grollte Abu Dun. »Weiß ich nicht. Es ist meine Hand. Und er bekommt sie nicht zurück, ganz egal, wie …«
    Ali verdrehte die Augen und wandte sich demonstrativ ab. Andrej hörte nicht mehr hin. Es schien, als habe Abu Dun einen ebenbürtigen Gesprächspartner gefunden, und das bedeutete, dass es gut noch Stunden so weitergehen konnte.
    Deshalb nahm er schnell einem von Hasans Begleitern die Fackel aus der Hand und bückte sich unter dem niedrigen Mauerdurchbruch hindurch. Der Gang dahinter war unerwartet breit, aber so niedrig, dass er nur geduckt gehen konnte und trotzdem mit dem Hinterkopf an der Decke entlangschrammte. Für Abu Dun mit seinen sieben Fuß (ohne

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