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Pestmond (German Edition)

Pestmond (German Edition)

Titel: Pestmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Laut zu ihnen herauf, der nicht von ihren Kleidern stammte oder vom Scharren der Finger am uralten Stein der Mauer.
    »Sie sind ganz schön anhänglich«, sagte Abu Dun, während er einen zweiten und deutlich größeren Stein aus der Brüstung brach und das linke Auge zukniff, um genauer zu zielen, bevor er ihn gerade nach unten fallen ließ. Der Stein verfehlte das Gesicht eines Untoten knapp und zerschmetterte seine Schulter, was ihn aber nicht einmal zu Boden warf, sondern nur ein paar Schritte zurückstolpern ließ, bevor er sich der Menge ungelenk wieder anschloss. Abu Dun machte ein enttäuschtes Gesicht.
    »Man könnte fast meinen, dass sie einen Narren an uns gefressen hätten«, sagte er, bereits nach einem weiteren und diesmal deutlich größeren Stein tastend, den er mit eisernen Fingern unter Knirschen und Krachen losbrach. Kasim hätte der Schlag getroffen, hätte er es mit angesehen. »Oder würden es wenigstens, wenn sie nahe genug herankämen. Na ja … vielleicht keinen Narren.«
    Der nächste Stein traf sein Ziel erneut mit großer Präzision, sodass eine der schrecklichen Kreaturen mit ausgebreiteten Armen auf den Rücken fiel und sogar liegen blieb. Abu Dun grunzte zufrieden und wollte sich ein weiteres Wurfgeschoss aus der Mauerkrone brechen, als Andrej leise seufzend den Kopf schüttelte. »Lass das!«, bat er.
    »Warum?«, erkundigte sich Abu Dun. »Hast du Angst, dass wir sie irgendwie verärgern könnten?«
    Das kam der Wahrheit sogar nahe, doch es war nicht Andrej, der antwortete, sondern Ali. »Oder vielleicht, damit sich auch künftige Generationen noch am Anblick dieser Festung erfreuen oder ihren Schutz genießen können. Was um alles in der Welt tust du da, du Narr?«
    Abu Dun pflückte in aller Seelenruhe einen weiteren Stein von der Mauer, ließ ihn aber fallen, bevor er sich umdrehte. »Ich reiße die Mauer ab, das siehst du doch.« Er hob seine eiserne Hand mit dem verbogenen kleinen Finger, dessen Gelenke nun wohl endgültig ruiniert waren. »Damit geht es ganz gut … aber ich wäre dir dankbar, wenn du mich nicht bei Kasim anschwärzen würdest.«
    Wortlos trat Ali an ihm vorbei, stützte sich mit beiden Händen auf der Mauerkrone ab und beugte sich vor. Er hatte sich ausgezeichnet in der Gewalt, das musste Andrej ihm lassen, dennoch spürte er, wie Ali innerlich zusammenzuckte, als er die Meute unter sich erblickte.
    »Das ging schnell«, murmelte er auf Arabisch und mehr an sich selbst gewandt.
    »Hast du erst später mit ihnen gerechnet?«, fragte Andrej in derselben Sprache. Zusammen mit dem wenigen, was er bereits von Hasan wusste, bestätigten seine Worte das, was Andrej insgeheim schon seit einer Weile vermutete.
    »Ich hatte gehofft, dass sie gar nicht kommen«, sagte Ali.
    »Dann weißt du also, was das für … Dinger sind?«
    »Meine Antwort wird sich nicht ändern, nur weil du ein und dieselbe Frage immer und immer wieder stellst. Wir wissen so wenig wie du und dein Freund über diese Kreaturen, aber ich habe befürchtet, dass sie unsere Spur wieder aufnehmen. Ich hatte nur gehofft, dass uns ein wenig mehr Zeit bleibt.« Er setzte ein gezwungenes Lächeln auf. »Aber keine Sorge. Hier drinnen sind wir sicher.«
    »Warum hat es dein Herr dann so eilig, von hier wegzukommen?«, fragte Abu Dun.
    »Weil man nie wissen kann«, erwiderte Ali so schnell, als hätte er diese Frage erwartet. Was vermutlich auch so war.
    Andrej sah, wie Abu Dun Luft holte, um etwas zu erwidern, bedachte ihn rasch mit einem mahnenden Blick und zeigte mit dem Finger auf die Mauerkrone. »Ich nehme an, du bist nicht gekommen, um die Aussicht zu genießen.«
    »Er ist gekommen, weil sein Herr ihn geschickt hat«, sagte Abu Dun. Dann ahmte er das Bellen eines Hundes nach. Eines sehr kleinen Hundes.
    »Der Gang ist noch da«, sagte Ali unbeeindruckt. »Sie haben den Eingang zugemauert, aber dahinter scheint er noch intakt zu sein.«
    »Klingt ungemein beruhigend«, sagte Abu Dun.
    »Ich gehe gern als Erster, wenn du dich fürchtest, schwarzer Mann. Es muss dir nicht peinlich sein. Jeder Mensch hat seinen schwachen Punkt.«
    »Und ich kenne meinen sogar«, antwortete Abu Dun. »Ich habe nicht einen Funken Humor, weißt du?«
    »Ja«, sagte Ali. »Aber ihr könnt selbstverständlich auch hierbleiben.«
    »Und das würde dein Herr zulassen?«
    »Nein«, sagte Ali. »Aber ich könnte lügen und ihm sagen, dass ich euch nicht mehr gefunden habe und annehme, dass ihr geflohen seid. Ich würde meinen Herrn

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