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Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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Pferdes hob und senkte, zeitweilig eins mit diesem Wesen wurde, als besäße ich seine Beine und seine Kraft. Die Stute hatte eine weiße Blesse auf der Stirn, und ich fing an, sie Patch zu nennen. Ein naheliegender Name, den möglicherweise auch der Stalljunge benutzte, da sie sofort darauf reagierte. Nachdem wir der Mietkutsche entronnen waren, hatte ich den Eindruck, wir wären nicht länger einfach nur Pferd und Reiter, sondern Gefährten.
    Direkt vor Poplar erstreckte sich ödes, einsames Marschland. Wir ritten in einer Gangart, die ich für Galopp hielt, als Eaton plötzlich ohne Vorwarnung seinem Pferd die Peitsche gab und davonschoss. Patch setzte ihm nach, wobei sie mich beinahe abwarf. Ich vergaß alles, was Eaton mir beigebracht hatte, und klammerte mich an Patch fest. Die Pferde schienen sich einander zu nähern. Mein Hut flog davon, meine Haare flatterten. Eaton blickte sich überrascht um, als ich begann, ihn einzuholen. Ich ließ Patch die Peitsche spüren. Eaton hatte eine kindliche Wildheit in mir wachgerufen, die ich genau hier, in Poplar, an mir gehabt hatte. Schreiend und jauchzend war ich ebenso ungestüm wie er. Kopf an Kopf flogen wir dahin, bis er allmählich langsamer wurde und eine Länge vor mir zum Stehen kam.
    Er grinste. »Das ist es. Gebt ihr die Peitsche. Zeigt ihr, wer der Herr ist.« Er nahm einen Apfel, den er im Half Moon Court gepflückt hatte, und biss hinein. »Gerade richtig.« Er hielt ihn mir hin. Ich schüttelte den Kopf und sah ihn nicht an. Er aß den Apfel, wie er jede Mahlzeit zu sich nahm, als wüsste er nie, wann es das nächste Mal etwas zu essen gibt. Hin und wieder lachte er, doch ich beendete die Reise in dickköpfigem Schweigen.

    Eaton hatte zu niemandem Vertrauen, weshalb er nur das Nötigste preisgab, und auch das nur, wenn er musste. Erst als wir uns Poplar näherten, erzählte er mir, was in Matthews Akte stand, die Richard gestohlen hatte. Sie hatten Matthews Spur bis in die Gegend von Oxford verfolgt, wo er sich mehr schlecht als recht als Hellseher und Heiler durchschlug. Lord Stonehouse’ Netzwerk aus Spionen und Zuträgern hatte zwei Briefe abgefangen, adressiert an K B J Ingram, Pfarrer in St. Dunstan’s Without, denn sie waren in Oxford abgeschickt worden, einer Hochburg der Royalisten. Man glaubte, sie bezögen sich auf Juwelen, die für die Royalisten aus London herausgeschmuggelt wurden, bis Lord Stonehouse die Briefe las und begriff, dass es darin um den Anhänger ging.
    Soweit Eaton sich erinnerte, hieß es in einem der Briefe, der Anhänger könne nicht zerstört werden, da »Mächte dagegen standen«. Er war mit einem roten Kreuz unterzeichnet.
    »Matthews Zeichen«, sagte ich und erinnerte mich an seinen makabren Humor, der ihn seinen Namen mit dem Pestkreuz versehen ließ. »Aber warum schreibt er Mr Ingram etwas über den Anhänger?«
    »Das hat er gar nicht. Er schreibt an KB, die bei Mr Ingram wohnt.«
    »KB?«
    »Kate Beaumann.«
    »Kate – die Gesellschafterin meiner Mutter?«
    »Genau die.«
    Und jetzt war es an ihm, schweigend weiterzureiten.

25. Kapitel
    Ich zeigte ihm den Weg durchs Moor, hinter St. Dunstan’s vorbei. Auf Susannahs Grab stand ein Topf mit frischen Wildblumen, Primeln und Sumpfiris. Ich schickte mich an, abzusteigen, doch Eaton packte meinen Arm und deutete auf eine Reihe Armenhäuser. Von allen Menschen, die ich je traf, hatte er die schärfsten Augen. Ich konnte nichts Auffälliges entdecken. Die kleinen Häuser wirkten ruhig und friedlich. Doch es war ungewöhnlich, dass niemand zu sehen war. Unsere Pferde suchten sich ihren Weg zwischen den Gräbern hindurch. Als wir zu den Häusern hinunterritten, sah ich, was Eaton aus der Ferne erkannt hatte: aufgewühlte Erde unter einigen Bäumen, wo eine Gruppe Pferde über Nacht angebunden war.
    Die Tür zum größten Haus, in dem Mr Ingram lebte, stand halb offen. Mit der Stiefelspitze stieß Eaton die Tür ganz auf. Der Boden der Diele war mit schmutzigen Fußabdrücken bedeckt. Er bedeutete mir, leise zu sein, und spitzte lauschend die Ohren. Außer dem ständigen Rauschen des Windes über dem Marschland vernahm ich nichts. Es gab ein kleines Kontor, in dem Mr Ingram die Gemeindemitglieder empfing. Überall verstreut lagen Papiere, und in einer kleinen Kleiderkammer lagen Röcke und Umhänge auf einem Haufen.
    Als wir uns der Wohnstube näherten, nahm ich einen Geruch wahr, der mich an den Brand im Haus meiner Mutter erinnerte. Ehe Eaton mich aufhalten

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