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Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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bleibt! Ich schwöre es.« Er wandte das Gesicht ab. »Kate Beaumann hat die Kuchen gebacken, nicht wahr?«, sagte ich.
    Es gab eine lange Pause, in der nichts zu hören war außer dem trommelnden Regen. Ein Lächeln flackerte langsam in Mr Ingrams Gesicht auf. Eaton schlich davon und kauerte sich vor den erkalteten Kamin.
    »Jedes Jahr zu Michaelis«, sagte Mr Ingram. »Sie ließ mich schwören, es dir nicht zu erzählen, aber da du es jetzt ohnehin weißt …« Er starrte aus dem Fenster in den Regen. »Jedes Jahr zu Michaelis. Ich sagte ihr, es sei die falsche Jahreszeit, dass es ein Wiederauferstehungskuchen sei, den man nur zu Ostern backe, aber sie lächelte dann immer und sagte: ›Das stimmt, Mr Ingram. Ein Kuchen zur Wiederauferstehung.‹«

    Inzwischen blies der Wind in heftigen Böen gegen das Fenster. Ingram erzählte uns, wie der Pestkarren vor siebzehn Jahren in Poplar ankam. Ein Pestkarren!
    Drei Erwachsene und ein Baby. In einem Pestkarren! Eaton hockte beim Kaminrost und starrte auf das regennasse Fenster, als sähe er den Karren auf den Hof fahren. Es war ein Wetter wie heute, fuhr er fort. Anfang des Winters. Sie hätten den Karren abgewiesen, aber eine der Reisenden sprach wie eine Dame, obwohl sie genauso gekleidet war wie Matthew und Susannah. Und sie hatte einen Brief von Mr Stevens dabei, dem Pfarrer in Shadwell in der Nähe von Highpoint, wo er, Ingram, einst Vikar gewesen war.
    Eaton fluchte leise. »Ich wusste doch, dass ich Euch zuvor schon einmal gesehen habe.«
    Ingrams Angst vor ihm schien verschwunden zu sein. Eaton hingegen hatte die Furcht vor dem gepackt, was Ingram zu sagen hatte. Zugleich war er jedoch zunehmend begieriger darauf, es zu hören. Stevens sei nicht gut auf Lord Stonehouse zu sprechen gewesen, nahm Ingram die Erzählung wieder auf. In Highpoint House habe es einen Skandal gegeben, infolgedessen Stevens seines Lebensunterhalts beraubt wurde. Die Dame, Kate Beaumann – damals nannte sie sich Mrs Turner – sagte, in dem Wirbel, der dem Skandal folgte, habe sie gleichfalls ihre Stellung verloren. Lord Stonehouse hatte seine Darlehen zurückgefordert und so den Verkauf des kleinen Landsitzes erzwungen, auf dem sie in Stellung gewesen war. Sein Verwalter bekam es, für seine Verdienste während der skandalösen Vorgänge.
    Energisch schüttelte Eaton den Kopf und sprang auf. »Das ist nicht wahr! Ich …« Er ballte die Fäuste, doch er schien eher gewillt, sich selbst zu verletzen, als Ingram zu schaden, und schlug sich selbst in die Seite.
    In ihrem ersten Jahr hier, sagte Ingram, litt sie sehr. Sie sagte, dass ihre Verbindung zu dem Kind sowie die Namen derer, die sie seine Eltern nannte, niemals bekannt werden dürften, denn damit würden sie beide in Gefahr geraten. In der Kirche vollführte sie lange Bußgebete für irgendeine unaussprechliche Sünde, die sie, wie sie sagte, nur Gott allein offenbaren konnte.
    »Nachdem du nach London gegangen bist, Tom«, sagte Ingram, »brachte sie den Kuchen dorthin und wohnte dort bei einer Dame. Als die Männer gestern kamen, war sie gerade aufgebrochen, um Susannahs Grab zu pflegen. Sie muss sie gesehen und die Flucht ergriffen haben.«
    »Warum hat sie Matthew geschrieben, er solle den Anhänger zerstören?«, fragte Eaton.
    Ingram sah ihn an. »Sie sagte, das Böse stecke darin.«
    Eaton fluchte leise. »Ihr habt Richard Stonehouse nichts von Kate Beaumann erzählt?«
    »Nichts.«
    »Gott sei Dank. Was habt Ihr ihm erzählt?«
    »Wo wir die Briefe für Matthew hingeschickt haben. Zur Abholung ins Blue Boar in Oxford.«
    Während Eaton hinausrannte, um sich um die Pferde zu kümmern, verabschiedete ich mich von Mr Ingram. Er zog mich dicht zu sich. »Erzähl es ihm nicht, aber einmal sah ich auf einem Brief das Siegel der Dame, bei der sie in London wohnte. Es ist die Countess of Carlisle am Bedford Square. Vielleicht ist Kate dorthin geflohen.«

    Eaton ritt schnell. Während der ersten Meilen schien er sich nicht darum zu scheren, ob ich mit ihm Schritt hielt oder nicht. Selbst als die Pferde müde und damit langsamer wurden und zäher Schlamm bis zu ihren Mähnen hochspritzte, nahm er kaum Kenntnis von mir und hüllte sich in mürrisches Schweigen.
    »Das war das erste Mal, dass ich das Wort ›Gott‹ über Eure Lippen kommen hörte«, sagte ich. Verwundert starrte er mich an. »Ihr sagtet, Gott sei Dank weiß Richard nichts von Kate Beaumann.«
    »Habe ich das?«
    Unbarmherzig bohrte er seinem Pferd die Sporen

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