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Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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bestürzt, als sie mich sahen. Ich entschuldigte mich für die Unordnung, doch die Frau, von der ich später erfuhr, dass sie Mrs Adams hieß und die Köchin war, wandte mir den Rücken zu.
    Andere Bedienstete verschwanden, sobald ich mich näherte. Anfangs betrachtete ich es als verständliche Verstimmung, weil die Soldaten das Haus in diesem Zustand hinterlassen hatten. Doch es war mehr als das. Sie wussten, wer ich war. Edward Stonehouse würde am Morgen den Trauergottesdienst für Mrs Morland abhalten. Ich hörte jemanden fragen, ob Richard dort sein würde. Ich war ein Eindringling.
    Als ich Rose zulächelte, die am Anfang so schön vor mir geknickst hatte, warf sie mir einen furchtsamen Blick zu, und ich sah, wie ein alter, in rostiges Schwarz gekleideter Mann ihr ein Zeichen gab, sich zurückzuziehen. Das, so vermutete ich, war Mr Fawcett, der Hausdiener. Er hatte hervorstehende, froschähnliche Augen, sein Blick glitt von einem zum anderen, überprüfte Roses Kleidung ebenso wie die der übrigen Bediensteten. Alle trugen Schwarz, gingen der Reihe nach hinaus auf zwei Karren zu, die sie zum Begräbnis bringen würden. Ich hörte Fawcett leise etwas zu einem Mann mit breiter Brust sagen, den ich meinte, schon einmal gesehen zu haben. Seine Worte waren: »Das ist der Bastard der Hure.«
    Das Blut brannte in meinen Wangen, und ich machte schon einen Schritt auf Fawcett zu, entschied mich dann jedoch anders. Hatte ich von Eaton gelernt, Wut in kaltblütige Verbitterung zu verwandeln? Oder hatte ich es von meiner Mutter geerbt?
    Ich sah zu, wie die Bediensteten die Karren bestiegen. Mein Ärger darüber, wie man meine Mutter in diesem Haus behandelt hatte, wuchs, während ich beobachtete, wie das Gesinde davonfuhr. Dann ging ich zu den Ställen. Ich würde vollenden, was meine Mutter begonnen hatte.

    Patch wollte galoppieren, doch ich hielt die Zügel kurz, während ich den Karren durch eine Furt folgte und anschließend hügelauf in ein kahleres Stück Land gelangte. Ein unbehagliches Schweigen hatte sich über die Karren gelegt. Einmal fing ich Mrs Adams schwarzes Tuch auf, als es fortgeweht wurde. Sie nahm es entgegen, ohne mich anzusehen oder ein Wort zu sagen, und ließ es im Wind wehen, ehe sie es wieder umlegte, als hätte ich es auf irgendeine Weise verseucht. Der Einzige, der meinem Blick nicht auswich, war der bärtige Mann, mit dem Fawcett gesprochen hatte. Je länger ich ihn ansah, umso sicherer war ich mir, ihm schon einmal irgendwo begegnet zu sein. Ich konnte mich jedoch nicht entsinnen, wo das gewesen sein könnte.
    Als wir uns Shadwell näherten, sah ich hinter mir eine Kutsche den Hügel erklimmen. Ich ließ mich hinter die Karren zurückfallen und überprüfte meine Pistole. Das Dorf war ein Gewirr aus Hütten, die sich um die Kirche als dem einzigen stabilen Gebäude scharten. Es gab einige kleine Bauernkaten, doch ansonsten schien das Überleben der Menschen von Schafen abzuhängen, die auf dem Friedhof grasten. Ich saß nicht ab, sondern wartete, bis die Trauergäste in der Kirche verschwunden waren und die Kutsche anhielt.
    Der Erste, der ausstieg, war Edward Stonehouse, würdevoll in seinem Priestergewand und mit dem Gebetbuch in der Hand, das Gesicht für den Gottesdienst feierlich gefasst. Interessiert blickte ich zu ihm hinunter. So nahe war ich ihm noch nie gewesen. Überrascht schaute er zu mir auf, die schweren metallenen Augengläser rutschten ihm dabei von der Nase. Seine Hände zitterten, so dass er beinahe das Gebetbuch fallen gelassen hätte. Sein rötliches Gesicht verlor alle Farbe und erbleichte über seiner schwarzen Robe. Abrupt blieb er stehen. Seine Frau, die sich vom Kutscher heraushelfen ließ, stieß gegen seinen Rücken.
    »Passt doch auf, Edward! Ihr seid heute Morgen so zerstreut!«
    Ihre Stimme war scharf und ungeduldig. Sie sah aus, als hätte sie gerade eine ganze Flasche Essig geleert; sie verdrehte die Augen, und ihre Lippen waren so dünn, dass sie fast in ihrem Gesicht verschwanden. Wenn Edward Margaret Pearces Liebhaber gewesen war, dann hatte er mit seiner Frau einen schlechten Fang gemacht, dachte ich. Bis auf das kleine Vermögen, das sie, wie Luke mir erzählt hatte, mit in die Ehe gebracht hatte und von dem vermutlich die glänzende Kutsche mit dem Stonehouse-Wappen und die Livree des Kutschers bezahlt worden waren.
    »Was ist los? Wer ist das?« Ihre Augen hatten die Form von Schlitzen angenommen, als sie zu mir hinaufspähte. Ich erwiderte ihren

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