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Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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erklärte, sie müsse herausgewachsen sein, bereute ich auf der Stelle, was ich getan hatte, und verbrachte eine qualvolle schlaflose Nacht mit Gebeten, um den Fluch aufzuheben. Zu meiner Erleichterung schien es zu funktionieren, denn die Tage vergingen, und sie beschwerte sich nie über die neuen Schuhe.
    Wenn sie über mich lachte oder, noch schlimmer, mich ignorierte, schmerzte mich das mehr als jeder Schlag, den ich je in diesem Haus erhielt. Laut Will aus dem Pot, der ein Experte in solchen Dingen war, litt ich an der schlimmsten Art der Liebe: der unerwiderten Liebe.
    Doch so war es nicht immer gewesen. Es hatte eine Zeit gegeben, in der wir einander so nahe kamen, wie zwei Kinder sich nur sein können. Es war mein erster Herbst in Half Moon Court gewesen. Im September, gegen Ende der dritten Woche, stand mein Osterkuchen auf der Türschwelle. Für jeden schien es eine höchst mysteriöse Angelegenheit zu sein, doch für mich war es natürlich keine Überraschung. Die Irrlichter konnten so einen Kuchen im Nu überall hinbringen. Für George war es der Beweis, dass ich einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hatte, und er rührte keinen Krümel davon an. Sarah sagte, es gäbe gute und böse Irrlichter. Ich glaube, sie begann von dem Moment an Schweinefett auf meine Beulen zu schmieren, als sie sich den letzten Krümel von den Fingern leckte. Mrs Black befragte ihren Sternendeuter, der ihr sagte, der Kuchen sei gestohlen, und betrachtete mich mit tiefem Misstrauen. Mr Black, dessen gesunder Menschenverstand im scharfen Widerspruch zum Aberglauben seiner Frau stand, brummte gereizt: »Wie kann er gestohlen sein, Elizabeth, wenn der Name des Jungen darauf steht?«
    Anne war zunächst neidisch, denn sie hatte noch nie so einen Kuchen bekommen, und dann fasziniert. Wir begannen zusammen zu spielen. Es fing damit an, dass sie mich verspottete, doch als sie herausfand, dass ich die Geschichten erzählen konnte, die Matthew mir erzählt hatte, von fernen Ländern, prächtigen Schiffen und Elefanten und Papageien, gewöhnten wir uns an, uns unterm Apfelbaum in der Mitte des Hofes oder im Papierlager zu verstecken. So ging es zwei idyllische Monate lang, bis wir eines nebligen Herbsttages das Rattern und die kreischenden Bremsen einer Mietkutsche hörten, die auf dem Hof zum Stehen kam. Wir rannten aus der Werkstatt, um sie uns anzusehen. Mit einem ahnungsvollen Schaudern ergriff ich Annes Hand.
    Ein Edelmann stieg aus der Kutsche. Durch die Nebelschwaden erkannte ich die dunkelviolette Narbe, die vom oberen Rand der Wange bis zum Hals reichte, wo sie unter dem Kragen verschwand. Er blieb stehen und starrte uns an. Mr Black kam heraus und befahl uns, auf der Stelle hereinzukommen. Anne rannte zu ihm, doch ich dachte an Matthews Warnung und fürchtete, der Mann mit der Narbe sei wegen des Anhängers gekommen, den mein Vater gestohlen hatte. Ich floh vom Hof und versteckte mich für den Rest des Tages in Smithfield unter den Armen, die in den Abfällen der Schlachter nach Essbarem suchten.
    Dafür wurde ich ausgepeitscht, und man verbot mir, mit Anne zu spielen. Das steigerte nur noch meine Sehnsucht nach ihr, doch jetzt ging es erst richtig los mit ihrem Hochmut und ihren grausamen Scherzen. Jenen Herbst bewahrte ich in meiner Erinnerung, doch die Jahre vergingen, und Anne wurde immer kühler und zunehmend schöner, wie eine sich allmählich öffnende Blüte. Die Erinnerung verblasste, bis ich mich zu fragen begann, ob es diese beiden Herbstmonate tatsächlich jemals gegeben hatte, oder ob es nur eine Geschichte war, die ich mir ausgedacht hatte, um mich zu trösten.
    So stand es also um mich, als ich sechzehn Jahre zählte. Ich war hoffnungslos verliebt, wusste nichts von den Reden, die ich überbrachte, und interessierte mich noch weniger dafür, außer dass ich die anderen Boten bei diesem Spiel aus dem Feld schlagen musste. Ich wedelte mit der Rede, um sie zu trocknen, und rannte von Westminster durch die engen Straßen, vorbei an der trostlosen Fassade des Gefängnisses von Newgate, kämpfte mich, nach Luft ringend, durch den Gestank von Smithfield und erreichte schließlich den Half Moon Court. Hier lebten und arbeiteten wir in dem schmalen, nach flämischer Art gemauerten Haus mit seinem hervorspringenden Giebel und dem quietschenden Schild, RB neben einem gelben Halbmond. Mein Master ergriff den Brief und George seinen Winkelhaken, und ich bereitete die Presse vor. So war es, und es schien, als würde es immer so

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