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Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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wurde sein langes, düsteres Gesicht etwas weicher, obwohl er schon vor langer Zeit deutlich gemacht hatte, dass er mich für einen elenden dummen kleinen Halunken hielt.
    »Es ist eine Beschwerdeschrift gegen den König«, sagte er, »von seinen demütigen Dienern, auf dass er unsere reformierte Religion unbehelligt lasse und nicht auf seine heimtückischen Ratgeber höre …«
    »So wie seine katholische Königin Henrietta?«, unterbrach ich ihn.
    Er schlug mir eine tintenverschmierte Hand auf den Mund und blickte sich nervös um. Aber ich hatte das Gefühl, dass er mich zum ersten Mal beifällig ansah.
    »Und die Bitte, sich unsere bescheidenen Ansichten anzuhören, das Parlament nicht zu entlassen, wenn er sich entscheidet, seinen einfachen Knechten Geld abzunehmen, indem er alles mit Steuern belegt, was er sieht: Steine, Salz, selbst das einfache Stück Seife, mit dem wir uns waschen.«
    Da er aussah, als würde er sich mit Tinte waschen, und ich mich im Winter kaum jemals wusch, um nicht den zugefrorenen Eimer im Hof benutzen zu müssen, hielt ich Seife für unwichtig, und dieses ganze Remonstranz-Ding klang eine ganze Ecke zu bescheiden, als dass der König sich auch nur einen Deut darum scheren würde.
    Vielleicht waren meine Gedanken mir anzumerken. Mr Inks Gesicht lief rot an. Zum ersten Mal sah er aus, als hätte er Blut statt Tinte in den Adern.
    »Aber vor allem ist das Gesuch für dich da«, sagte er.
    »Für mich?«, fragte ich erstaunt.
    »Für das Volk. Es wird die Welt verändern.«
    Die Welt verändern? Was meinte er damit? Keine Steuern mehr auf Seife? Ich hielt ihn für einen Zauberer, wenn sein Schreibpult hüpfte und er die Worte in seinem Kopf, die sich wieder entwirrt hatten, mit fliegender Feder zu Papier brachte. Er sprach, während er schrieb, Mr Pyms klangvoller Tonfall schlich sich in seine Stimme, und einige seiner Redewendungen wie »Das Parlament ist die Seele des Gemeinwesens …« hallten in meinem Kopf wider.
    Es war, als hätte er mich verhext. Von den Worten, die in meiner Hand trockneten, ging ein Zauber aus. Sie würden die Welt verändern. Davon war ich restlos überzeugt. Ich selbst würde mich ändern. Als ich durch die dunkle Nacht rannte, beschloss ich, eine reformierte Persönlichkeit zu sein und nicht für ein Bier und ein Würfelspiel mit den anderen Lehrjungen ins Pot Upside Down einzukehren. Bierschänken und Würfel standen ziemlich weit oben auf der Liste der Dinge, die für Lehrjungen verboten waren.
    Aber ich muss gestehen, dass meine Schritte sich verlangsamten, als ich die Schänke erreichte. Trotz der späten Stunde drangen aufgeregte Stimmen und Gerüchte über die Debatte durch die Tür. Nur einen Krug, überredete ich mich, damit ich anschließend noch schneller würde rennen können.
    In der Nähe der Bar stand ein Fremder, ein Edelmann mit einem Biberhut und einem modisch kurzem Umhang, und befragte die Stammgäste. Ich hörte ihn »rot« sagen. Ich spitzte die Ohren, besonders, als ich dieses Wort hörte. Meine Haare, rot wie Feuer und genauso unbändig, waren ein Fluch für mich. Mein Master konnte mich in jeder Schänke ausmachen, egal wie dämmrig das Licht und rauchgeschwängert die Luft war. Die Leute glaubten, ich hätte schottisches Blut in den Adern, oder, noch schlimmer, irisches, und seit die Papisten da drüben rebellierten, zogen sie mich damit auf, ein Spion zu sein. Ich hatte das aufbrausende Temperament, das mit roten Haaren einherging, und war deswegen schon in mehrere Schlägereien verwickelt worden.
    Ich bemerkte, dass der Herr mit dem Biberhut mich anstarrte. Rasch wandte er sich ab, um etwas zu einem Mann zu sagen, den ich für seinen Diener hielt. Der Mann hatte einen breiten Nacken, die Schultern einer Bulldogge und ein pockennarbiges Gesicht.
    Manchmal spannten die Zünfte die Nachtwächter ein, um die Lehrjungen in den Schänken zu fangen. Plötzlich fiel mir wieder ein, dass ich eine reformierte Persönlichkeit war und geschworen hatte, nie wieder eine Schänke aufzusuchen. Ich schlängelte mich durch die Menge nach draußen. Die kostbaren Zeilen, die Mr Ink mir gegeben hatte, packte ich fester. Ich glaubte tatsächlich, dass diese Worte mich zum Besseren verändert hatten, obwohl ich sie nicht verstand – oder vielleicht gerade deswegen.
    Während ich rannte, stellte ich mir vor, wie die Tatsache, dass ich ein reformierter Charakter war, mich in einen guten Lehrjungen verwandeln würde. Ich würde ein freier Bürger der

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