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Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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Menschen wie ihn aufwallen, den jahrelange Schläge in mir eingepflanzt hatten. Ich würde nichts sagen. Sein Lächeln verschwand, und er fuhr fort zu zählen. Bei fünf schloss ich die Augen.
    Eaton feuerte.

36. Kapitel
    Die Explosion machte mich taub. Ich wirbelte herum, in Erwartung des Treffers und des heftigen brennenden Schmerzes in meiner rechten Hand, von der ich wusste dass sie nicht mehr da sein würde. Doch fast im selben Moment wurde ich von Eaton gegen die Balustrade gestoßen. Seine Lippen bewegten sich, doch bei dem Sausen in meinen Ohren verstand ich kein Wort. Hinter Eaton sah ich den Mann, der Kate festgehalten hatte, ein Auge blickte starr aus seinem zerschmetterten Gesicht, während er langsam zu Boden sank. Gardiner lag am Boden und versuchte, seinen Stoßdegen unter den Füßen der in voller Panik fliehenden Bediensteten aufzusammeln. Und, am unfassbarsten von allem, meine rechte Hand war noch da, blutend zwar, aber vollständig. Ich begriff, dass Eaton die andächtige Aufmerksamkeit des Publikums dazu genutzt hatte, den Mann, der Kate festhielt, in eine schutzlose Position zu locken, und anschließend Gardiner mit der abgefeuerten Pistole niederzuschlagen.
    Ich zuckte zusammen, als ich mein Hörvermögen wiedererlangte. »Springt!«, schrie Eaton. Richards Entschlossenheit, mich vor dem Gesinde zu demütigen, gereichte ihm nun zum Nachteil, als nun alle schreiend und drängelnd zur Treppe rannten und jeden Versuch seiner Soldaten, zu mir zu gelangen, zum Scheitern verurteilten. Ich kroch auf die Balustrade, um in die Halle unter mir zu springen, und erwartete, das Eaton mir folgen würde. Doch er rannte zu Kate. Ein Soldat zielte mit seiner Pistole auf Eatons Rücken. Ich sprang von der Balustrade zurück auf die Galerie, schickte den Soldaten zu Boden, so dass sein Schuss eine Kerze in einem Wandhalter traf. Ein Schauer von zersplittertem Glas und geschmolzenem Wachs ging auf Richard nieder, als dieser mit gezücktem Schwert auf mich zukam. Ich rannte in den Raum, in dem Kate sich befand, kurz bevor Eaton die Türen zuknallte und einen Tisch unter die Türgriffe schob. Kate sah aus, als wollte sie ihm Vorhaltungen machen, begriff indes rasch, dass es sinnlos wäre und half mir, mehr Möbelstücke herbeizuschleppen, um die Türen zu blockieren.
    »Ich sagte Euch, Ihr solltet springen!«, schrie Eaton mich an.
    »Ihr habt mein Leben zu oft gerettet, als dass ich es Euch nicht auf gleiche Weise vergelten könnte.«
    »Ich habe es Euch gesagt! Nur Narren sind Helden! Es gibt ein Vorzimmer … ein Fenster … verschwindet!«
    Als er einen Stuhl anhob, verlor er beinahe das Gleichgewicht. Ich fing ihn auf. Sein Gesicht war gelb wie Pergament, und ich hörte das ungestüme Pochen seines Herzens im Takt mit der puckernden Narbe. Doch sein Gebaren war so unwirsch wie stets, seine Stimme beinahe ein Fauchen. »Ich habe es nicht für Euch getan. Glaubt das bloß nicht! Ich tat es für Highpoint. Alles nur, um die Ländereien zusammenzuhalten, genau wie die Diebstähle, als sie es Stück für Stück verkauften. Ich begriff zu spät, dass Ihr derjenige seid, dessen Aufgabe es gewesen wäre – geht!«
    Er stieß mich so heftig fort, dass ich beinahe über den Leichnam des Soldaten stürzte, der Kate bedroht hatte.
    »Hier! Hier entlang, Tom! Schnell!« Kate öffnete die Tür zu einem Vorzimmer, als ein Schuss losging. Die Kugel riss ein Loch in die Tür, und einer der Türgriffe flog davon. Eaton versuchte, mit seinem geringen Gewicht die improvisierte Barrikade zusammenzuhalten, doch quietschend rutschte der Tisch unaufhaltsam zurück. Eine der Türen sprang mit einem Ruck auf, und einer der Soldaten wurde in den Raum katapultiert. Eaton schlug ihn mit einem Stuhl nieder.
    Ich rappelte mich auf und rannte in das Vorzimmer, als Gardiner über die Reste der Barrikade sprang. Ich sah, wie die Spitze seines Schwertes sich in Eatons Rücken bohrte, ehe Gardiner sie wieder herauszog. Kate rief mir etwas zu, aber die Worte ergaben keinen Sinn für mich, denn Eaton stand immer noch da und schwankte lediglich ein wenig. Ich nehme an, dass ich im Verlauf unserer gemeinsamen Reise angefangen hatte, ihn für unverwundbar zu halten. Vielleicht glaubte das in gewissem Maß jeder, denn einen kurzen Moment herrschte Ruhe, als alles stillzustehen schien. Er war wie ein großer Baum, der nach egal wie vielen Hieben immer noch keine Anstalten machte, umzufallen. Er hielt immer noch den Stuhl fest, mit dem er den

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