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Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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Mylord.« Mit einer weiteren überschwänglichen Geste legte Mr Cole ein Dokument, gewichtig durch Siegel und Juristensprache, vor mich hin.
    Ich quittierte den Empfang. Diesmal war meine Unterschrift schlicht und ohne jeden Schnörkel. Lord Stonehouse warf einen Blick darauf und dann auf die andere, machte indes keine Bemerkung dazu. Es dauerte einen Moment, bis ich begriff, dass ich entlassen war. An der Tür wandte ich mich noch einmal um.
    »Und … die Hochzeit, Mylord?«
    »Was? Ach ja. Die Tochter vom alten Black. Warum sollte ich dir im Weg stehen? Dich zu etwas machen wollen, das du nicht bist, hm?«
    Noch ehe er den Satz beendet hatte, war er bereits wieder in die Akte vertieft, die Mr Cole ihm vorgelegt hatte, zurück in seiner vertrauten Welt der Papiere.

43. Kapitel
    Sie sprachen über Richards Akte. Lord Stonehouse würde nicht ruhen, ehe er nicht wusste, was seinem ältesten Sohn zugestoßen war. Zweifelsohne instruierte er Mr Cole bereits, herauszufinden, ob ich ihn getötet hatte. Kein Wort darüber, dass ich sein Enkel war. Nichts. Ich war Mr Neave. Sein Vater gehe sparsam mit seinen Gefühlen um, hatte Richard gesagt. Sparsam? Gefühle? Alles, worum er sich sorgte, war sein ältester Sohn, das Erbe, das Vermögen! Mit solcherlei Gedanken quälte ich mich herum, bis mir klar wurde, dass Richard genau dasselbe empfunden haben musste, nachdem er mein Bild zum ersten Mal gesehen hatte.
    Ich sagte mir, dass ich frei sei. Ich hatte alles, was ich je wollte, und versuchte die Stimmung des letzten idyllischen Sommers wiederzubeleben. Aber als ich zum Half Moon Court zurückkehrte, war ich so verdrossen, dass Mr Black mich in sein Kontor rief, da er das Schlimmste befürchtete. Gleichgültig legte ich ihm die Eigentumsüberschreibung auf das Schreibpult. Zuerst wollte er es sich nicht ansehen, in dem Glauben, es handele sich nur um eine weitere Aufforderung, das Haus zu räumen. Dann sah er das Siegel. Las die Bestimmungen, warf das Dokument mit einem Freudenschrei in die Luft, fing es auf, las die Bestimmungen erneut, um sich zu vergewissern, dass sie nicht vom Papier gefallen und verloren gegangen waren, und rief nach seiner Frau. Endlich freute auch ich mich. Ich grinste über das ganze Gesicht, als er mir Wein einschenkte und Stein um Stein das Haus betrachtete und sagte: »Dieser Stein gehört uns! Dank Tom! Und der auch! Und der!« Plötzlich war ich kein Wahnsinniger mehr, über den man sich im Flüsterton unterhielt, sondern ein Retter.
    »Sollten wir nicht das Aufgebot bestellen?«, flüsterte Anne. »Für den Fall, dass du wieder fortmusst?«
    Ich küsste sie und sagte, ich würde sofort aufbrechen und Mr Tooley aufsuchen, doch nachdem der Wein mir Mut gemacht hatte, ging ich stattdessen zu Charity. Sie war verwirrt, als ich stammelnd hervorbrachte, dass Luke noch leben würde, wenn ich nicht gewesen wäre.
    »Aber Eure Hand hat doch das Schwert nicht geführt!«
    »Nein, das nicht, aber …«
    Ich gab auf. Sie wollte nur immer wieder hören, dass er sie liebte und dass er sie im Himmel wiedersehen würde. All die Schuldgefühle, mit denen ich mich gequält hatte, waren wie weggeblasen, waren nichts im Vergleich zum Trost meiner Worte. Sie bat mich sogar, der Pate des kleinen Luke zu werden. Als ich zusagte, ergriff sie meine Hände. »Was genau hat er gesagt? Erzählt es mir noch einmal!«
    Sobald er Mr Black die Eigentumsurkunde übergegeben hatte, schien Lord Stonehouse meine Entscheidung zu respektieren, ein Drucker sein zu wollen, und versorgte uns mit Aufträgen der Regierung. Das Parlament regierte durch Verordnungen, und wir druckten Verordnungen über Kriegsanleihen, um die Kriegsflotte in See stechen zu lassen, Verordnungen, um Seeleute zu »finden« (mit anderen Worten, sie zu pressen), Verordnungen über die Bewaffnung, über Dienstvorschriften zur Bewaffnung (wodurch das, was bereits kompliziert war, vollkommen unverständlich wurde), Verordnungen, die besagten, dass die Landstraßen (soweit es welche gab) befestigt werden sollten, dass eine große Mauer rund um die Stadt zu errichten sei, und Verordnungen, mit denen die Grundsteuer erhöht wurde, um das alles zu bezahlen. Die Herrschaft des Parlaments war nicht das Paradies, wie die Große Remonstranz vorausgesagt hatte, mit der ich so erwartungsvoll durch die Straßen gerannt war. Und verglichen mit den Geldforderungen des Parlaments wirkten die letzten Ausschweifungen des Königs geradezu bescheiden. Und es war

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