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Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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hell?«
    »Siehst du nicht, dass es noch dunkel ist, du Narr? Was meinst du, warum ich dir eine Kerze bringe?«
    Ich dankte Gott, als ich den ätzenden Geruch von Talg wahrnahm. Als ich mich tief bückte, konnte ich nur den schwächsten gelben Schimmer der Kerze erhaschen, den Anne auf die Treppe gestellt haben musste. Sie erzählte mir, dass George einen Verband und ein Stärkungsmittel bekommen hatte, damit er schlafen konnte, während sie eine zweite, unangezündete Kerze unter der Tür hindurch schob. Anschließend reichte sie einen Feuerstein nach.
    »Danke, Anne.«
    »Miss Black. Und bedank dich nicht bei mir!« Ihre Stimme klang kalt und schroff. »Ich tue es nur, damit du aufhörst, solchen Radau zu machen. Wie ein Baby im Dunkeln zu heulen!«
    »Du würdest hier drin auch heulen.«
    »Das würde ich nicht!«, sagte sie mit so viel Geringschätzung im Flüsterton, dass meine Wangen brannten.
    Das dünne Lichtband unter der Tür begann zu flackern und verschwand, wie Irrlichter, die im Moor davontanzten. Meine Panik kehrte mit aller Macht zurück.
    »Warte! Der Feuerstein ist feucht!«
    »Du hast es noch gar nicht versucht.«
    Ich kratzte mit dem Stiefel an der Wand. »Kein Funken! Bitte An… Miss Black. Gebt mir Licht von Eurer Kerze. Durch den Türspalt.«
    Das Licht, das gesegnete Licht unter der Tür, wurde heller. Bäuchlings auf dem Boden liegend, konnte ich die Flamme sehen. Talg tropfte herab, und ich erhaschte einen Blick auf Annes schmale, zarte Finger. Die Flamme flackerte und erlosch beinahe. Sie schrie leise auf, und ich hörte, wie sie sich aufrappelte und wartete, bis die Flamme wieder größer wurde.
    »Ich kann nicht! Es zieht zu sehr! Sie wird ausgehen!«
    »Hast du Angst?«, neckte ich sie. Doch als ich sie zurücktreten hörte, fügte ich rasch hinzu: »Es tut mir leid, Miss Black. Miss Black … steckt der Schlüssel im Schloss?«
    Stille. Ich meinte fast, sie in ihrem langen weidengrünen Nachtgewand sehen zu können, in dem ich sie zuvor gesehen hatte, ein Tuch um die Schultern geschlungen, während ihre schmalen Hände sich schützend um das flackernde Licht schlossen.
    Ich versuchte, meine Stimme so schwach und bescheiden wie möglich klingen zu lassen. »Miss Black … ich überlege, ob es nicht einfacher wäre, wenn Ihr die Tür ein wenig öffnen würdet.«
    Sie lachte, und erneut schwang Geringschätzung in ihrer Stimme mit. »Hältst du mich für so eine Närrin, du Affe?«
    Jetzt hatte das Wort wieder seinen alten verhassten Beiklang. Ich konnte mich gerade eben noch zurückhalten, um mich nicht aus Wut und Enttäuschung gegen die Tür zu werfen. Ich schlug die Hände vor den Mund, um nicht laut zu brüllen.
    Ich begriff nicht, wie ich sie in dem einem Moment lieben und im nächsten so sehr hassen konnte. Meine Hoffnungen auf sie waren ebenso gewagt als wenn ich in den Spiegel blicken und behaupten würde, ich sähe gut aus. Stellen Sie sich zu den Füßen und dem roten Haar eine Nase vor, die ebenso spitz und neugierig war wie ein Vogelschnabel, und Sie haben ein ziemlich gutes Bild von mir. Nur meine Augen, groß und dunkel wie Tinte, bescherten mir überhaupt irgendeine Aufmerksamkeit. Das und mein Gebrauch von Worten, die ich anfangs gehasst hatte, als sie versuchten, Rhetorik und Schreiben in mich hineinzuprügeln, und die ich inzwischen lieben gelernt hatte.
    »Die Tür öffnen?«, höhnte sie. »Du bist schon einmal fortgelaufen.«
    »Das werde ich nicht tun«, stieß ich mit einer plötzlichen Inbrunst hervor, die sie ebenso überrascht haben musste wie mich. »Ich möchte weglaufen, aber ich kann nicht von Euch weggehen!«
    »Was für ein Unfug! Wie kann ich dir vertrauen? Niemand kann dir vertrauen. Mein Vater sagt, du hättest den Teufel im Leib. Ich bete jeden Tag für dich.«
    »Wirklich?«
    »Pssst.«
    »Was war das?«
    »Sei leise!«
    Ich wurde so still wie die Steinfliesen unter meinen Füßen. Ich hörte nichts außer dem Scharren der Ratten und in der Ferne den Wind, der an den Läden rüttelte, sowie das Knarren und Knacken von Holz. Des Nachts schien das Haus, genau wie die Schiffe im Hafen, Selbstgespräche zu führen.
    »Macht Ihr das wirklich?«, flüsterte ich.
    »Was?«
    »Für mich beten.«
    »Das ist nichts als reine Christenpflicht«, sagte sie leise und ernsthaft. »Für eine verlorene Seele zu beten. Um dich davon abzuhalten, solche Dinge zu tun. Und solche Sachen zu schreiben.«
    Schreiben? Sie musste das Gedicht meinen, von dem ich einst den Mut

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