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Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pestsiegel: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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gehorchen.
    Er zögerte. »Nein, ich kann dir nicht vertrauen. Ich kann es mir nicht leisten , dir zu vertrauen.« Er wandte sich zu George. »Sperr ihn in den Keller.«
    George packte mich am Arm und nickte anerkennend über die Schwere und Gerechtigkeit der Bestrafung. Meine Zunge und die Glieder waren so gelähmt vor Angst, dort in der Nacht eingesperrt zu werden, dass George mich bereits halb bis zur Tür gezerrt hatte, ehe ich den Tisch wie einen Anker umklammerte.
    »Nicht in die Dunkelheit, Sir«, flehte ich. »Bitte schließt mich nicht in der Dunkelheit ein!«
    »Nun, Tom«, sagte Mr Black mit amüsierter Miene. »Ich dachte, du seiest erwachsen und würdest dich vor nichts fürchten. Hast du immer noch Angst im Dunkeln?«
    Ich hatte meine Sünden mit der Einsicht eines Mannes gebeichtet, aber jetzt verließ mich jegliche Vernunft, und wimmernd wie ein Kind flehte ich ihn erneut an.
    »Gib ihm eine Kerze«, sagte Mr Black barsch.
    Ich leistete keinen weiteren Widerstand. Schon früh hatte ich auf schmerzhafte Weise gelernt, dass es sinnlos war und George nur noch mehr Befriedigung verschaffte. George entzündete eine Kerze, und mit dem Winkelhaken in der anderen Hand führte er mich hinunter in den Keller. Sein Schatten breitete sich über die niedrige Decke aus. Als er die Kellertür öffnete, rief der feuchtkalte, faulige Geruch die Erinnerung an mein Entsetzen beim ersten Mal wach, als sie mich hierher gebracht hatten, doch ich unterdrückte es, entschlossen, vor George keine Angst mehr zu zeigen. Es war sehr spät, und die Kerze würde ausreichen, bis das erste Licht des Tages durch den bröckeligen Putz fiel.
    Erst, wenn man regelmäßig bestraft wird, lernt man instinktiv, die Verfeinerungen solcher Strafen zu erkennen. Als George sich daran machte, die Tür hinter mir zu schließen, merkte ich, dass er mir die Kerze nicht geben wollte.
    Ich stellte meinen Stiefel in die Tür und bemühte mich, sie weiter aufzuziehen. Mit unerträglicher Wucht traf der Winkelhaken meine Finger. Einen Augenblick lang konnte ich mich vor Schmerzen nicht rühren, doch das Klappern des Schlüssels ließ mich erneut an der Tür zerren. Es gelang mir, sie zur Hälfte zu öffnen und nach der Kerze zu schnappen. George zuckte zurück, und heißes Wachs spritzte auf seine Hand. Er schrie auf und ließ die Kerze fallen, die daraufhin erlosch.
    Jetzt fiel nur noch ein schummriges, flackerndes, Licht aus dem Raum über uns in den Keller. Flüchtig sah ich, dass George mit dem Winkelhaken auf mich zukam. Ich duckte mich, und als er gegen die Wand krachte, packte ich ihn von hinten und stieß ihn mit solcher Macht gegen den Putz, dass ich glaubte, die Wand müsste einstürzen. Kraftlos tastete er nach dem Winkelhaken, den er fallen gelassen hatte. Ich entdeckte ihn auf der Treppe und schnappte ihn mir.
    Der Winkelhaken war mir an jeder Stelle meines Körpers vertraut, bis auf meine Handflächen. Das Gefühl, als sich meine Finger um das Metall schlossen, um dieses verhasste Eisen, und die Angst vor der Dunkelheit in dieser stinkenden Zelle trieben mich dergestalt zur Raserei, dass ich auf George einschlug. Er duckte sich, doch ich erwischte ihn mit voller Wucht an der Schläfe, und der Gedanke, dass ich ihn gezeichnet hatte wie er mich gezeichnet hatte, löste eine solche Woge der Grausamkeit aus, dass es sich anfühlte, als sei der Teufel, von dem George immer behauptet hatte, er stecke in mir, entfesselt und dränge mich, ihn wieder und wieder zu schlagen, so wie er mich geschlagen hatte.
    George glitt aus und stürzte, und Gott allein weiß, was ich getan hätte, wenn ich Mr Black eher auf der Treppe gehört hätte. Doch als ich mich endlich umdrehte und ihn erblickte, ließ er bereits seinen Stock auf mich niedersausen.

4. Kapitel
    Ich dachte, es sei eine Laus. Pediculus Humanus Corporis , wie mein Lateinlehrer Dr. Giles mir eingetrichtert hatte, als er triumphierend ein besonders fettes Exemplar aus meinen Kleidern gefischt hatte. Sie kamen in der Nacht, um zu fressen. Wir waren aneinander gewöhnt, und solange sie sich nicht über besonders empfindliche Stellen wie meine Lenden hermachten, weckten sie mich selten auf. Und selbst dann weckte das Viech, solange es unentschlossen herumkroch, eher meinen Finger und Daumen, die über ihm schwebend darauf warteten, dass es sich endlich zum Fressen niederließ, ehe sie sich befriedigt den kleinen Leib schnappten, um sogleich wieder in den Schlaf zu fallen.
    Doch dieses Biest

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