Peter Neururer - Aus dem Leben eines Bundesliga-Trainers
sagen. Nach seiner Zeit in Leverkusen unterzieht sich
Simäk einer dreivierteljährigen Therapie, es zieht ihn zurück in seine Heimat zu Sparta Prag.
Peter Neururer ist auf der Suche nach einem klassischen Spielmacher für die Erste Liga, und in Hannover denkt man offen über Simäk nach. Neururer fliegtzum Ligaspiel von Sparta Prag gegen Slovan Liberec. Der Trainer sieht einen technisch groß aufspielenden, auffälligen Simalc, der vom Tempo und seiner Handlungsschnelligkeit jedoch in keiner Weise an den Jan Simäk erinnert, den Neururer noch aus Bundesliga-Zeiten kennt. Weil sie ihn bei Hannover gern verpflichten möchten, trifft sich Neururer nach dem Spiel mit Simäk und dessen Berater. Der Trainer bekundet offiziell noch einmal das Interesse von 96 an einer Verpflichtung des Spielers. Neururer fragt:
»Jan, wie siehst du selber heute dein Spiel? Bei wie viel Prozent deines Leitungsvermögens bist du im Vergleich zu dem Spiel für 96 gegen den VfL Bochum?« Bei besagtem Spiel hat Neururer auf der Bochumer Bank gesessen und einen herausragenden Simäk gesehen.
»Fünfzig Prozent«, sagt Simäk ehrlich.
»Fünfzig Prozent«, sagt Neururer, »die reichen für die Bundesliga aber leider nicht.«
Damit war das Thema, Jan Simäk für Hannover 96 noch einmal zu verpflichten, erledigt.
»Steigere dich, arbeite an dir«, sagt Neururer zu Simäk, »und wenn du bei 100 Prozent bist, dann komme ich gern vorbei und sehe dich noch mal an.«
Statt Simäk verpflichtet Manager Kaenzig ohne Zustimmung Neururers den isländischen Stürmer Gunnar Heidar Thorvaldsson. Der 24-Jährige kommt für eine Ablöse von einer Million Euro vom schwedischen Vizemeister Halmstads BK. Die Verhandlungen sind von Kaenzig geführt worden. Thorvaldsson erscheint mit Gehhilfen zum ersten Training bei 96, bei den dann folgenden Einheiten erkennt Neururer schnell und sicher: Er kann diesen Mann nicht mal mehr für die Oberliga-Mannschaft gebrauchen. Das sagt er auch Manager Ilja Kaenzig:
»Herr Kaenzig, was sollen wir mit dem Jungen? Der ist verletzt!«
Kaenzig schweigt.
»Und gucken Sie sich doch mal seine Vita an! Wo hat der wann getroffen?«
Kaenzig schweigt.
»Ja, mit 17 war er vielleicht ein Talent...«
Kaenzig schweigt weiter, er hat bereits zwei, drei weitere Spieler verpflichtet, denen Neururer nicht zugestimmt hätte -doch was soll der Trainer machen? IComplett durchdrehen? Kaenzig an die Gurgel gehen? Neururer entscheidet sich gegen Theater, denn die Spieler sind ja nun mal da.
Die Vorbereitung auf die neue Saison beginnt mit einem Rücktritt. Im^Juli 1996 legt Karl-Heinz Vehling sein Amt als Chef der KGaA nieder, Martin Kind wird Hannover wieder übernehmen. Neururer findet das gut, denn er hat zu Kind ein erstklassiges Verhältnis. Aber da die Transferperiode bereits abgelaufen ist, als Kind dann etwas später an Bord kommt, kann man keine Neuverpflichtungen mehr tätigen. Dies wäre für Kind ohnehin unmöglich gewesen, denn das Geld des Vereins ist aufgebraucht für jene acht Neuzugänge, von denen die meisten, wie Neururer sagt, »gar nicht gingen«.
Das erste Saisonspiel verläuft im heimischen Stadion an sich sehr gut; dass man gegen Werder Bremen allerdings unglücklich kurz vor Schluss mit 2:4 verliert, passt nicht ins Bild. Danach setzt es auch aufgrund katastrophaler Schiedsrichterleistungen eine insgesamt aber verdiente 0:4-Packung in Berlin, woraufhin es zu Hause gegen die als Abstiegskandidat gehandelte Alemannia aus Aachen geht - und erneut gibt es einen auf den Deckel. 0:3 unterliegt 96, die Stimmung im und um den Club ist explosiv, aber Neururer weiß, dass Kind ihn in dieser Situation nicht von seinen Aufgaben entbinden wird. Der Eindruck festigt sich in einem Gespräch, das der Trainer mit dem Präsidenten sucht.
Neururer berichtet alles: Dass die Zusammenarbeit zwischen ihm und Kaenzig sowie dessen Assistenten Carsten Linke, der tatsächlich auf den Posten seines Vorgesetzen schielt, nicht funktioniert. Er erzählt Kind von der Nummer mit Schjönberg, erzählt von den zahlreichen Transfers, bei denen er nicht mal um seine Meinung gefragt worden ist, dann schlussfolgert der Trainer: »Hier ist kein Nährboden mehr vorhanden, hier sackt alles ein. Es ist besser, wenn ich aufhöre.«
»Wie stellen Sie sich das denn vor?«, fragt Kind. »Sie können hier auch einfach gern weitermachen. Ich verlängere Ihren Vertrag.«
Neururer lehnt ab, er hat sich intern zu sehr aufgerieben. Zudem Kind auch nicht gewillt
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