Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Peter Neururer - Aus dem Leben eines Bundesliga-Trainers

Peter Neururer - Aus dem Leben eines Bundesliga-Trainers

Titel: Peter Neururer - Aus dem Leben eines Bundesliga-Trainers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Lötz , Peter Neururer
Vom Netzwerk:
den Gegebenheiten des Profigeschäfts geopfert worden ist. Er sagt den beiden Spielern zudem, dass'fer den Job übernommen habe, weil er von den Fähigkeiten der Mannschaft vollkommen überzeugt und er sich sicher sei, dass man gemeinsam sehr bald bessere als die zuletzt zustandegebrachten Ergebnisse einfahren wird. Neururer habe gesehen, dass die Mannschaft fit sei und dass es im Teamgefüge keinerlei Probleme gebe. Es gelingt ihm, sowohl Enke als auch Tarnat zu überzeugen. Damit hat er zwei mögliche Dynamitstangen aus dem Weg geräumt. Doch die anderen warten schon darauf hochzugehen.
    Zunächst wird aber erst einmal das Stadionverbot aufgehoben, das zum Ende seiner ersten Amtszeit gegen Neururer ausgesprochen wird und seither Bestand hat. Dies ist jedoch ein lächerliches Problem verglichen mit jenem, dass Neururer bei seiner offiziellen Vorstellung vor der versammelten Hannoveraner Presse erleben darf. Denn mit am Tisch sitzt Michael Schjönberg, den Neururer als ehemaligen Spieler von 96 und des 1. FC Kaiserslautern kennt, von dem er sich aber an diesem Tag fragt, weshalb der überhaupt zu dem Termin erschienen ist.
    Schnell klärt Ilja Kaenzig den sichtlich irritierten Neururer auf: »Das ist übrigens Ihr neuer Co-Trainer«, sagt der Manager und grinst. Neururer ist vollkommen sprachlos. Weder hat man ihn über die Verpflichtung eines Co-Trainers informiert, und schon gar nicht wäre Neururer auf Schjönberg als seinen künftigen Assistenten gekommen. Der Trainer kann die Arbeit des Dänen nicht einschätzen, der in Hannover seit seinem Siegtreffer im Elfmeterschießen des DFB-Pokal-Finals 1992 gegen Gladbach verehrt wird. Neururer weiß lediglich, dass Schjönberg gerade mal eine Saison als Jugendcoach in Kaiserslautern und eine als Co-Trainer beim damaligen dänischen Erstligisten Herfolge BK vorzuweisen hat. Auf gut Deutsch: Michael Schjönberg bringt keine für diesen Job relevante Erfahrung als Trainer mit, und schon gar nicht besitzt er eine in Deutschland gültige Trainerlizenz. Hannover hat Schjönbergs dänischem Verein eine Ablöse bezahlt -plus Garantiesumme, plus Freundschaftsspielabsprache, um diesen Auszubildenden unter Vertrag zu nehmen. Doch wer bitte soll die Ausbildung übernehmen? Neururer natürlich. Dem Trainer platzt der Kragen. Er ahnt, dass diese Konstellation mit ihm nicht lange gut gehen wird. Und es geht nach einem 2:2 gegen Stuttgart schon im zweiten Spiel nicht gut.
    Im Anschluss an den 5:1-Sieg über den 1. FC Kaiserslautern betritt Neururer entspannt die 96-Kabine. Da sieht er, wie Schjönberg mit Spielern spricht, die in der Partie nicht zum Einsatz gekommen sind, und er zu einem sagt: »Ja, das versteh ich auch nicht. Bei mir hättest du gespielt.« Neururer ist fassungslos und erklärt seinem Co Schjönberg, dass das der letzte Arbeitstag für ihn gewesen ist.
    Der Cheftrainer ermittelt in der Folge weitere interessante Details zur Personalie Schjönberg, die man ihm bewusst oder unbewusst vorenthalten hat. Er findet heraus, dass Hannovers Pokalheld sein Nachfolger werden soll. Auch das ist nach einer Absprache zwischen 96 und Schjönberg so festgelegt worden. Aber jetzt ist erst mal Schluss für den Dänen. Neururer besteht gegenüber dem Verein darauf, dass er mit Thomas Kristl einen neuen Co-Trainer bekommt, Schjönberg hat mit der ersten Mannschaft fortan nichts mehr zu schaffen. Es läuft relativ ordentlich.
    Nachdem Neururer Hannover in Tuchfühlung zur Abstiegszone auf Tabellenplatz 13 übernommen hat, führt er die Mannschaft bis auf Platz fünf hoch. Doch als der Push durch den neuen Trainer sich ein wenig verflüchtigt hat, geht es der natürlichen Leistungsstärke der Mannschaft entsprechend wiedef ein bisschen die Tabelle herunter. Am Ende landet man im gesicherten Mittelfeld. Nicht unwichtig für viele Fans der »Roten«: Seit 1993 steht Hannover 96 in der Schlusstabelle der Ersten Fußball-Bundesliga wieder einmal vor dem niedersächsischen Rivalen aus der VW-Stadt Wolfsburg.
    Ein bisschen Sentimentalität kommt im Mai 2006 bei 96 auf. Der Tscheche Jan Simäk, von 2001 bis 2003 schon einmal bei Hannover, spielt eine starke Saison für seinen Club Sparta Prag. In Hannover erinnert man sich an Simälc als einen herausragenden offensiven Mittelfeldspieler in der Zweiten Liga, ehe er gesundheitliche Probleme bekommt. Die Rede ist von Alkohol, von Tabletten; auch Neururer hat dies gehört und gelesen. Genaues weiß er zum Krankheitsbild des Tschechen nicht zu

Weitere Kostenlose Bücher