Peter Voss der Millionendieb
drüben in Rothenburg genauso schauderhaft wie Sie hier. Denn das werden Sie wohl gemerkt haben, im Geschäft kann nur einer herrschen. Sie haben genug geschafft, jetzt ruhen Sie sich aus. Sie kommen nur noch morgens eine Stunde her, um mir die nötigen Unterschriften zu liefern. Dann haben Sie den ganzen Tag frei. Der alte Herr aus Germany ist ein prächtiger Mensch, der gut zu Ihnen passen wird. Auch für Ihren Klub bringe ich ihn in empfehlende Erinnerung. Daß Sie ihn aber unbeschädigt abliefern und ihn nicht gar zu stark unter Whisky setzen. Denn für eine Taufe braucht man zwei Paten.«
Jim Stockes streckte beide Hände aus, um auf diese unerwartete Nachricht hin zu gratulieren.
»Danke!« lächelte Peter Voss vergnügt. »Es hat lange genug gedauert. Wir haben beschlossen, unser Baby Jim Bobby zu taufen, wenn es ein Junge wird. Was ich übrigens so gut wie sicher glaube. Der Erbe der Firma Voss, Stockes & Yarker ist unterwegs.«
Am nächsten Morgen, als Stockes seine Unterschriften geliefert und sich empfohlen hatte, meldete sich Bobby Dodd bei der Firma Voss, Stockes & Yarker.
»Sie wollen gewiss Mr. Stockes sprechen?« fragte Peter Voss und bot ihm einen Stuhl an.
Aber Bobby Dodd verneinte und rückte sofort mit seinem Anliegen heraus. Er wollte der Firma sein nicht unbeträchtliches Vermögen zwecks spekulativer Vermehrung anvertrauen. Außerdem gedachte er sich ein kleines Landgut mit Park und Villa zuzulegen, da er seinen Beruf ganz aufgeben wollte.
»Aha«, lachte Peter Voss und bot ihm eine Zigarre an. »Ich habe Ihnen das Geschäft ein bisschen verleidet. Es ist eben leichter, einen Schuldigen zu greifen als einen Unschuldigen, der nicht durch ein böses Gewissen beschwert ist.«
»Nein«, erklärte Bobby Dodd einfach. »Ich möchte nicht wieder in die Lage kommen, einen Unschuldigen verfolgen zu müssen.«
»Mr. Dodd«, rief Voss, »ich werde Ihr Vermögen in kurzer Zeit verdoppeln und verdreifachen! Sie sind ein Mensch, den man liebhaben muß. Sie wollen sich zur Ruhe setzen und das Leben genießen. Dazu gehört eine Frau. Gehen Sie zu Mrs. Voss. Sie hat gestern den Versuch gemacht, Jim Stockes unter die Haube zu bringen. Aber es war ein Versuch am untauglichen Objekt. Gehen Sie ruhig zu ihr, wenn Sie auch kein gutes Gewissen haben. Sie hat Ihnen schon längst verziehen. Lassen Sie sich von ihr glücklich machen. Sie versteht das. Sie hat Routine darin. Bei Ihnen kommt natürlich nur das indirekte Verfahren in Betracht. Sie hat sicher was für Sie auf Lager. Sie hat eine ganze Reihe Freundinnen, die alle zum Anbeißen sind.«
»Im Ernst?« fragte Dodd interessiert.
»Aber gewiss«, lachte Peter Voss. »Im vollen Ernst. Sie hat ein Eheanbahnungsbüro. Jede Frau, die glücklich verheiratet ist, ist eine gewerbsmäßige Heiratsvermittlerin ohne Konzession. Gehen Sie hin und schütten Sie Ihr Herz aus. Es wäre wunderhübsch, wenn Sie eines von diesen patenten Mädels, die immer um sie herum sind, wegfischten. Denn sie fallen mir, offen gestanden, schon ein bisschen auf die Nerven. Ich denke es mir großartig, wenn wir den freundschaftlichen Verkehr, den wir dort drüben in Europa begonnen haben, weiter pflegen würden.«
Dodd nickte versonnen. Doch erst traf der gute Oberlandgerichtsrat, allerdings ohne Haushälterin, ein, dann traf Peters und Pollys Stammhalter ein, und dann erst machten Bobby Dodd und seine Verlobte ihren ersten Besuch bei Peter und Polly.
Voller Vaterstolz zeigte Peter Bobby das Baby, indem er selig fragte: »Ist es mir nicht wie aus dem Gesicht geschnitten?«
Bobby Dodd betrachtete das kleine Wurm mit detektivischer Genauigkeit und erklärte dann:
»Glücklicherweise ist das dem Kind erspart geblieben!«
So war der alte Ton zwischen ihnen wiederhergestellt, aber mehr als zwanzig Kilometer reiste keiner dem anderen mehr nach!
Weitere Kostenlose Bücher