Peter Walsh - Gesamtausgabe Teil 1 - 4 zum Sonderpreis, Thriller (German Edition)
angespannter.
„… Ich habe ihr natürlich gleich das Kleid gekauft. Wir haben noch ein wenig weiter in der Kinderabteilung gebummelt und ich habe noch passende Ballerina gekauft. Danach sind wir zur Frauenabteilung weiter gegangen. Ich wollte eigentlich nur kurz schauen, da sie einige Sachen reduziert hatten, und habe auch ein, zwei Sachen gefunden, die ich anprobieren wollte. Damit bin ich dann in die Umkleidekabine gegangen und auch Nina kam mit.“
„Welche Sachen waren das, die sie mitgenommen haben?“, fragte Schmitt mit der Absicht, ihr Gelegenheit zu geben kurz durchzuatmen, denn gleich, so war er sich sicher, würde der Moment kommen, wo Nina entführt wurde.
„Eine Jeans, ein T-Shirts und eine Jeansjacke“, antworte Melanie emotionslos.
Ein, zwei Sachen, so so … , dachte Schmitt, behielt den Kommentar aber für sich, dabei war es sehr wichtig, dass Melanie sich an jedes kleine Detail erinnerte. Aber beim Shoppen waren Frauen seiner Meinung nach sowieso niemals objektiv. Dies sollte jetzt also auch nichts zur Sache tun. Er nickte nur.
„Die Sachen, bis auf die Jeans, passten auch. Ich wollte die Jeans in einer anderen Größe holen, aber Nina kam mir zuvor. Ich hol sie dir, Mami , sagte sie mit ihrem strahlenden Lächeln, das mich jedes Mal dahinschmelzen ließ. Und ehe ich etwas sagen konnte, war sie auch schon aus der Umkleidekabine gerannt. Ich konnte die Umkleidekabine nicht verlassen, da ich das T-Shirt ausgezogen hatte und keinen BH trug. Statt mir Gedanken zu machen, dass ihr was passieren könnte, lächelte ich und war stolz, eine solch lebensfrohe und aufgeweckte Tochter zu haben.
Doch nach einigen Minuten machte ich mir Sorgen. Ich verließ die Umkleide mit meinen Sachen und suchte sie, aber ich konnte sie nicht finden. Sie war nicht bei den Jeans und auch sonst nirgends. Ich geriet langsam in Panik, rief ihren Namen, aber sie antwortete nicht. Eine Verkäuferin kam auf mich zu und versuchte, mich zu beruhigen. Es gab Durchsagen, aber Nina reagierte nicht und auch kein sonst Niemand. Da hatte ich schon ein ganz komisches Gefühl. Meine Beine waren weich, mein Körper zitterte und mir war ganz kalt. Fast wäre ich ohnmächtig geworden, aber ich blieb standhaft. Standhaft, während jemand meinen Engel entführt hatte …“
Diese letzten Worte waren nur noch ein schwaches Flüstern und Tränen verrieten den Grund. Sie schluckte und hatte ein schweres Kratzen im Hals. Maria füllte ein Glas mit stillem Mineralwasser und reichte es Melanie. Die nahm einen kleinen Schluck und wischte sich die Tränen vom Gesicht. Ihre Faust mit dem Taschentuch löste sich und sie nahm das Taschentuch und putzte ihre Nase. Schmitt hatte aber eher das Gefühl, dass sie mit dem Taschentuch ihre Angst und die aufkommende Schwäche verbergen wollte. Er konnte sich vorstellen, welche Kraft sie das hier kosten musste. Die Erinnerung an die potenzielle Entführung ihrer Tochter, und vor allem der Gedanke, Schuld zu tragen. Wenn sie Nina nicht aus den Augen gelassen hätte, wäre die Entführung wahrscheinlich gescheitert. Schuldgefühle konnten Eltern seelisch so stark beeinflussen, dass einige von ihnen niemals mehr wieder auf die Beine kamen. Schmitt hoffte, dass Melanie stark genug war. Er war sich nicht sicher, ob Melanie bewusst oder unbewusst von ihrer Tochter in der Vergangenheit sprach, doch das bedeutete, dass sie eigentlich bereits davon ausging, dass sie tot war. Schmitt hoffte, dass er diesen Satz überbewertete. Er brauchte eine starke Melanie und vor allem hoffte er, dass die Kleine noch lebte, und mit ein bisschen Glück würde er sie finden und gesund nach Hause bringen. Aber wie groß waren seine Chancen? Darüber wollte er jetzt nicht nachdenken. Dieser Fall warf sehr viele Fragen auf. Wie konnte ein Kind in einem Einkaufshaus entführt werden, ohne dass es irgend jemand sah? Warum hatte Nina nicht geschrien? Was war mit Kameras? Normalerweise gibt es doch zahlreiche Kameras in diesen Einkaufshäusern. Er müsste irgendwie Zugriff drauf bekommen und dafür müsste er in Kontakt mit der Polizei treten. Er brauchte von Melanie noch eine Vollmacht, damit die Polizei ihm Informationen geben durfte. Aber das sah er als reine Routine.
„Frau Vogel, Sie haben das bis jetzt sehr gut gemacht. Ich bewundere Ihre Kraft. Denken Sie, Sie können mir erzählen, was danach passiert ist?“
Melanie blickte auf und in Schmitts Richtung, ihre Augen verrieten plötzlich Entschlossenheit und
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