Peter Walsh - Gesamtausgabe Teil 1 - 4 zum Sonderpreis, Thriller (German Edition)
amerikanische Staatsbürgerschaft, aber welchen Wert hatten schon Staatsbürgerschaften, sie waren nur ein Stück Papier. Als er noch für die Behörde gearbeitet hatte, hatte er viele Staatsbürgerschaften gehabt, deswegen zählte das alles nichts. Vor zwei Jahren glaubte er noch zu wissen, wo er hingehört. Bis ihm alles genommen wurde, was er liebte. Und seit zwei Jahren suchte er seinen Frieden weit weg von den USA und Europa an einem Ort, wo ihn hoffentlich niemand finden würde. Sie sollten ihn in Ruhe lassen, all die Lügen und Intrigen, das war nicht mehr seine Welt und er wollte keine Schachfigur auf diesem politischen Kriegsfeld mehr sein. Immer wieder fragte er sich, wieso er sich auf diese Behörde eingelassen hatte, wie dumm er sein konnte zu glauben, dass Gewalt, Spionage und Verrat Frieden und Freiheit sichern konnten. Das war mehr als dumm und naiv. Das Einzige, was es sicherte, war das Chaos in dieser Welt und damit die Macht der Lobbyisten. Aber er war nicht mehr ihr Spielball. Walsh wollte nur noch seine Ruhe haben und diese Ruhe hatte er am anderen Ende der Welt gefunden, bis ihn dieser eine Satz vor drei Tagen in seiner Ruhe störte und zurück in die wirkliche Welt holte. Aber warum ließ er sich von diesem einen Satz so einnehmen? Weil er nun mal der war, der er ist. Wahrscheinlich konnte er nicht aus seiner Haut. Und weil etwas in ihm sagte, dass dieser Satz eine viel tiefere Bedeutung hatte. Und genau hier lag der Knackpunkt. Er musste die Bedeutung herausfinden. Sein Instinkt sagte ihm nämlich, dass diese Stimme kein einfacher Albtraum war, sondern dass es irgendeinem kleinen, sich in Gefahr befindenden Mädchen gelungen sein musste, einen geistigen Kommunikationskanal zu ihm aufzubauen. Somit verfügte dieses Mädchen über ähnliche Fähigkeiten wie er. Ob sie es bewusst oder unbewusst getan hatte, das konnte er nicht einschätzen. Aber ihr war es gelungen, Peter Walsh zu finden und ihn um Hilfe zu bitten. Wie konnte Walsh also so tun, als hätte er diese Hilfeschreie nicht vernommen? Egal, wie tief der Stachel der Gesellschaft in ihm steckte, er konnte das alles nicht einfach ignorieren.
Er spazierte in den Garten. Es war eine glasklare Nacht, die frische milde Luft wirkte reinigend auf seine Gedanken und er versuchte, diese noch weiter zu ordnen. An einer Stelle, gegenüber einer Buddha-Statue, kniete er sich zur Meditation nieder. Er wollte versuchen, eine Verbindung zu diesem Mädchen aufzubauen. Wenn sie es bewusst getan hatte, dann könnte er ihren Geist aufspüren und sich mit ihr verbinden und vielleicht sogar kommunizieren. Wenn nicht, wäre es so, als würde er die Stecknadel im Heuhaufen suchen. Aber er musste es versuchen.
Walsh versuchte, sich zu entspannen und zu konzentrieren. Nach einigen Minuten gelang es ihm, obwohl er es schon seit Jahren nicht mehr probiert hatte. Aber es war wie Fahrradfahren, so etwas verlernte man nicht. Nein, es war stärker als Fahrradfahren, es war eine Gabe, die er immer besitzen würde. Sein Geist hatte nun die Kontrolle über seinen Körper und er konnte seinen Geist steuern, wie es ihm beliebte.
Und er schickte ihn auf die Such nach einem Signal, nach der Stimme des Mädchens. Die Quelle blieb im Verborgenen. Die geistige Suche zehrte an der Kraft seines Körpers. Er wusste, er durfte es nicht übertreiben, ansonsten würde sich der Körper für diese geistige Anstrengung rächen. Aber jahrelanges Training bei den Behörden hatte dazu geführt, dass er einschätzen konnte, wie weit er seinen Geist und seinen Körper belasten konnte. Walsh hatte schon seit Jahren keine Suche in dieser Dimension mehr vorgenommen, und das merkte er auch. Er war sehr schnell erschöpft, ohne auch nur das geringste Signal wahrzunehmen. Er musste die Suche abbrechen. Anscheinend hatte das Mädchen das Signal unbewusst ausgesendet und es hatte Walsh nur durch Zufall erreicht. Aber er glaubte eigentlich nicht an Zufälle, er wollte das Signal unbedingt aufspüren und sie finden. Also suchte er weiter, bewegte seinen Geist immer weiter weg von seiner Kontrolle und gleich, wenn er sie nicht finden würde, würde sein Körper schlapp machen und ihn zur Aufgabe zwingen. Aber er durfte nicht aufgeben. Irgendwoher musste dieses Signal doch kommen. Er fand nichts. Nichts, nicht einmal ein kleiner Schleier einer Spur offenbarte sich ihm. Und dann spürte Walsh, dass er zu weit gegangen war, dass sich sein Geist komplett von ihm löste. Das durfte nicht
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