Peterchens Mondfahrt
Persönlichkeit
im Himmelsraum ist und viele Ämter hat. Es muss den Sternen
Unterricht im
Singen geben, und es muss aufpassen, dass sie am Tage, wenn sie noch
nicht am
Himmel stehen, ihre Strahlen ordentlich putzen. Lauter kleine,
silberhaarige Mädchen
sind die Sterne. Jedes Kind auf der Erde hat sein Sternchen. Und wenn
das Kind
nicht artig war, wenn es Kuchen stibitzt hat, oder wenn es gar gelogen
hat, so
entstehen auf der schönen Strahlenkrone seines
Sternenmädchens hässliche
Flecken, sie verbiegt sich, oder sie bekommt Scharten. Dann muss das
kleine
Sternchen putzen mit seinem goldenen Putzläppchen und sich
mühen in der
Sternenschule auf der Wiese, damit das Krönchen wieder blank
und hell wird zur
Nacht. Das ist oft furchtbar schwer, und die kleinen Sternchen seufzen
dabei vor
Mühe. Manchmal weinen sie sogar, denn das
Sandmännchen ist sehr streng und lässt
es ihnen nicht durchgehen, wenn auch nur das kleinste Fleckchen noch da
ist.
Meistens aber sind sie fröhlich und oft gar schrecklich
ausgelassen; besonders
im Winter, wenn Weihnachten nicht mehr weit ist. Dann hat das
Sandmännchen Mühe,
Ordnung zu halten; so viel lachen sie. Manchmal lachen sie
über die Mondschäfchen,
die am Tage in dem Stall auf dem kleinen Hügel wohnen und
Purzelbäumchen schießen;
manchmal
über die Himmelsziegen, die so komisch meckern; manchmal
lachen sie
auch über gar nichts und so laut, dass man es beinahe auf der
Erde hören könnte.
Das darf natürlich nicht sein. Dann haut das
Sandmännchen auf die Pauke, sie
bekommen einen Schreck und sind stille, wie die Fischchen im See; aber
nicht
sehr lange. So geht es auf der Sternenwiese zu, wenn auf der Erde Tag
ist. Wenn
aber der Abend kommt, wenn die Sonne auf der Erde untergeht, dann
stellt sich
der Sandmann feierlich vor sein Pult, alle Sternchen setzen ihre Kronen
aufs
Haar und sehen andächtig zu ihm auf. Er wendet im goldenen
Mondbuch auf dem
Pult feierlich eine Seite um und schreibt hinein, was die Kinder auf
Erden am
letzten Tag Gutes getan haben. Er weiß alles, denn die
Sternchen merken es an
ihren Strahlenkronen. Ist dies geschehen, so setzt er sein
großes, silbernes
Sandsiegel unter die Schrift, zwinkert ernsthaft mit seinen
kugelrunden,
freundlichen Äugelchen und zieht an der Glockenschnur. In
demselben Augenblick
läutet es leise über den ganzen Himmel hin von
ungezählten Glöckchen. Zu
dieser Musik aber huschen alle Sternenmädchen von der Wiese
fort und an den
Himmel. Dort stehen
sie dann für die Nacht als winzige
Lichtpünktchen, jedes an seinem Platz.
Sandmännchen aber läuft zu seinem Fernrohr und guckt,
ob sie auch alle richtig
stehen, denn manchmal verirrt sich eins ein wenig an dem
großen, dunklen
Himmel; besonders den kleinen passiert das leicht. Manchmal
rücken sie auch
heimlich ein bisschen zusammen, weil sie sich noch was zu
erzählen haben. Sie
tuscheln und kichern nämlich ebenso gern miteinander wie die
kleinen Mädchen
auf der Erde. Das ist natürlich nicht erlaubt, und
Sandmännchen hält streng
darauf, dass so etwas nicht einreißt am Himmel.
Ja, das Sandmännchen hat wirklich sehr viel zu tun;
besonders am Abend!
Wenn die Sternchen am Himmel stehen, muss es die
Mondschäfchen aus dem Stall
lassen, damit sie in der Nacht auf die Himmelsweide kommen. Das ist
auch ein tüchtiges
Stück Arbeit. Vergnügt sind die nämlich und
fürchterlich ausgelassen! Sie
purzeln mit ihren silbernen Fellchen wie kleine Kullerbällchen
durcheinander,
und bis sie schließlich ruhig auf der Weide oben am Himmel das
schöne
Sternschnuppengemüse grasen, vergeht eine ganze Zeit. Auch
dann noch muss das
Sandmännchen aufpassen, dass sie nicht etwa heimlich den
Kometenkohl oder die
Himmelschoten anknabbern, die dort zwar wachsen, aber den
Schäfchen verboten
sind, weil die Nachtfee sie braucht, wenn sie ihre großen
Mitternachtsessen
gibt, zu denen die mächtigen Naturkräfte eingeladen
werden.
Sind die Mondschäfchen ordentlich auf die Weide
gebracht, so ist noch eine
ganz besonders wichtige Angelegenheit zu erledigen. Es steht auf der
Sternenwiese neben der großen Pauke ein kugelrundes
Säckchen, und aus diesem Säckchen
schüttet der Sandmann einen feinen Silbersand in ein langes
Pusterohr. Dann
geht er gravitätisch nach den vier Himmelsrichtungen an den
Rand der Wiese,
beugt sich weit über das Gitter und bläst den
leuchtenden Staub viermal in
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